Schon die Inka schätzten das Alpaka für sein seidiges Vlies und begannen bereits 3000 Jahre vor Christi Geburt damit, die südamerikanische Kamelart zu domestizieren. Während die Inka die Tiere außerdem als Lasttiere und Fleischlieferanten nutzten, wird das Alapaka heute ausschließlich zur Wollproduktion gezüchtet. Alpakagarn bzw. Alpakawolle ist bis zu fünfmal wärmer als Schafswolle und hat thermoisolierende Eigenschaften. Die Tiere bieten, je nach Art, Alter und Lebensraum, 22 unterschiedliche Farbschattierungen von weiß über Braun bis hin zu einem tiefen Schwarz – und das ganz ohne Chemie.
Alpakagarn – Gewinnung und Verarbeitung
Die Wolle der Alpakas gehört zu den teureren Garnen, da die Tiere nur einmal pro Jahr geschoren werden. In der Regel erfolgt die Schur kurz vor Sommerbeginn nach längeren Gutwetterperioden, damit das Vlies vor der Schur nicht mit wechselnden Witterungsbedingungen zu kämpfen hat. Anderenfalls könnte sich dies negativ auf die Qualität der Wolle auswirken. Alpakawolle stammt jedoch nicht nur von erwachsenen Tieren: Das Vlies der Jungtiere hat die gleichen Eigenschaften wie das der älteren Tiere, ist jedoch noch feiner und dadurch kuschliger. Alpakababys werden nur alle zwei Jahre geschoren. Ihre Wolle eignet sich hervorragend zur Herstellung von hochwertigen Babybettdecken und Ähnlichem. Nach der Schur wird die Wolle fein ausgekämmt und am Spinnrad gesponnen. Die Tatsache, dass in der Produktion von Alpakagarn noch heute auf innovative Techniken verzichtet wird, sichert zum einen die hohe Qualität, bedingt zum anderen aber auch den vergleichsweise hohen Einkaufspreis.
In Europa - insbesondere in Deutschland - ist Alpakawolle trotz ihrer vielen positiven Eigenschaften noch nicht besonders verbreitet – hierzulande regiert nach wie vor das Schaf die Wollläden. In der Regel wird für die Wollproduktion zwischen drei Alpakasorten unterschieden: "Alpaka Superfein" ist die Sorte, die in Wollläden und im Großhandel normalerweise als Alpakawolle angeboten wird – das "herkömmliche" Alpakagarn also. "Baby Alpaka" ist noch weicher und leichter als die herkömmliche Alpakawolle, hat jedoch nichts mit der Wolle der Jungtiere zu tun. Das Luxusgut unter den Alpakasorten ist "Royal Alpaka".
Alpakagarn – das "Vlies der Götter"
Dieser Beiname, den die Alpakawolle bereits seit Jahrhunderten trägt, kommt nicht von ungefähr: Alpakagarn ist extrem widerstandsfähig, langlebig, thermoisolierend und antibakteriell.
Die thermoisolierende Eigenschaft kommt dadurch zustande, dass die Faser des Alpakahaares innen hohl ist, was die Wolle einerseits extrem leicht macht und außerdem vor extremen Temperaturen schützt: Die gespeicherte Luft im Inneren der Faser wirkt isolierend und bewahrt die Körperwärme bei niedrigen Außentemperaturen. Bei hohen Temperaturen leitet die Faser Wärme aus und schafft so einen Wärmeausgleich. Darüber hinaus sind die einzigartigen Fasern atmungsaktiv und können bis zu 25 % Feuchtigkeit aufnehmen und regulierend nach außen abgeben. Alpakawolle ist, genau wie Schafswolle, schmutz- und geruchsabweisend und fusselt und filzt (im Gegensatz etwa zu Kaschmir oder Mohair – siehe verschiedene Wollarten im Vergleich) so gut wie gar nicht.
Der große Vorteil des Alpakagarns gegenüber der Schafswolle ist der nicht vorhandene „Prickle-Effekt“: Da die Schuppenstruktur des Alpakahaares extrem dicht und enganliegend ist (ähnlich wie bei Seide und Kaschmir) und so für eine extrem glatte Oberfläche sorgt, entsteht auf der Haut nicht das typische „kratzige“ Gefühl, das Schurwolle normalerweise hervorruft. Ein weiterer Vorteil gegenüber der Schafswolle besteht in dem sehr geringen Anteil an Wollfett, dem sogenannten „Lanolin“. Da das Wollfett ein idealer Raum für Bakterien ist, können diese sich in der Alpakawolle nur schlecht bis gar nicht vermehren und sterben bereits nach kurzer Zeit ab. Aus diesem Grund ist das Vlies der Tiere sogar für Allergiker geeignet.
Alpakagarn – die „Wunderfaser“ von Mutter Natur
Kaum eine andere natürliche Wolle ist so vielseitig einsetzbar und qualitativ hochwertig wie das Alpakagarn: Es eignet sich zum Stricken, zum Weben und zum Filzen und kann direkt auf der Haut getragen werden, ohne zu kratzen oder unangenehme Gerüche zu entwickeln. Aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften kann Alpakawolle sogar zur Herstellung von Bettwäsche für Allergiker und Kleinkinder verwendet werden.
Aufgrund seiner antistatischen und UV-schützenden Eigenschaften, kann das Garn für alle Arten von Kleidungsstücken verwendet werden: Im Winter kannst Du wärmende Pullover, Socken und Mützen stricken, und im Sommer kühlende Sommerschals, Stolen und leichte Kleider kreieren. Stoffe aus Alpakagarn sind, ähnlich wie Kaschmirstoffe, extrem leicht, glatt und glänzend, weshalb sie sich vor allem für edle Kleidungsstücke und Abendgarderobe eignen.
Da die Alpakafaser schmutz- und geruchsabweisend ist, sind Kleidungsstücke aus Alpakagarn bis zu einem gewissen Grad selbstreinigend und können über Nacht ausgelüftet werden. Ist Dein Alpakapulli aber doch einmal zu stark verschmutzt oder Du hast das Gefühl, es ist nun doch an der Zeit für eine Grundreinigung, dann kannst Du ihn entweder von Hand mit ausreichend Wasser und einem milden Haarshampoo (sehr wenig!) auswaschen, oder im Schonwaschgang in die Maschine geben. Achte jedoch darauf, dass Du das Kleidungsstück auch nach dem Waschen nicht wringst oder rubbelst, da es sich dadurch verformen kann. Strickstücke sollten grundsätzlich liegend trocknen. Idealerweise legst Du hierfür ein großes Handtuch auf Deinen Wäscheständer und das Alpaka-Strickstück zum Trocknen darauf, damit es sich zwischen den Leinen nicht nach unten ausbeulen kann.
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Bild 1: distelfliege - Alpaka of Doom – flickr.com
Bild 2: AnnaKIka - Scarf around – flickr.com