In diesem Artikel geht es um das Kopieren eines meiner Lieblings-Bustiers bzw. Sport-BHs.
Wieder einmal nehme ich dich mit auf eine Näh-Erfahrungsreise. Ich probiere gerne immer wieder mal neue Ideen aus, denn ich bin so ein Learning-by-doing-Typ. Das macht mir einfach Spaß. Mit dieser Methode habe ich mir in meinen jetzt 70 Lebensjahren so einiges angeeignet, das ich in keiner Schule hätte lernen können.
Kennst du das? Du hast ein Kleidungsstück, das dir wie auf den Leib geschneidert ist. Es passt gut, sitzt perfekt und du hast sogar mehrere davon. Das ist vor allem bei Unterwäsche der Fall oder bei Socken. Hier geht es um ein Bustier, das ich mir unter der Bezeichnung Sport-BH gekauft habe, das ich sehr liebe und das es in dieser Form leider nicht mehr zu kaufen gibt. Dazu sei erwähnt, dass es für mich nicht leicht ist, einen wirklich gut sitzenden Sport-BH zu finden. Er sollte überall bequem sitzen, aus Naturfaser bestehen und auch nirgendwo unangenehm zwicken. Nach diesem hatte ich lange gesucht und mir damals gleich mehrere gekauft.
Da solche Kleidungsstücke durch das viele Waschen irgendwann unansehnlich werden und ihre Form verlieren, war es nun an der Zeit, mir Gedanken für einen Ersatz zu machen. Und da ich gerade sehr gerne nähe und dabei Neues ausprobiere, traute ich mich an dieses Experiment heran, ein alt bewährtes Bustier einfach zu kopieren. Was sollte schon passieren? Ich dachte mir, wenn es nicht so perfekt gelingt, dann ist das bei Unterwäsche noch zu verschmerzen.
Vorab sei gesagt - wenn du ein Näh-Profi bist, wirst du vielleicht an einigen Stellen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Vielleicht wirst du aber auch meine Lernschritte verfolgen können, die ich nur durchs Ausprobieren geschafft habe. Denn wie heißt es so schön - Versuch macht klug. Und bei diesem Bustier habe ich mal wieder sehr viel dazugelernt.
Meine Vorbereitungen - was wird gebraucht?
Ich habe eine relativ einfache Nähmaschine, die aber immerhin auch Zickzack nähen kann. Das braucht man unbedingt, wenn man Jerseystoff verarbeitet. Denn die Naht sollte sich auch mitdehnen können.
Als nächstes suchte ich mir eines meiner Original-Bustiers heraus, das ich kopieren wollte, und nahm das älteste Exemplar, das ich von diesem Modell hatte. Das musste dann nämlich in einzelne Teile aufgetrennt werden, denn ich wollte es ja als Schnittmuster bzw. Vorlage benutzen.
Natürlich brauchte ich ja auch neuen Stoff, aus dem ich das Bustier dann genau nach dem alten Schnitt neu nähen wollte. Der war dann schnell gefunden, dieser kleine Rest mit dem Blümchenmuster gefiel mir sehr gut für dieses Projekt. In diesem Fall war es wichtig, Baumwoll-Jerseystoff zu verwenden, da er sich sehr gut an den Körper anschmiegt und gut dehnbar ist. Das Original-Bustier besteht nämlich auch aus einem dünnen Jerseystoff. Der ist ideal für Unterwäsche dieser Art, vor allem für den Sommer.
So waren schon mal die wichtigsten Voraussetzungen vorhanden, um zu beginnen.
Hier eine Übersicht, was du an Material brauchst:
- eine Nähmaschine, die auch Zickzackstich näht,
- ein Kleidungsstück als Vorlage, das zerteilt werden kann,
- Stoff für das neue Kleidungsstück,
- Jerseystoff oder Bündchenstoff für das Bündchen,
- eine Stoffschere, idealerweise auch einen Rollenschneider,
- Stecknadeln und möglichst auch Nähklammern,
- farblich passendes Nähgarn,
- ein Maßband,
- ideal wäre ein rechtwinkliges Kanten-Lineal und
- eine Schneidermatte (als Unterlage für den Rollenschneider unerlässlich).
