Passgenauer Fahrradsattelbezug aus Filzwolle
Alle, die gern Rad fahren, kommen eines Tages an den Punkt, wo sie es beim Sitzen gemütlicher, weicher und bequemer haben möchten. Der pure Fahrradsattel ist eher hart, kalt und unbequem. Wenn man jung ist, stört es einen nicht. Aber gerade die älteren Herrschaften benötigen mehr Komfort! Ich, mit meinen 60 Jahren, gehöre nun auch zu denjenigen, die beim Radfahren mehr Wert auf Bequemlichkeit legen. Welche Wünsche und Anforderungen habe ich denn genau an meinen Sattel?
- Weich und gepolstert
- Temperaturausgleichend und atmungsaktiv (wärmend im Winter, angenehm im Sommer)
- Einfache und schnelle Montage (unkompliziert auf- und abziehbar)
- Waschbar bis 30 Grad in der Waschmaschine
- Fest fixierbar, sodass man ihn nicht verliert
- Aus nachhaltigen Materialien gefertigt
- Strapazierfähig und ewig haltbar
- Nicht altmodisch aussehen
Tja, ganz schön viele Wünsche, oder? Aber wünschen darf man sich ja erst einmal alles. Ich habe lange im Internet gesucht, ob ich etwas finde, was viele meiner Wünsche berücksichtigt. Auf meiner Suche habe ich verschiedene Modelle gefunden, die alle ihre Vor- und Nachteile hatten:
- Selbst genähte aus Wachstuch (wasserabweisend schon, aber weder warm noch weich noch gepolstert)
- Selbst genähte aus recycelten PET-Flaschen oder ausgedienten Regenjacken oder Lkw-Planen, wahlweise mit individuellem Werbeaufdruck (nachhaltig ja, originell auch, aber die wärmenden und polsternden Eigenschaften fehlen)
- Mit Gel gefüllte Sattelbezüge (die Gel-Höcker passen irgendwie nicht zu meinen Körperformen, synthetisches Bezugsmaterial ist nicht atmungsaktiv)
- Bezüge aus Lammfell (schön weich und warm, aber möchte man wirklich, dass ein Lämmchen für unseren Bezug sein Fell abgezogen bekommt? Nicht dehnbar, somit selten genau passend)
- Bunt gehäkelte oder gestrickte im Hippielook (nur bunte Hingucker aus meiner Sicht)
Nachdem ich mehrere Modelle ausprobiert habe und mit keinem wirklich zufrieden war, habe ich beschlossen, mir selbst einen Bezug für meinen Fahrradsattel anzufertigen. Ich hatte Wolle und kann stricken und häkeln. Am Ergebnis meines kreativen Schaffens lasse ich Euch gern teilhaben.
1. Allgemeines
Wir fertigen den Sattel in 4 Arbeitsschritten an:
Zuerst stricken wir die Sitzfläche aus Filzwolle.
Dann stricken oder häkeln wir rund um das Filzteil die Sattelhöhe mit einer nicht filzenden Wolle an.
Danach wird der Bezug in der Waschmaschine gefilzt.
Zum Schluss versehen wir den Bezug mit einem Gummiband oder einer Kordel.
2. Material
- ca. 70 g Filzwolle 50 g/50 m für die Sitzfläche
- 1 Rundstricknadel Stärke 7, ca. 80 cm lang, für die Filzwolle
- Stopfnadel, Schere, Maßband
- ca. 60 cm Gummiband (bis 1 cm breit)
- ca. 70 g dickes Baumwollgarn, z. B. Catania Grande von Schachenmayr (50 g/63 m) oder ca. 50 g Polyacrylgarn „Lisa“ (50 g/133 m; hiermit arbeiten wir doppelfädig) oder anderes Garn, das beim Waschen nicht verfilzt, für die Sattelhöhe
- nur für gehäkelte Variante: Häkelnadeln Stärke 5,5 und 3,5
- nur für gestrickte Variante: Rundstricknadel Stärke 4, ca. 80 cm lang
3. Maschenprobe
Damit die Größe meines Bezugs mit Eurem überstimmt, müssen unsere Maschenproben übereinstimmen. Ich komme mit Nadelstärke 7 und meiner Filzwolle bei 10 × 10 cm auf 11 Maschen und 20 Reihen.
