Beim Patchwork braucht man ständig Streifen, Rechtecke aber auch Quadrate aus nicht dehnbaren Baumwollstoffen. Ich zeige dir, wie du diese ganz einfach und exakt zuschneidest.
Am besten liest du dir die Erklärungen einmal komplett durch, bevor du selber zum Rollschneider greifst. Denn manche Frage oder die Lösung eines eventuell auftauchenden Problems (wie das Verrutschen des Lineals auf dem Stoff) erkläre ich dann im nächsten Kapitel.
Wenn du bereits weißt, wie du die Streifen aus deinem Stoff zuschneidest, dann schaue dir doch meine Gratis Anleitung hier auf meinem Blog an und nähe das niedliche Herz im Log Cabin Muster. Diese Anleitung werde ich in den nächsten Tagen veröffentlichen, daher bitte ich dich noch um etwas Geduld. Das Log Cabin Herz kannst du wunderbar als Nadelkissen oder als Lavendelsäckchen zu Weihnachten verschenken.
Streifen aus deinen Stoffen schneiden
Bei den folgenden Erklärungen beziehe ich mich auf das Log Cabin Herz Muster. Es ist zum einen viel einfacher für dich, anhand eines konkreten Musters meine Erklärungen zu verfolgen. Zum anderen hast du dann bereits die Stoffe für das niedliche Log Cabin Herz zugeschnitten und kannst in ein paar Tagen direkt ein schönes Lavendelkissen oder ein Nadelkissen nähen.
Das Schöne ist, dass du beim Patchwork sehr häufig sowohl mit Stoffresten als auch mit Meterware arbeiten kannst. Der Ausdruck „Stoffreste“ definiert jeder anders, denn ich habe schon Frauen gesprochen, bei denen ein Stoff in der Größe 25 x 25cm zu den Stoffresten gehört. Daher schau einfach, welche Größe deine Stoffreste haben und ob sie passend für dein Patchwork Projekt sind.
In diesem Blogartikel erkläre ich dir, wie du die Streifen oder Rechtecke, aber auch Quadrate aus der Meterware schneidest. Hier beziehe ich mich ausschließlich auf die Vorgehensweise mit dem Rollschneider.
Den Rollschneider empfehle ich dir wirklich sehr, denn er macht den gesamten Zuschnitt beim Patchwork wesentlich schneller und zeitsparender. Du brauchst dafür einen Rollschneider, eine Schneidematte und ein Patchwork Lineal. Das Patchwork Lineal gibt es in verschiedenen Größen. Um die Meterware zu schneiden, finde ich die Lineal Maße 15cm x 60cm am praktischsten.
Natürlich kannst du die gewünschten Rechtecke oder auch Quadrate auch aus Stoffresten zu schneiden.
So schneidest du die Streifen aus deiner Meterware
Vielleicht hast du keine Stoffreste in der passenden Größe oder du möchtest einen Stoff verwenden, den du bereits an einem Stück gekauft hast?
Die Technik, zunächst einen Streifen und dann die benötigten Teile zu schneiden ist vor allem dann nützlich, wenn du viele Stoffstücke in der gleichen Höhe brauchst. Also, wenn du beispielsweise viele Rechtecke und Quadrate brauchst, die 2,5cm hoch sind.
Bevor du die Streifen ganz einfach aus dem Stoff schneidest, ist es wichtig, dass du den Stoff glattbügelst.
Ich wasche meine Stoffe immer vorher, aber das ist ein anderes Thema, denn „Stoff vorher waschen oder nicht waschen" ist so etwas wie ein „Glaubensthema“ im Patchwork. Das heißt, es gibt Argumente dafür und dagegen und im Internet kannst du heiße Diskussionen darüber nachlesen. 😉 Worum es dabei im Detail geht, das kann ich dir gerne einmal in einem anderen Blogartikel erläutern. Aber zum Glück kann jede beim Patchwork so arbeiten, wie sie es möchte und es für richtig hält.
Jetzt geht es erst einmal ums Zuschneiden der Meterware.
Du nimmst also den gebügelten Stoff und faltest ihn einmal in der Breite. Das bedeutet, dass die Falte, an der du den Stoff in der Breite gefaltest hast, links liegt. Diese Falte nennt man übrigens Stoffbruch.