Wir machen zuerst eine Schnittvorlage aus dem alten Kleidungsstück
Hier habe ich es mir sehr einfach gemacht. Ich habe keine Nähte aufgetrennt, sondern das alte Bustier einfach an den Nähten entlang aufgeschnitten. So hatte ich schon mal die erforderlichen Einzelteile als Schnittmuster. Hier siehst du das vordere Bustier in seinen drei Teilen. Wie du erkennen kannst, habe ich die vorderen Teile genau in der Mitte der Naht zerschnitten.
Beim hinteren Teil des Bustiers habe ich einen Fehler gemacht, der mir aber erst später aufgefallen ist. Ich ließ es nicht im Ganzen, sondern legte es zusammen und schnitt es am Stoffbruch noch einmal auf. Das würde ich beim nächsten Mal natürlich nicht mehr so machen. Warum - das zeige ich dir gleich, wenn wir die Stoffteile auf den neuen Stoff legen.
Nach dem Zerschneiden des hinteren Bustiers habe ich noch an den Seiten markiert, wo der Stoffbruch und wo die seitliche Naht liegt. Als erstes habe ich diese Markierung mit Stecknadeln vorgenommen. Die senkrechten Stecknadeln markieren hier den Stoffbruch, die waagerechten Stecknadeln die seitliche Naht. Später habe ich diese Stellen dann beschriftet. Das würde ich dir auch unbedingt empfehlen, damit du später alles passend zuordnen kannst.
Das untere Bündchen am alten Bustier habe ich einfach abgeschnitten, denn dort sollte ja an dieser Stelle ein neues angenäht werden, das ich etwas breiter als das vorige haben wollte. Diese Verbesserung war mir wichtig für einen guten Sitz. Denn das alte Bündchen rollte sich öfter mal zusammen und schnürte diesen Bereich am Körper auf unangenehme Weise ein. Das wollte ich beim neuen Bustier vermeiden, was mir tatsächlich auch gut gelungen ist.
Hier ist zu sehen, wo genau ich das Bündchen abgeschnitten habe. Den Rand habe ich dran gelassen, damit die Teile besser ihre Form behalten.
Mein Tipp:
Falls du auch vor hast, so einen Kopiervorgang von einem alten Kleidungsstück nachzumachen, sieh dir die Einzelteile vorher genau an und überlege dir, wie du sie später in der neuen Version zusammennähen willst. Nicht jedes Bustier ist so geschnitten wie das hier gezeigte. Da musst du dann individuell vorgehen. Aber dieses Beispiel kann dir sehr gut dabei helfen, dich an so ein Experiment zumindest heranzutrauen.
Nun kommen wir zum nächsten Schritt - der Anordnung aller Teile auf dem neuen Stoff.
Wie passen nun alle Teile auf den neuen Stoff?
In meinem Fall war der Stoffrest sehr knapp bemessen und ich probierte einige Varianten aus, bevor es wirklich passte. Den Fadenlauf konnte ich in diesem speziellen Fall nicht berücksichtigen, denn mir war wichtiger, genau diesen hübschen Blümchenstoff zu einem Bustier zu verwandeln. Ich hatte keine andere Verwendung dafür und hierfür erschien mir dieser kleine Stoffrest einfach optimal.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass das Ergebnis trotzdem gut gelungen ist. Allerdings werde ich bei einem zweiten Versuch den Fadenlauf berücksichtigen und die Ergebnisse vergleichen.
Mein Tipp für dich:
Vergleiche vor dem Zuschneiden die Dehnungsunterschiede des Stoffes. Gerade im vorderen Bereich kann das maßgeblich das Ergebnis beeinflussen. Deshalb kann es wichtig sein, bei allen Telen den Fadenlauf zu beachten.
So sah die Aufteilung aller Teile auf meinem Stoff aus. Wie du siehst, ist alles sehr knapp bemessen auf diesem kleinen Stoffrest. Durch das Zerschneiden des hinteren Bustierteils hatte ich etwas Mühe, mir vorzustellen, ob das komplette Rückenteil tatsächlich passt. Das habe ich dann mit Hilfe des abgeschnittenen Teils feststellen können.
Mein Tipp an dieser Stelle für dich:
Nach dieser Anprobe auf dem neuen Stoff würde ich dir empfehlen, alle Teile auf Papier zu llegen und dir ein Schnittmuster vom kompletten Bustier anzufertigen - plus Nahtzugabe.
