Gerade bei einem neuen Quilt Projekt gibt es manchmal Arbeiten, die mir nicht so groß Spaß machen wie andere Tätigkeiten. Dazu gehören beispielsweise Näharbeiten, bei denen zigmal die gleiche Art von Stoffteilen aneinandergenäht wird.
Ich hatte beispielsweise mal einen Quilt, bei dem ungefähr 100 Dreiecke aneinandergenäht wurden. Immer zwei Dreiecke aneinandernähen, dann das nächste Paar usw.… Ich gestehe, der Spaß fing bei mir erst dann an, nachdem ich die Paare genäht hatte und diese dann weiter verarbeiten konnte. Vielleicht geht es dir ähnlich?
Dann habe ich eine wunderbare Technik für dich: Kette nähen!
Diese Technik ist sehr zeitsparend, da man zuerst die Stoffteile optimal vorbereitet und dann hintereinander viele Teile auf einmal näht.
Aber fangen wir von vorne an:
Vorbereitung der Stoffteile
Du schneidest die Stoffteile für dein Patchwork Muster, deinen Patchwork Block, zu.
Dann legst du die Stoffteile so auf deinem Tisch aus, wie das spätere Muster aussehen soll.
Bei meinem Beispiel handelt es sich um einen sogenannten Neuner Block. Der Block nennt sich übrigen 54-40 or Fight. Das ist ein sehr altes, traditionelles Patchwork Muster. Das Buch zu diesem Block schreibe ich gerade. Es dauert also noch ein wenig, bis ich dir diese Anleitung anbieten kann. 😉
Bei einem Neunerblock liegen drei Quadrate in einer Reihe. Es gibt drei Reihen in diesem Block. Drei mal drei Patches ergeben insgesamt neun Patches. Der Name Neuner Block stammt also von der Anzahl der Quadrate, der Patches.
Allerdings sind je nach Komplexität des Blockes die einzelnen Quadrate wiederum in kleinere Patches unterteilt. Bei meinem Block erkennst du, dass einige Quadrate in drei Dreiecke unterteilt sind. Genau diese Möglichkeiten machen die diversen Muster so interessant.
Du legst jeweils 2 Stoffteile aufeinander, die zusammengenäht werden sollen. Die rechte, schöne Seite der Stoffe liegt innen.
Beim Neunerblock nähst du zuerst jeweils zwei Stoffteile zusammen und später nähst du dann das dritte Stoffteil der jeweiligen Reihe an die beiden zuerst genähten Patches an.
Bei den beiden Stoffteilen, die zusammengenäht werden sollen liegt also die rechte, schöne Seite der Stoffe innen. Die Seite, an der genäht wird, liegt rechts. Die Stoffteile liegen also genau so, als ob du sie sofort zum Nähen greifen möchtest.
Du legst dir diese Stoffteile in die Nähe deiner Nähmaschine, damit du sie gleich direkt greifen kannst, wenn du die Kette nähst.
Jetzt gebe ich dir noch einen Tipp für den optimalen Nähfuß und wir können mit dem Nähen beginnen.
Der optimale Nähfuß zum Ketten nähen
Du verwendest einen Nähfuß, der der Nahtzugabe deiner Stoffteile entspricht. Das bedeutet:
Ist dein Patchwork Muster metrisch, also mit Zentimeter Angaben geschrieben? Enthalten deine Stoffteile also die metrische, in Deutschland übliche Nahtzugabe von 0,75 Zentimeter?
Dann verwendest du einen Nähfuß, der dieser Nahtzugabe entspricht. Vielleicht hast du einen Nähfuß, der rechts eine Kante aufweist, sodass dein Stoffteil beim Nähen rechts an diese Kante anstößt? Prima! Dann verwendest du so einen. Bitte prüfe nochmals, ob die Nahtzugabe bei diesem Nähfuß wirklich 0,75cm entspricht.
Ist dein Patchwork Muster imperial, also mit Inch Angaben geschrieben? Dann enthalten deine Stoffteile also die imperiale, im Patchwork sehr verbreitete Nahtzugabe von ¼, also 0,25 Inch?
Für diese Nahtzugabe von ¼ Inch gibt es spezielle Patchwork Nähfüsse, die rechts die bereits beschriebene Kante haben. Ich finde diese Patchwork Nähfüsse sehr nützlich. Bitte prüfe auch bei diesem Nähfuß, ob die Nahtzugabe bei diesem Nähfuß wirklich 0,25 Inch beträgt.
Falls bei deinem Nähfuß die Nahtzugabe nicht exakt ist, dann kannst du vielleicht bei deiner Nähmaschine die Nadel ein wenig nach links oder rechts verschieben? Moderne Nähmaschinen haben häufig diese Funktion. Dann schau, ob du die Nadel entsprechend verschieben kannst und sie optimal mit diesem Nähfuß arbeitet.
Wenn du nur einen „ganz normalen“ Nähfuß hast, dann verwendest du natürlich diesen. Ich habe die ersten Jahre mit einer ganz alten und einfachen Nähmaschine genäht. Es funktioniert auch mit einfachen Nähmaschinen sehr gut. Du achtest dann eben mehr darauf, dass du mit der entsprechenden Nahtzugabe nähst. Das ist dann halt echte Handarbeit. 😉
Was ist Ketten nähen?
