Beim Häkeln werden mittels Faden und Häkelnadel Maschen erzeugt und miteinander verknüpft, wodurch ein textiles Gewebe entsteht. Entsprechend hat das Wort „häkeln“, das in Schriftstücken seit dem 17. Jahrhundert belegt ist, die ursprüngliche Bedeutung „mit Haken fassen“. Die ersten gedruckten Häkelmuster erscheinen zwar erst in Frauenzeitschriften des 19. Jahrhunderts, doch die Kunst des Häkelns ist schon deutlich länger bekannt.
Während das Stricken bereits vor dem Jahre Null als Handwerkskunst mit ästhetischem Anspruch ausgeübt wurde, liegen die Ursprünge der Häkeltechnik laut Wissenschaft in der Pragmatik: Viele Theorien besagen, dass die ersten „gehäkelten“ Stücke Fang- und Fischernetze waren, die unabhängig voneinander auf den verschiedenen Kontinenten entstanden sind. Im Gegensatz zur Stricktechnik (Interne Verlinkung auf Artikel Nr.6) hat sich das Häkeln also nicht durch kulturellen Kontakt, sondern parallel auf der ganzen Welt entwickelt.
Erste Blütezeit der Häkelkunst im 19. Jahrhundert
Nachdem die Kunst des Häkelns viele Jahrhunderte lang von Generation zu Generation weitergegeben und mündlich tradiert wurde, tauchen zu Beginn des 19. Jahrhunderts die ersten gedruckten Häkelanleitungen auf. Die ältesten bekannten Muster stammen aus dem Jahre 1820 und wurden in einer holländischen Zeitschrift veröffentlicht. In dieser Zeit ist das Tragen gehäkelter Spitze zunächst ein Statussymbol der Mittelklasse und gilt insbesondere in adligen Kreisen als unfein. Diese Einschätzung ändert sich, als Mademoiselle Riego de la Brachardiere aus Paris im Jahre 1840 das erste ihrer insgesamt elf Bücher über die Kunst des Häkelns veröffentlicht und die Handarbeit damit auch den gehobenen Kreisen zugänglich macht. Ähnliches geschieht in England – nur ist es hier Königin Victoria selbst, die für die wachsende Popularität des Häkelns sorgt, indem sie verfügt, den britischen Soldaten des Burenkrieges sollten Schals mit dem britischen Wappen gehäkelt werden.
Zweite Blütezeit der Häkelkunst im 20. Jahrhundert
Da man zum Häkeln deutlich mehr Wolle benötigt als zum Stricken, geriet die Handwerkskunst während des Ersten (1914-1918) und des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) ein wenig in Vergessenheit. Zwar wurden an der Front entsprechend warme Kleidungsstücke benötigt, doch diese wurden ausschließlich von den in der Heimat zurückgebliebenen Frauen und Töchtern gestrickt – und nicht gehäkelt. Erst in den 1960er Jahren erwacht die Häkelkunst erneut zum Leben, als der wirtschaftliche Aufschwung nach den großen Entbehrungen der Kriegsjahre den Menschen wieder Zeit für Stunden der Muße lässt. Ein beliebtes Häkelstück ist zu dieser Zeit der sog. „Granny Square“, für welchen Du Wollreste zu bunten Vierecken verarbeitest, die anschließend zu Decken oder Stolen vernäht werden. Ein weiteres Überbleibsel dieser Zeit, das sich auch heute noch in vielen Wohnungen findet, sind gehäkelte Überzüge für Toilettendeckel, Stühle und Toilettenpapierrollen.
Häkeln heute
Interessanterweise ist das Bedürfnis nach Handarbeit und Do-it-yourself-Stücken heutzutage, wo Alles in atemberaubender Geschwindigkeit auch maschinell hergestellt werden kann, so groß wie niemals zuvor. Aus diesem Grund finden sich heute, genau wie vor zwei- oder dreihundert Jahren, wieder Näh- , Strick- und Häkelrunden zusammen, die bei Kaffee, Tee und Kuchen daheim oder im Café ihrer Hobby frönen. Das Angebot an Handarbeitszeitschriften und entsprechenden Blogs und Youtube-Channels ist beinahe unüberschaubar und die gehäkelten Schönheiten machen sogar vor den Großen der Modebranche nicht Halt: Im Sommer 2015 brachten die Modehäuser Mulberry und Burberry eine Häkelkollektion auf den Markt und auch bei Vivienne Westwood und Hugo Boss zählt die Häkelmode mittlerweile zum Sortiment.
Quellen:
- http://www.wollplatz.de/blog/die-geschichte-des-haekelns/
- http://www.t-online.de/ratgeber/freizeit/hobby/id_51712266/die-geschichte-des-haekelns-ursprung-und-grundlagen.html
- http://susis-handarbeitsstuebchen.jimdo.com/h%C3%A4keln-lernen/die-geschichte-des-h%C3%A4kelns/
- https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4keln
- http://www.focus.de/kultur/mode/mode-london-fashion-week-startet-mit-haekelmode_id_4130009.html