Wenn Ihr weniger Maschen oder weniger Reihen habt als ich, nehmt Ihr eine größere Nadelstärke.
Wenn Ihr mehr Maschen oder mehr Reihen habt als ich, nehmt Ihr eine kleinere Nadelstärke.
4. Sitzfläche
Reihe 1
Wir legen uns 19 Schlaufen auf die Nadel.
Reihe 2
Wir stricken abwechselnd [1 Masche rechts, 1 Masche links]. Die letzte Masche ist eine rechte Masche.
Reihe 3
Wir heben die erste Masche von hinten auf die neue Nadel. Sie wird nicht gestrickt.
Danach stricken wir im Perlmuster. Das heißt, wir stricken alle Maschen entgegengesetzt, wie sie erscheinen – also die rechten Maschen stricken wir links und die linken Maschen stricken wir rechts. Die letzte Masche einer jeden Reihe wird immer rechts gestrickt.
Reihe 4
Wir wiederholen Reihe 2.
Die Reihe beginnt wieder damit, dass wir mit der rechten Nadel von hinten in die erste Masche einstechen und sie auf die neue Nadel heben. Diese Technik macht mit der Zeit an den Seiten einen schönen geflochtenen Rand. Wir stricken weiter im Perlmuster.
Zunahmen
Ab hier nehmen wir zu. Wir nehmen in jeder Hinreihe 1 neue Masche aus dem Querfaden nach der ersten Masche und 1 neue Masche aus dem Querfaden vor der letzten Masche der Reihe auf. So geht’s:
Reihe 5 - Hinreihe mit 2 Zunahmen
Zuerst heben wir die erste Masche wie oben beschrieben auf die neue Nadel. Dann nehmen wir aus dem Querfaden 1 Masche zu. Wir heben sie auf die linke Nadel und stricken sie mustergemäß ab. Wenn die neue Masche eine rechte Masche ist, stricken wir sie rechts-verschränkt, damit hier kein Löchlein entsteht.
Wir stricken die Reihe weiter im Perlmuster. Am Ende der Reihe nehmen wir aus dem Querfaden zwischen der vorletzten und der letzten Masche eine weitere neue Masche (wie oben beschrieben) auf.
Die letzte Masche einer Reihe wird immer rechts gestrickt.
Am Ende haben wir 2 neue Maschen aufgenommen und damit insgesamt 21 Maschen auf der Nadel.
Reihe 6 – Rückreihe ohne Zunahmen
Wir stricken alle Maschen im Perlmuster. Die erste Masche heben wir auf die neue Nadel, die letzte Masche stricken wir rechts.
Reihe 7 ff.
Wir wiederholen Reihe 5 (Hinreihe mit 2 Zunahmen) und Reihe 6 (Rückreihe ohne Zunahmen) solange, bis wir 33 Maschen auf der Nadel haben.
Wir stricken nun so lange weitere Reihen im Perlmuster ohne Zunahmen, bis unser Werk insgesamt 12 cm hoch ist.
Abnahmen
Ab hier nehmen wir wieder ab. Und zwar stricken wir dafür am Beginn jeder Reihe nach der Randmasche durch Überzug 2 Maschen zusammen. Das geht so:
Zuerst heben wir die 1. Masche wie gewohnt auf unsere neue Nadel. Dann legen wir den Faden hinter die Nadel und fädeln die 2. Masche – ohne sie zu stricken – auf unsere rechte Nadel auf.
Jetzt stricken wir die 3. Masche mustergemäß (also eine linke Masche – wie bei mir – wird rechts gestrickt). Dann heben wir die 2. Masche über die soeben gestrickte Masche = das war ein Überzug.
An der Seitenkante seht Ihr, wie die Abnahmen mit der Zeit aussehen.