Beim Ketten nähen werden mehrere Stoffteile hintereinander genäht.
Das ist besonders zeitsparend, wenn du einen Quilt nähst, bei dem du viele Einzelteile vorsortieren und auf einmal nähen kannst.
Also beispielsweise, weil deine Patchworkdecke aus mehreren Blöcken besteht.
Je nach Größe eines einzelnen Blocks kann ein Quilt beispielsweise aus fünf Reihen mit jeweils sieben Blöcken bestehen. Das wären dann 35 Blöcke, die genäht werden müssen.
Jede andere Variante an Reihen und Blöcken ist natürlich möglich.
Ich möchte dir anhand dieses Beispiels demonstrieren, dass es sehr nützlich sein kann, wenn du viele Patches auf einen Schwung nähen kannst.
Du hast jetzt deine Patches zusammengelegt und sie liegen in der Nähe deiner Nähmaschine.
Jetzt legst du die ersten Stoffteile, die zusammengenäht werden an den Nähfuß und nähst die beiden Stoffteile zusammen.
Der Patchwork Fuß mit der Kante hilft dir, mit der richtigen Nahtzugabe zu nähen.
Werden die Nähte verriegelt oder nicht?
Das Verriegeln einer Naht bedeutet, dass man am Anfang und am Ende einer Naht ein bis zwei Stiche vorwärts und rückwärts näht. Dadurch sind Anfang und Ende der Naht so befestigt, dass diese Naht nicht mehr aufgeht.
Ich verriegle die Nähte der jeweiligen Patches auch beim Kette nähen. Du findest aber auch die Aussagen in Büchern und im Internet, dass das nicht notwendig ist.
Wie immer beim Patchwork darf jede(r) sich aussuchen, wie er oder sie am liebsten arbeitet. Also nähe bitte so, wie es dir gefällt.
Hier, an diesem Nähfuß siehst du, wie die Stoffkante an der Nähfußkante anliegt. Dadurch ist es wesentlich einfacher, immer im gleichen Abstand zu nähen.
Wenn du das bei jedem Stoffstück beachtest, haben deine Patches alle die gleiche, richtige Nahtzugabe.
Du nähst also das erste (doppellagige) Stoffteil zusammen.
Wenn das erste Teil miteinander vernäht ist, dann nähst du ein paar Nähstiche ins Leere. Das bedeutet, dass deine Nähmaschine ein paar Stiche näht, ohne dass ein Stoff unter dem Nähfuß liegt.
Dann legst du das nächste, vorbereitete Stoffteil vorne unter den Nähfuß.
Nach den Stichen ins Leere schiebt der Transporter deiner Nähmaschine das neue Stoffstück unter den Nähfuß und das neue Stoffstück wird genäht.
Wenn dein Nähfuß das Stoffstück nicht so gut greift, dann kannst du den Nähfuß auch anheben und das neue Stoffteil vorne unter den Nähfuß legen. Dann zieht der Transporter das Stoffteil unter den Nähfuß und näht die Teile zusammen.
Bei dieser Technik ist es wichtig, dass zwischen den genähten Stoffteilen immer ein kleines Stück Garn ist.
Das Garn wird also zwischen den jeweiligen Stoffstücken nicht abgeschnitten.
Ich verwende für meine Patchwork Projekte am liebsten einen Patchwork Fuß. Durch die Kante an dem Nähfuß hält sich der Stoff relativ eigenständig an dieser Kante fest.
Ich finde das sehr praktisch, denn es passiert ja leicht, dass man den Stoff zu sehr hin und her bewegt und er dadurch zu weit links oder rechts an der Kante des Nähfußes liegt.
Wenn dir dieses ins Leere nähen nicht gefällt, dann kannst du das Stoffteil nach dem Nähen auch ein wenig nach hinten ziehen. Dadurch ziehst du etwas Garn aus den Spulen. Der Nachteil ist, dass du dafür nach jedem Stoffteil den Nähfuß anheben musst. Probiere es aus, beide Techniken sind hierbei möglich.
Wenn du alle vorbereiteten Stoffteile zusammengenäht hast, dann siehst du, warum diese Technik „Ketten nähen“ heißt. Die Stoffteile liegen jetzt nämlich wie an einer Wimpel Kette aufgereiht nebeneinander.
Zwischen den Stoffteilen ist immer ein kleiner Abstand. In diesem Abstand siehst du das Nähgarn, das sind die Stiche, die du vorhin ins Leere genäht hast.
Genau an diesen Stellen schneidest du die einzelnen Stoffstücke auseinander. Du hast jetzt an jedem Stoffteil ein kleines Stück Nähgarn am Anfang und am Ende, sodass die Naht nicht wieder aufgeht.
Jetzt öffnest du die genähten Stoffteile und streichst sie mit den Fingern glatt. Dann kannst du dein Muster wieder auslegen und die nächsten Teile zusammennähen.
Hier siehst du, wie die soeben genähten Patches in meinem Muster aussehen.
Ich wünsche dir viel Spaß mit deiner neuen Technik des Ketten Nähens und beim Nähen deines neues Quilts!
Wenn du Lust hast, dann schau dir auch meine anderen Blog Beiträge hier auf crazypatterns an. Dort findest du weitere Tipps und Tricks zu Patchwork und Quilting.
Viel Spaß beim Nähen!
Chris