Wolle ist nicht gleich Wolle. Grundsätzlich kannst Du zwar mit jedem zu Garn verarbeiteten Material stricken oder häkeln, aber das Ergebnis wird naturgemäß Variationen aufweisen. Darüber hinaus gibt es Wollarten, die ein besonders angenehmes Hautgefühl vermitteln und andere Wollarten, die unter Umständen dermatologische Irritationen hervorrufen können. Aus diesem Grund lohnt sich ein Blick auf die verschiedenen Wollarten und ihre jeweiligen Eigenschaften – so kannst Du dich direkt für das richtige Material entscheiden.
Natur oder Synthetik? Über 'echte' und 'falsche' Wolle
Während Wolle Jahrhunderte lang entweder von der Schafskoppel oder vom Baumwollfeld kam, erreichen uns heute auch Knäule aus dem Chemielabor: Synthetische Wolle ist in der Produktion deutlich günstiger als ihr natürliches Pendant und wird in der Regel aus künstlichen Fasern wie Acryl, Nylon, Polyester, Polyacryl oder Kunstseide hergestellt. Sie eignet sich vor allem für die Herstellung von strick- und häkelbaren Accessoires und weniger zum Tragen auf der Haut, da die künstlichen Fasern nicht atmungsaktiv sind.
Ein deutlich angenehmeres Hautgefühl vermitteln natürliche Fasern wie Baum- oder Schurwolle, da sie atmungsaktiv sind und sich – im Gegensatz zu synthetischer Wolle – der Umgebungstemperatur anpassen. Das bedeutet, dass sie im Winter gut wärmen und im Sommer einen kühlenden Effekt haben. Naturwolle lässt sich sehr gut verarbeiten, da sie leicht und flexibel ist. Darüber hinaus ist sie relativ resistent gegenüber schlechten Gerüchen. Aus diesem Grund eignet "echte" Wolle sich gut zur Herstellung von Kleidungsstücken, die direkt auf der Haut getragen werden. Im Gegenteil zu synthetischen Fasern sind Wollstücke jedoch nicht für die Waschmaschine geeignet und sollten auch nur im "Notfall" per Hand gewaschen werden. Normalerweise genügt es, Kleidungsstücke aus Naturwolle über Nacht an der frischen Luft "auszulüften".
Eine gern gesehene Alternative zu Synthetik- und Naturfasern ist die Mischwolle, die (je nach Mischungsverhältnis) sowohl Anteile künstlicher als auch natürlicher Wolle enthält. Auf diese Weise werden die Vorteile beider Arten miteinander vereint und es entsteht ein Mischgarn, das langlebig ist und trotzdem ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bietet. Eine Mischung synthetischer und natürlicher Fasern liegt beispielsweise beim sog. "Sockengarn" vor, das zu 75% aus Schurwolle und zu 25% als Polyacryl besteht. Diese Mischung verhindert das häufig als "kratzend" empfundene Gefühl, das reine Schurwolle hervorruft, und sorgt dafür, dass die Socken trotz Polyacryl-Anteil atmungsaktiv bleiben.
Die unterschiedlichen Wollarten im Vergleich
Wollart | Vorteile | Nachteile | Eigenschaften | Geeignet für |
---|---|---|---|---|
Synthetische Wolle (Kunstseide, Acryl, Polyacryl, Nylon, Polyester) | kostengünstig; leicht zu verarbeiten; sehr kräftige Farben |
„Plastikartiges“ Gefühl; unter Umständen schlechte Hautverträglichkeit | Strapazierfähig; waschmaschinentauglich (maximal 30°C); sehr formstabil; |
Deko und Accessoires, die nicht direkt auf der Haut getragen werden (Mützen) |
Baumwolle (Erzeugnis aus den Fasern der tropischen Baumwollpflanze) |
günstig; waschbar bei hohen Temperaturen; niedriges Allergiepotential |
Keine | Hitzebeständig; saugfähig; gut färbbar; wärmend |
Bekleidung; Accessoires; Topflappen & Platzdeckchen |
Schurwolle („normale“ Schafswolle) | Sehr hochwertig und daher vergleichsweise kostengünstig; weich & anschmiegsam; wasserabweisend bei besonders hohem Fettgehalt | Je nach Art unter Umständen ein kratzendes Gefühl oder sogar allergische Reaktionen auf der Haut möglich; nur für Handwäsche geeignet; muss liegend getrocknet werden | Je nach Art eingeteilt in 'fein', 'mittelgrob' und 'grob', die für unterschiedliche Zwecke verarbeitet werden | Grobe Schurwolle wird oft als kratzend empfunden; sie wird daher für Teppichen u.Ä. eingesetzt, während feine Schurwolle für Kleidung verwendet wird |
Merinowolle (Wolle des Merinoschafs) |
Hochwertiger, deutlich feiner als „normale“ Schurwolle | Nur für Handwäsche geeignet; sollte nach Möglichkeit liegend getrocknet werden; teurer als „normale“ Schurwolle |
Sehr weich und fein, elastisch und glatt | Da sie gut wärmt und sehr weich ist, wird Merinowolle häufig für Baby-Kleidung verwendet |
Alpakawolle (stammt vom Alpaka-Kamel) |
Hochwertig, formstabil und extrem langlebig; gut zu verarbeiten | Extrem teuer, da Alpakas nur alle zwei Jahre geschoren werden können | Sehr leichte, flexible Fasern, die isolierende Wirkung haben. | Eignet sich aufgrund seiner isolierenden Eigenschaften hervorragend für Winterkleidung. |
Angorawolle (Fell des Angorakaninchens) |
Sehr hochwertig und wärmend | Relativ teuer und sehr empfindlich, da das Material leicht fusselt und zur Knötchen-bildung neigt | Sehr weich, flauschig und warm | Eignet sich gut für Winteraccessoires, da die Haare des Angora-Kaninchens innen hohl sind und gut Wärme speichern. |
Mohair (gewonnen aus dem Fell der Angora-Ziege) |
Leichteste Naturfaser überhaupt, extrem hoher Tragekomfort | Relativ teuer und aufwändig in der Verarbeitung; bei fertiger Kleidung bilden sich Knötchen | Hoher Tragekomfort und angenehm flauschige Haptik | Nicht geeignet für Babykleidung; gut geeignet für Taschen, Pullover und Accessoires |
Seide (gewonnen aus dem Kokon der Seidenraupe) |
Extrem hochwertig und langlebig | Eines der teuersten Garne überhaupt | Sehr glatt und angenehm auf der Haut; besitzt im Sommer einen kühlenden, im Winter einen wärmenden Effekt | Wird vor allem im Bereich der Designermode verwendet |
Cashmere (gewonnen aus dem Flaumhaar der Cashmere-Ziege) |
Extrem hochwertig, edler seidiger Glanz | Exklusiv, daher sehr teuer; wird allerdings häufig in Form von Mischgarn angeboten, was es erschwinglich macht | Sehr wärmend obwohl leicht und dünn | Sehr wärmend obwohl leicht und dünn |