Werde dir vorher genau darüber klar, welche Größe du nähen willst, ob die Breite, Länge und andere Maße genauso übernommen werden sollen oder welche Änderungen du bei dieser Gelegenheit schon vornehmen möchtest.
Auf diesem Schnittmuster beschrifte dann alle Teile, so dass du sie später immer wieder verwenden kannst - zum Beispiel Rückenteil, rechtes und linkes Vorderteil, Stoffbruch, Seitennaht und was dir sonst noch wichtig ist. Auch die Größe sollte darauf vermerkt werden. Das werde ich nachträglich auch noch tun, denn ich habe vor, mir noch weitere Bustiers nach diesem Schnitt zu nähen.
Bei meinem ersten Näh-Experiment dieser Art hatte ich mir kein Schnittmuster auf Papier angefertigt, sondern bin einfach so vorgegangen, dass ich alle Teile auf dem Stoff festgesteckt und dann gleich zugeschnitten habe. Dabei habe ich überall einen Rand für die Naht dazugegeben, der aus Platzmangel allerdings ziemlich knapp bemessen war. Auch daraus habe ich wieder mal gelernt, wie sich am Ende dieses Näh-Experiments gezeigt hat.
So sah das dann nach dem Zuschneiden aus. Das Rückenteil habe ich im Stoffbruch zugeschnitten.
Hier siehst du, wie gut der restliche Stoff ganz knapp gepasst hat für das Rückenteil, das ich im Stoffbruch aufgelegt habe.
Und hier liegen nun meine ausgeschnittenen Einzelteile. Fällt dir dabei etwas auf?
Richtig: Das mittlere Vorderteil ist etwas schief geraten. Das liegt daran, dass das Original auch nicht mehr ganz gerade war. Durchs viele Waschen und Tragen hatte es arg gelitten. Das habe ich dann aber gut korrigieren können, indem ich es in den Stoffbruch gelegt - also in der Mitte umgeschlagen - und nachgeschnitten habe. So hatte ich dann ein gerades Mittelteil. Von diesem Vorgang habe ich leider kein Foto, aber ich nehme an, du kannst es dir auch so vorstellen.
Noch ein Tipp:
Wenn du dir ein Schnittmuster auf Papier angefertigt hast und mit diesem den Stoff zuschneidest, kannst du dir die Ränder mit einem Stoffmarkierstift aufzeichnen. Diese Stifte verschwinden magisch nach dem Bügeln oder nach der ersten Wäsche. Ich finde sie sehr hilfreich.
Wenn nun alle Teile fertig zugeschnitten vor dir liegen, werden sie erst einmal gebügelt. Das erleichtert das Nähen, weil sich der Stoff gerade bei Jersey leicht einrollt und dann nicht so leicht gerade zusammennähen lässt. Alternativ kann der Stoff auch schon vor dem Maßnehmen gebügelt werden, was ich auf jeden Fall empfehle. Das erleichtert dir das weitere Vorgehen.
Nun sind alle Vorbereitungen erledigt und es geht ans Zusammennähen des Bustiers.
So nähen wir das Bustier zusammen.
Zuerst kommen die vorderen Teile dran. Die Seitenteile werden dabei an das Mittelteil genäht.
Ich habe diese Stoffteile des Brustbereiches beidseitig genau auf das mittlere Stoffteil gelegt und mit Klammern befestigt, so wie es auf dem folgenden Foto zu sehen ist. Zuerst einmal müssen beide Enden festgesteckt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Endbereiche genau aufeinander liegen. Wenn alles stimmt, werden dort die ersten Klammern befestigt.
Dann habe ich genau die Mitte gesucht und dort ebenfalls eine Klammer gesteckt. Zum Abschluss habe ich nochmal in die Mitte zwischen den bestehenden Klammern eine weitere platziert.
Kleiner Hinweis am Rande: Der Vorteil bei diesem Bustier ist, dass beide aufeinander liegenden Stoffteile gleich lang sind. Deshalb ließ es sich hier recht einfach zusammennähen. Bei größeren Körbchengrößen könnte es etwas schwieriger werden.
So sieht es dann bei mir aus. Ich habe das seitliche Brustteil zur Mitte hin geneigt. So lässt es sich gut zusammennähen.