Seitlich entsteht durch das Abheben der Randmaschen ein schöner Zopfrand. Diesen benötigen wir später für die Maschenaufnahme der Sattelhöhe.
Die Abnahmen machen wir zu Beginn jeder Reihe, bis wir nur noch 19 Maschen auf der Nadel haben.
Langsamere Abnahmen
Ab hier nehmen wir weiter ab, aber langsamer. Wir stricken wie folgt:
- 2 Reihen ohne Abnahmen (also eine Hinreihe und eine Rückreihe)
- 2 Reihen mit je einer Abnahme am Anfang (= 17 Maschen)
- 2 Reihen ohne Abnahmen
- 2 Reihen mit je einer Abnahme am Anfang (= 15 Maschen)
- 2 Reihen ohne Abnahmen
- 2 Reihen mit je einer Abnahme am Anfang (= 13 Maschen)
- 2 Reihen ohne Abnahmen
- 2 Reihen mit je einer Abnahme am Anfang (= 11 Maschen)
- 2 Reihen ohne Abnahmen
- 2 Reihen mit je einer Abnahme am Anfang (= 9 Maschen)
So schaut unser Werk danach aus:
Vorletzte Reihe
Die erste Masche heben wir ab und danach stricken wir immer 2 Maschen rechts zusammen = 5 Maschen.
Letzte Reihe
Die erste Masche heben wir ab. Danach stricken wir immer 2 Maschen links zusammen = 3 Maschen.
Die 3 Maschen, die wir noch auf der Nadel haben, ketten wir ab.
Wir vernähen Anfangs- und Endfaden im Werk.
Mein Werk ist ca. 32 cm lang und ca. 30 cm breit. Das kann bei Euch – je nach Strickstil – ein wenig abweichen. Wenn wir den Sattel später filzen, können wir ihn in die richtige Größe ziehen.
Es ist Zeit für eine Anprobe. Ich habe meinen Sattel abmontiert, damit Ihr alles besser sehen könnt. Ich habe einen ganz normalen Damenrad-Sattel.
Wenn man den Sattel auf das Strickwerk legt und von oben darauf schaut, sollten jetzt rundherum ca. 3 cm Strickwerk zu sehen sein.
Bislang haben wir die Sitzfläche gestrickt. Jetzt fehlt noch die Sattelhöhe. Ihr könnt diese je nach Vorliebe und Fertigkeiten wahlweise häkeln oder stricken. Ich bevorzuge die gehäkelte Variante, weil ich dort den Übergang von der gefilzten Sitzfläche zu den Seiten hin unauffälliger finde.
5. Sattelhöhe – Gehäkelte Variante
Wir starten mit Häkelnadel Stärke 5,5 (ersatzweise 5 oder 6) an der Spitze unseres Sattels. Wir stechen in die Zopfmaschen des Randes ein und häkeln eine Runde feste Maschen.
In jede Zopfmasche häkeln wir 1 feste Masche.
An der Seite mit dem Maschenanschlag unterstechen wir immer zwei Fäden.
Am Ende der Häkelrunde vernähen wir den Faden.
Mein Werk ist jetzt ca. 33 cm lang und ca. 31 cm breit. Das kann bei Euch – je nach Strickstil – etwas abweichen. Am Ende verfilzen wir die Maschen und ziehen den Sattel in die gewünschte Form. Wenn wir unseren Sattel auf das Werk legen, sehen wir rundherum ca. 4 cm Überstand.
Die Arbeit mit der Filzwolle ist nun beendet. Jetzt fertigen wir die Seiten des Bezugs, die Sattelhöhe. Mein Sattel hat eine Höhe von 7 cm. Auch meine anderen Fahrradsättel haben diese Höhe, da gibt es also wenig Abweichung, die man beachten müsste.
Wir häkeln jetzt die Höhe des Bezugs mit einer Häkelnadel der Stärke 3,5 oder 4.