An der rechten Seite liegen die beiden Webkanten übereinander.
Die Webkanten sind die Kanten, auf denen häufig der Name des Herstellers und die Bezeichnung der Stoffserie steht. Teilweise sind auch dort bei gemusterten Stoffen die Farben angegeben, die verwendet wurden. Bei unifarbenen Stoffen siehst du an der Webkante häufig nur den gewebten Abschluss des Stoffes.
Wenn du nicht mehr die vollständige Breite deines Stoffes hast, dann sind die Webkanten bereits abgeschnitten und du hast einfach eine oder zwei Schnittkanten.
Der Stoff liegt nun doppelt, das heißt die beiden Lagen liegen übereinander.
Da der Patchwork Stoff 1,10 Meter breit ist, gefaltet also ungefähr 55cm kannst du wunderbar mit dem Patchwork Lineal arbeiten, welches 60cm lang ist.
Falls du mit deutschen Baumwollstoffen arbeitest, die häufig ca. 1,40 Meter breit sind, brauchst du zwei Patchwork Lineale, die du mit Hilfe der Linien auf der Schneidematte gerade ausrichten kannst.
Du siehst nun auf der unteren Seite die häufig leider schiefe, schräge, krumme Seite. Das ist dort, wo der Stoff zugeschnitten wurde. Häufig fehlen dort zwischen der oberen und der unteren Lage einige Millimeter oder sogar Zentimeter.
Diese untere Seite begradigst du nun.
Eine saubere Kante schneiden
Die Kante begradigen bedeutet, dass du schaust, wo sich die obere und die untere Stoffbahn treffen. Dann weißt du, wieviel Stoff du abschneiden musst.
Dafür legst du das Patchwork Lineal an den Stoffbruch an. Der Stoffbruch ist die gefaltete Kante und das Lineal soll im rechten Winkel zum Stoffbruch liegen.
Das ist wichtig, denn wenn du nicht darauf achtest, hast du an der Falte nachher einen kleinen eckigen „Hügel“ in deinem Stoffstreifen, wenn du den Stoff auseinanderfaltest und weiter verarbeiten möchtest.
Jetzt schneidest du den überstehenden Stoff an der unteren Seite ab. Nun hast du unten zwei schöne Lagen Stoff, die genau aufeinander liegen.
Das ist die Basis, aus der wir nun den Stoffstreifen schneiden.
Vielleicht hattest du gerade Probleme, dass das Lineal verrutschte anstatt beim Zuschnitt mit dem Rollschneider genau an der vorgesehenen Stelle auf dem Stoff liegen zu bleiben?
Vielleicht hast du wegen des Verrutschens des Lineals anstatt einer Geraden eine Kurve in deinen Stoff geschnitten?
Damit das nicht passiert, habe ich einen wunderbaren Trick für dich: Die wandernde Hand.
Die wandernde Hand
Der Trick besteht darin, dass du mit dem Rollschneider immer nur bis zu der Höhe schneidest, wo deine Hand auf dem Lineal liegt. Wenn du weiter schneiden möchtest, dann bewegt sich zuerst die Hand auf dem Lineal und danach der Rollschneider. Hier siehst du meine Schritt-für-Schritt Anleitung zur wandernden Hand:
Du legst also den Stoff und das eine oder bei beiden Patchwork Lineale so auf die Schneidematte, wie ich es im Kapitel "Eine saubere Kante schneiden" gerade beschrieben habe.
Du legst deinen Rollschneider an einem Ende des Stoffes an. Neben dem Rollschneider liegt deine Hand auf dem Lineal. Der Daumen liegt ungefähr auf der Höhe des Rollschneiders, die übrigen Finger sind etwas gespreizt und liegen darüber. Die Finger halten das Lineal locker fest.
Du schneidest ungefähr bis zu der Höhe zwischen Daumen und Mittelfinger aber höchstens bis zur Höhe der Mittel- und Zeigefinger der Hand, die auf dem Lineal liegt. Jetzt bewegt sich die Hand auf dem Lineal, der Daumen wandert hoch zum Zeigefinger:
Danach wandern die übrigen Finger dieser Hand ein Stückchen nach oben und halten das Lineal auf der neuen Höhe fest. Wichtig ist, dass du das Lineal nicht bewegst, sondern deine Finger bei der Bewegung quasi über dem Lineal schweben. und sich jeweils am Ende der Bewegung wieder auf das Lineal legen.