Hier sind beide Seitenteile am vorderen Mittelteil festgesteckt und bereit zum Nähen.
Diese Seitenteile habe ich mit zwei Nähten versehen. Die erste Naht auf der Rückseite des Stoffes wird so genäht, dass der Nähfuß der Nähmaschine genau mit dem Rand abschließt - so wie beim nächsten Foto. Die Naht liegt dann 0,7 cm vom Rand entfernt. Ich habe mit Zickzackstich genäht mit einer Stichbreite von 2,5 mm, denn der Brustbereich sollte ja gut dehnbar sein.
Kleiner Hinweis: Wenn du den Stoff beim Nähen hier noch etwas dehnst, bekommst du in den Brustbereich mehr Volumen hinein. Das habe ich leider erst beim zweiten Teil festgestellt und wieder was dazu gelernt. Der Unterschied ist aber zum Glück kaum sichtbar.
So sieht diese erste Naht dann auf der Rückseite aus.
Und so sieht dieser Bereich jetzt von vorne aus.
Im Grunde könnte man es so lassen, aber da es beim Original auch zwei Nähte gibt, die den Brustbereich stabilisieren, wollte ich das hier auch so gestalten. Zudem ergibt sich dadurch auch eine viel schönere Form.
Jetzt folgt also noch eine Naht von außen, auf der Vorderseite. Die Stichbreite habe ich hier auf 1 mm eingestellt und mit Zickzackstich genäht. Der rechte Teil des Nähfußes steht dabei genau auf der Mitte der vorher genähten Naht, so wie es hier auf dem Foto zu sehen ist.
Die zweite Naht wird jetzt ganz nah neben die erste gesetzt - das war bei mir ein recht langsamer und genauer Nähvorgang. Hier muss vor allem darauf geachtet werden, dass die umgeschlagene Nahtzugabe auf der Unterseite des Stoffes immer schön gleichmäßig umgeschlagen bleibt, damit sie jetzt von oben gleichmäßig festgenäht wird. Auf dem folgenden Foto ist das gut zu sehen. Ich habe dafür den Stoff einfach mal hochgehoben, damit du dir das besser vorstellen kannst.
So muss die Nahtzugabe umgeschlagen sein mit Sicht von vorne bzw. außen:
So sieht das dass aus, wenn beide Seitenteile angenäht sind. Die neue Naht sitzt neben der ersten und es sieht sehr gut aus bis jetzt. Wie du vielleicht erkennen kannst, habe ich beim Nähen der hier linken Seite den Stoff etwas mehr gedehnt als beim Nähen der rechten Seite. Beim nächsten Bustier bin ich dann etwas schlauer.
Oben steht noch eine kleine Ecke über, die abgeschnitten werden kann.
Hier zeige ich es dir auf der anderen Seite auch nochmal. Alles was links der Markierung liegt, wird abgeschnitten.
Zusammennähen beider Teile an den Seiten
Vorderteil und Rückenteil werden mit der Außenseite aufeinander gelelgt, so dass die Rückseite des Stoffes sichtbar ist. Dann werden die Seitennähte zuerst festgesteckt und dann mit einem Geradstich zusammengenäht (ohne Dehnung!), denn diese Naht muss nicht dehnbar sein.
Wichtig ist hier, dass beim Zusammenstecken schon beachtet wird, dass oben unterm Arm Vorder- und Rückenteil genau aufeinander liegen. Dort wird auch mit dem Zusammennähen begonnen.
Wenn es unten nicht genau passen sollte, lässt sich das später noch korrigieren bzw. zurechtschneiden, bevor das Bündchen angenäht wird.
Zusammennähen der Träger - was zu beachten ist
Bevor die Träger zusammengenäht werden, müssen beide Seiten vom Vorderteil und beide Seiten vom Rückenteil im Stoffbruch aufeinandergelegt werden. Damit lässt sich eine unterschiedliche Länge beider Träger noch gut korrigieren. Das war bei mir der Fall.
Ich habe die Länge dann mit dem zerschnittenen Original verglichen und bemerkt, dass die vorderen Träger auch um ca. 1 cm länger sind als die hinteren. Das habe ich dann so gelassen. Allerdings musste ich eine kleine Ungleichheit in Bezug auf die beiden Seiten der Träger ausgleichen. Denn rechts und links sollte schon gleichmäßig lang sein.