Ich häkele mit dickem Baumwollgarn „Cantania Grande“ (LL 50 g/63 m), weil das schön stabil ist und später beim Verfilzen in der Waschmaschine garantiert nicht schrumpft. Ich habe ca. 70 g gebraucht. Hier gingen auch bunte Reste, wenn Ihr keine 70 g von einer Farbe habt.
Wir starten wieder an der Spitze des Sattels. Wir häkeln feste Maschen in Spiralrunden, also fortlaufenden Runden.
Nach ein paar Runden machen wir eine Anprobe. Der Bezug muss vom Umfang her über den Sattel passen. Die Maschen kann man dabei ruhig etwas ziehen, sie dehnen sich mit der Zeit ohnehin aus.
Wir häkeln so lange, bis unsere Sattelhöhe 7 cm (also meine gemessene Sattelhöhe) erreicht hat. Danach häkeln wir noch zwei weitere Runden feste Maschen, damit wir den Bezug später gut umlegen können.
Eine Anprobe schadet nicht – das geht natürlich auch auf einem montierten Sattel.
Jetzt fehlen nur noch 2 Runden, die wir zum Einfädeln des Gummibands benötigen. Ihr könnt sie in einer anderen Farbe häkeln oder bleibt bei der bisherigen Farbe – das wäre dann unauffälliger.
Runde 1
Wir häkeln eine Runde feste Maschen.
Runde 2
Wir häkeln 3 Luftmaschen, überspringen 1 Masche und häkeln 1 halbes Stäbchen.
Ab hier häkeln wir fortlaufend: [1 Luftmasche, 1 Masche überspringen, 1 halbes Stäbchen].
Am Ende der Runde machen wir eine Kettmasche in den Rundenbeginn und vernähen die Fäden auf der Innenseite des Bezugs.
Damit sind die Woll-Arbeiten beendet. Der Bezug ist überall noch ein wenig schlabberig, aber das ändert sich nach dem Filzen.
6. Sattelhöhe – Gestrickte Variante
Wer lieber stricken mag oder nicht häkeln kann, kann die Sattelhöhe natürlich auch stricken. Wir stricken mit unserer nicht filzenden Wolle. Ich habe mich für „Lisa“ von Gründl (100 % Polyacryl, LL 133 m/50) entschieden. Wir benötigen ca. 40 g Garn. Mit dieser Lauflänge stricken wir zweifädig. Wir stricken mit einer Rundstricknadel der Stärke 4. Wir stricken eher straff als locker.
Ihr könntet auch eine andere Wolle aus Eurem Restekorb nehmen, die eine Lauflänge von 60 bis 65 m/50 g hat (dann einfädig). Auch zwei dünne Wollen, die dann zusammen auf diese Stärke kommen, sind möglich. Wichtig ist, dass die Wolle nicht verfilzt! Die gestrickte Sattelhöhe muss nämlich dehnbar bleiben, damit wir sie über den Sattel ziehen können. Nur die Sitzfläche unseres Bezugs wird später gefilzt.
Zunächst stricken wir aber mit unserer Filzwolle weiter. Wir nehmen aus den Zopfmaschen des Rands einmal rundherum neue Maschen auf unsere Rundstricknadel auf.
Wir starten an der Spitze des Sattels.
Wenn wir zur Seite mit dem Maschenanschlag kommen, unterstechen wir jeweils zwei Fäden und holen uns eine neue Masche durch.
Wir benötigen eine gerade Maschenanzahl.
Wir stricken eine Runde rechte Maschen mit der Filzwolle.
Ab hier stricken wir mit der nicht filzenden Wolle und Rundstricknadel Stärke 4 weiter. Wir stricken eine Runde rechte Maschen.
Ab hier stricken wir im elastischen Rippenmuster.
Wir stricken fortlaufend: [1 Masche rechts-verschränkt, 1 Masche links].
Bei den rechts-verschränkten Maschen stechen wir von rechts nach links in die Masche ein und stricken sie dann wie eine rechte Masche ab.
Wir stricken im Rippenmuster in Spiralrunden weiter. Alle rechts-verschränkten Maschen sitzen immer genau übereinander und alle linken Maschen sitzen ebenfalls immer genau übereinander.