Jetzt schneidest du den Stoff wieder ein Stück mit dem Rollschneider, aber höchstens, bis du auf der Höhe des Mittelfingers bist.
Dann bewegt sich der Daumen erneut hoch zum Zeigefinger…
Danach gehen die übrigen Finger wieder ein Stück nach oben und halten das Lineal wieder fest. Du kannst den Unterschied sehr gut an der Zentimeter Skala des Lineals ablesen.
Auf diese Weise arbeitest du die gesamte Strecke des Stoffes durch, bis der Stoff komplett geschnitten ist.
Mit der Zeit geht dir die Bewegung leicht von der Hand und diese Vorgehensweise wird selbstverständlich für dich.
Du hast jetzt also eine gerade Kante geschnitten. Diese untere Kante ist nun dein Ausgangspunkt, um Stoffstreifen in der gewünschten Höhe zu schneiden.
Die wandernde Hand für Rechtshänder
Hier siehst du die Fotos für Rechtshänder. Da ich Linkshänderin bin, habe ich meine Fotos mit einer Fotobearbeitungssoftware lediglich gespiegelt. Ich hoffe, dass die "Anatomie der Rechtshänder" auf diese Weise deutlich wird.
Kurz gesagt: Du nimmst den Rollschneider in die rechte Hand und legst deine linke Hand auf das Lineal. Du schneidest den Stoff mit dem Lineal in die Richtung, die für dich passend ist. Das ist wohl, wenn du vor dem Stoff und dem Lineal stehst, von links nach rechts.
Aber machen wir es einfach, hier sind die Fotos:
Alles klar? Nur Mut, Übung macht bekanntlich den oder die Meisterin. ;-)
Stoffstreifen schneiden
Nachdem du eine gerade Kante geschnitten hast, nimmst du diese Kante als deine Ausgangsbasis für den Stoffstreifen.
Du legst dein Lineal unten an die soeben geschnittene Kante an. An dem Lineal misst du die benötigte Höhe ab.
Dann schneidest du mit deiner neuen Technik, der wandernden Hand, den Streifen von deiner Meterware ab.
Für das niedliche Log Cabin Herz nehmen wir Stoffstreifen in der Höhe von 2,5cm. Diese Höhe beinhaltet bereits die Nahtzugabe.
Wenn du die Rechtecke aus einer Stofffarbe zuschneiden möchtest, dann brauchst du die folgenden Maße in Zentimeter:
1a: 2,5 x3,5cm
1b: 2,5 x 2,5cm
2a: 2,5 x 4,5 cm
2b: 2,5 x 3,5cm
3a: 2,5 x 5,5cm
3b: 2,5 x 4,5cm
4a: 2,5 x 6,5cm
4b: 2,5 x 5,5cm
Die Maße für den Hintergrundstoff, den Rahmen und die Rückseite findest du in den nächsten Tagen in meiner Anleitung zur Log Cabin Herz Quilt.
Den soeben geschnittenen Streifen verwendest du jetzt, um die benötigten Rechtecke und Quadrate in der entsprechenden Länge zu schneiden. Dafür legst du das Patchwork Lineal quer zum Streifen an. Die untere Kante des Stoffes dient dir als Hinweis, dass du das Lineal im rechten Winkel zum Streifen anlegst. Damit stellst du sicher, dass deine Rechtecke auch wirklich im rechten Winkel (das heißt im 90 Grad Winkel) geschnitten sind.
Zuerst schneidest du die Webkante ab.
Jetzt misst du die benötigte Länge des Rechtecks am Lineal ab. Das Stoffstück 1a zum Beispiel hat eine Länge von 3,5cm. Diese 3,5cm misst du am Lineal ab und schneidest aus dem Streifen dein Rechteck.
So schneidest du nach und nach alle Rechtecke aus.
Nach dem gleichen Prinzip schneidest du auch Quadrate aus, denn ein Quadrat ist ja nichts anderes als ein Rechteck, bei dem die Länge und Breite gleich groß ist.
Viel Spaß mit dem Zuschnitt deines Stoffes und dem Nähen deines Quilts!
Viele Grüße
Chris