Ganz gleich, ob Du gerade einen Schal, ein Paar Socken oder eine bunt gemusterte Babyjacke strickst – falls Du Wolle benutzt, ist es sehr wahrscheinlich Merinowolle. Bei der Wolle Schafes handelt es sich um die qualitativ hochwertigste Schurwolle überhaupt, die gegenüber herkömmlicher Schafswolle (etwa von Heidschnucken oder dem Coburger Fuchs) den Vorteil hat, dass sie überhaupt nicht „kratzig“ ist und ein sehr leichtes und angenehmes Tragegefühl vermittelt.
Anders als viele andere Wollschafrassen erreichen die Merinos eine Spitzen-Wollproduktion von bis zu zehn KG pro Schaf/ pro Jahr. Das ist etwa ein Drittel dessen, was von gewöhnlichen Schafen gewonnen werden kann. Das Haar des Merinoschafs wächst sehr dicht und gleichmäßig, ist lang und stark gekräuselt. Im Gegensatz etwa zur Wolle der Heidschnucke, ist die Merinowolle extrem weich und leicht, weshalb sie sich besonders gut für die Fertigung von Bekleidungstextilien eignet.
Der größte Produzent von Merinoschafwolle ist derzeit Australien, dicht gefolgt von Neuseeland. Der Anteil an Merinowolle am gesamten Woll-Weltmarkt liegt derzeit bei rund 40%.
Merino: Ein Name und viele Arten
Merino entstammt einer spanischen Kreuzung aus einer asiatischen Land- und einer afrikanischen Küsten-Schafrasse. Die Wolle dieser spezifischen Mischung war viele Jahrhunderte lang das Handelsgut der Monarchie, da die Ausfuhr der Tiere bei Todesstrafe verboten war. Nachdem im 18. Jahrhundert die ersten Exemplare nach Deutschland gebracht wurden, kam es zu weiteren Kreuzungen mit heimischen Arten. Mittlerweile existieren weltweit zahlreiche Kreuzungen aus Merinos mit anderen Arten, die sich jeweils in ihrer Empfindlichkeit gegenüber Witterungseinflüssen und dem Feinheitsgrad ihrer Wolle unterscheiden. So sind die australischen und neuseeländischen Merinos beispielsweise mehrheitlich sehr hell bis weiß, was ihre Wolle besonders gut geeignet für das Einfärben mit helleren Farben wie etwa Pastelltönen macht. Die deutschen Merinos hingegen sind etwas „robuster“ und haben, aufgrund des kühleren Klimas, auch rauere Wolle, die von beige bis naturbraun und braun meliert changiert.
Da die deutsche Merinowolle nicht so weich ist wie ihr australisches bzw. neuseeländisches Pendant, wird die Wolle für die Bekleidungs- bzw. Textilindustrie größtenteils importiert. Hierdurch ergibt sich jedoch insbesondere für die Merinowolle das Problem der ökologischen Nachhaltigkeit, da die Wolle aus den südlichen Ländern (mit Ausnahme von z.B. Argentinien) in aller Regel aus Massentierhaltung stammt, in der Chemikalien und Pestizide eingesetzt werden. Nur bei Merinowolle aus kontrolliert biologischer Tierhaltung (kurz: kbT) kannst Du sicher sein, dass die Schafe, von denen Deine Wolle stammt, nicht unter diesen Bedingungen gelitten haben.
Merinowolle: kuschelig, weich & warm
Die Merinowolle, die Du im Fachhandel für Handarbeit kaufen kannst, ist in der Regel bereits vor-verarbeitet und zu einem gewissen Anteil mit synthetischen Fasern vermischt, was die Wolle widerstandsfähiger und anwenderfreundlicher macht. Sockenwolle, für die sich Merino ausgezeichnet eignet, besteht beispielsweise zu 75% aus Merino und 25% synthetischen Fasern. Merinowolle ist vergleichsweise kostengünstig und nichtsdestotrotz sehr hochwertig, elastisch und gut wärmend. Da sie besonders weich und leicht ist, eignet sie sich nicht nur für Pullover und Schals, sondern auch für Kleidungsstücke, die direkt auf der Haut getragen werden (z.B. Wollsocken und Handschuhe). Außerdem wird Merinowolle aufgrund dieser Eigenschaften gerne für Babykleidung verwendet. Wie jede Art der Schurwolle ist auch Merino extrem widerstandsfähig und schmutzabweisend und kann über Nacht ganz einfach ausgelüftet werden. Wenn Du deinen Pullover oder deine Jacke aus Merinowolle doch einmal waschen musst, achte darauf, ihn liegend zu trocknen – denn wenn man Kleidung aus Wolle aufhängt, kann sich die Form verziehen.
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