Zwischendurch schadet eine Anprobe nichts. Der Bezug muss über den Sattel passen. Da das Rippenmuster elastisch ist, sollte das gut funktionieren.
Wir stricken so lange weiter, bis wir 6 cm ab der neuen Farbe messen können.
Es folgen 2 Runden mit rechten Maschen.
Dann stricken wir eine „Löcher-Runde“.
Dafür stricken wir fortlaufend: [2 Maschen rechts-verschränkt zusammen, 1 Umschlag].
In der nächsten Runde stricken wir alle rechts-verschränkten Maschen rechts-verschränkt und alle Umschläge rechts.
Jetzt ketten wir ab.
Abketten heißt, wir stricken die 1. Masche rechts. Wir stricken die 2. Masche rechts. Wir heben die 1. Masche über die 2. Masche.
Wir stricken die nächste Masche rechts und heben wieder die Masche davor über die frisch gestrickte. Das wiederholen wir, bis alle Maschen abgekettet sind.
Bevor wir die Fäden vernähen, machen wir eine letzte Anprobe.
Wenn unser Bezug über den Sattel passt, vernähen wir alle Fäden auf der Innenseite des Bezugs. Sollte Euer Bezug nicht über den Sattel passen, habt Ihr zu fest abgekettet. In diesem Fall müsst Ihr die Abkett-Runde noch einmal zurück stricken und dann etwas lockerer abketten. Aber da wir ein elastisches Rippenmuster haben, sollte das auch bei Euch auf Anhieb gut passen.
Nun haben wir einen fertig gestrickten bzw. gehäkelten Sattelbezug vor uns. Damit er seine Funktion erfüllen kann und auch wie angegossen auf unseren Sattel passt, wird er nun in der Waschmaschine gefilzt.
7. Filzen
Wir legen den Sattelbezug in unsere Waschmaschine. Dazu kommen ein großes altes Badehandtuch oder eine schwere, ausgewaschene Jeans oder mehrere Tennisbälle. Diese Zutaten dienen uns als Walkhilfe, denn Filzwolle verfilzt nur durch Wärme, Bewegung, Reibung und Seifenlauge. Wir waschen den Filzbezug samt Walkzutat mit einem Vollwaschmittel (ohne Weichenspüler!) bei 40 Grad (kein Kurzprogramm).
Nach dem ersten Waschgang sieht mein Bezug so aus. Die Maschen sind etwas verfilzt, aber das genügt mir noch nicht. Jede Filzwolle verfilzt unterschiedlich. Auf der Unterseite sehen wir, dass die Sattelhöhe aus Baumwollgarn planmäßig nicht verfilzt ist.
Eine Anprobe zeigt mir, dass mein Sattel durch das noch ungenügende Verfilzen auch noch viel zu locker sitzt. Deshalb darf mein Bezug einen zweiten Waschgang – genauso wie beim ersten Mal – absolvieren.
Nach dem zweiten Waschgang ist die Sitzfläche perfekt verfilzt. Wir können nun den Sattelbezug auf unseren Fahrradsattel ziehen. Den feuchten Filzbezug kann man mit Kraft gut in die richtige Größe und Position ziehen.
Wir lassen den Bezug auf unserem Sattel trocknen. So passt er sich genau der Form unseres Sattels an und sitzt wie angegossen.
8. Gummiband
Jetzt ist der Sattelbezug trocken – es fehlt nur noch das Gummiband bzw. eine Kordel mit Kordelstopper, damit man den Bezug auf seinem Sattel befestigen und fixieren kann.
Wir schneiden uns ein Stück Gummiband (ca. 65 cm) ab. Mithilfe einer Sicherheitsnadel fädeln wir das Gummiband durch die Luftmaschenbögen der letzten gehäkelten Runde (bzw. der gestrickten „Löcher-Runde“). Wir starten auf der Innenseite des Bezugs und enden auch auf der Innenseite des Bezugs.
Wir ziehen den Bezug auf den Sattel und ziehen das Gummiband straff, sodass der Bezug rundherum gut anliegt.
Wir verknoten das Gummiband auf der Innenseite des Bezugs mit einem Doppelknoten. Wir schneiden die Enden des Gummibands mit 1 bis 2 cm Überstand ab.
9. Kordel mit Stopper
Wer es schöner findet, kann auch eine Kordel zum Befestigen des Bezugs verwenden. Die Kordel wird mithilfe einer Sicherheitsnadel durch die Löcher gefädelt.
Am Ende fädeln wir die beiden Kordel-Enden durch den Stopper. Ich umklebe die ausgefransten Kordel-Enden immer mit Klebeband, sodass sie sich besser durch den Stopper fädeln lassen.
Nachdem ich die nötige Länge der Kordel durch Anprobe ermittelt und eingestellt habe, schneide ich die Überlänge ab und mache an jedes Kordel-Ende einen Knoten.
FERTIG!
Das Rad meines Mannes (Ü70) hat natürlich auch einen Sattelbezug bekommen. So machen gemeinsame Radtouren wieder mehr Spaß.
10. Pflegehinweise
Der Sattelbezug ist weich und wärmend. Der Filz bildet einen Puffer zwischen unserem Popo und einem kalten Sattel. So bleibt die Körperwärme bei uns und von unten kommt keine Kälte durch. Außerdem sitzt man durch den dicken Filz schön weich.
Filz nimmt keine Gerüche an. Bei Bedarf kann man den Bezug einfach über Nacht draußen an der frischen Luft auslüften. Sollte doch mal eine Wäsche nötig sein, könnt Ihr den Bezug in der Waschmaschine bei 30 Grad waschen. Danach müsst Ihr ihn feucht (also geschleudert) auf den Sattel ziehen und so trocknen lassen.
Der Sattelbezug lässt zwar bei Nieselregen keine Regentropfen durch, aber sie liegen dann halt auf dem Filz. Die Wachsschicht auf der Filzwolle verhindert bis zu einem gewissen Grad, dass die Regentropfen eindringen. Aber wasserfest ist er nicht. Solltet der Bezug doch mal einen Regenschauer abbekommen haben, lasst Ihr ihn einfach trocknen. Ich benutze meinen 1. Bezug (das ist der graue mit dem blauen Rand) schon seit mehreren Jahren und er zeigt noch keinerlei Abnutzungsspuren.
Im Sommer lasse ich meinen Filzbezug dauerhaft draußen auf meinem Fahrradsattel. Als Regenschutz stülpe ich einfach eine große Plastiktüte darüber.
Im Herbst/Winter nehme ich den Filzbezug generell immer mit ins Haus. Dann ist er schön warm, wenn ich ihn wieder benutze. Dank des Gummizugs ist er schnell ab- und wieder aufgezogen.
11. Schlusswort
Ich hoffe, mein Blogbeitrag hat Euch angeregt und inspiriert, Euch selbst so einen nützlichen Helfer zu fertigen. Wer ihn einmal hat und nutzt, wird jede Fahrt mit dem Rad genießen und ihn nicht mehr missen wollen. Er ist auch ein schönes Geschenk für alle, die gern mit dem Rad fahren und es dabei gemütlich, warm und bequem haben wollen.
Wer gern nach einer PDF-Anleitung arbeiten möchte, findet die kostenlose Anleitung in meinem Shop: Fahrradsattelbezug aus Filzwolle.
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit. Ich würde mich über einen kleinen Gruß oder eine nette Plauderei in den Kommentaren freuen. Bis wir uns wieder lesen, denke ich mir neue spannende Dinge für Euch aus.
Wenn Ihr meinen Stil mögt und Lust auf mehr kreative Ideen von mir habt, stöbert gern in meinem Shop oder kommt mich auf meinem Blog besuchen. Viele bunte Häkel-, Strick-, Bastel- und Filz- und Näh-Ideen warten auf Euch.
Herzliche Grüße von Ina