Hier auf dem Foto ist zu sehen, wie ich die beiden Träger der Vorderseite aufeinandergelegt habe. Dafür habe ich die Träger der Rückenseite einfach heruntergeklappt.
Es geht aber auch einfacher. Bei der Rückenseite habe ich die Länge der Träger, wie hier auf dem Foto zu sehen ist, im Stoffbruch verglichen und angepasst. Dabei ist auch gut zu sehen, ob alles symmetrisch ist und gut zusammenpasst.
Wenn alles gut passt, werden die Träger von der Innenseite mit Klammern oder Stecknadeln festgesteckt und anschließend mit einem Geradstich - ohne Dehnen - zusammengenäht.
Mein Tipp:
Damit später auch alles gut sitzt, empfehle ich dir nach dem Zusammennähen eine Anprobe. Denn jetzt lassen sich die Träger noch gut verkürzen, falls das nötig sein sollte. Auch die Seitennähte lassen sich noch ändern. Wenn das Bündchen erst einmal angenäht ist, wird das sehr viel schwieriger.
Wenn alles passt, teste nochmal, ob beide Seiten gleich lang sind, indem du das Bustier so zusammenlegst, dass die linke und rechte Seite aufeinander liegen. Dabei ist auch zu prüfen, ob die Breite beider Träger identisch ist.
Damit ist das Bustier schon mal im Rohbau sozusagen fertig und wir kommen zum nächsten Schritt - dem unteren Bündchen.
So habe ich das untere Bündchen angenäht.
Zuerst mal habe ich in meinen Stoffvorräten nachgesehen, ob ich einen passenden Bündchenstoff finde. Da ich das Bustier für den Sommer aus einem leichten, ziemlich dünnen Stoff genäht habe, erschien mir der dickere Bündchenstoff unpassend und viel zu dick. So entschied ich mich für einen einfarbigen rosa Jerseystoff, der sich ebenfalls sehr leicht und angenehm auf der Haut anfühlt. Solch ein Stoff eignet sich auch sehr gut für ein Bündchen.
Als nächstes musste ich mich vor dem Zuschneiden für die Breite bzw. in diesem Fall Höhe des Bündchens entscheiden.
Natürlich brauchte ich dann auch noch den Umfang des Bündchens. Dafür nahm ich dann Maß unter dem Brustbereich, und zwar ohne Kleidung! Es darf ruhig sehr eng gemessen werden, denn das Bündchen soll sich ja später noch dehnen können und eng am Körper anliegen.
Wie habe ich nun die genauen Maße des Bündchens ausgerechnet?
Zuerst mal die Breite, also der Umfang
Das ist ganz einfach. Da der Umfang enger als der Stoff in dem Bereich sein muss, an den es angenäht wird, gibt es dafür eine Formel. In diesem Fall war mein Umfang 77 cm. Diesen habe ich mit 0,8 multipliziert und 2 cm für die Naht dazu gegeben.
77 cm x 0,8 = 61,6 cm + 2 cm = 63,6 cm
Für einen Zuschnitt im Stoffbruch war es für mich einfacher, eine gerade Zahl zu haben, also habe ich mich für 64 cm Umfang entschieden. Der Stoff musste also im Stoffbruch auf 32 cm Breite geschnitten werden.
Hier auf dem Foto habe ich mir die Breite des Stoffes mit Hilfe der Schneidermatte schon zurecht gelegt.
Die gewünschte Höhe
Für dieses Bustier wollte ich eine Bündchenhöhe von 4 cm haben. Da das Bündchen umgeschlagen wird, also die Höhe doppelt gebraucht wird, sind das 8 cm. Hinzu kommt noch die Nahtzugabe von 2 x 1 cm. Insgesamt brauchte ich also 8 + 2 cm = 10 cm Höhe.
Die Höhe habe ich mir auf dem Stoff jetzt mit einem Stoffmarkierstift als Punkte markiert. Das geht mit so einem Winkel-Lineal sehr einfach und genau.
Hier sind die Punkte gut zu sehen.
Diese Punkte mussten jetzt nur noch verbunden werden, ebenfalls mit einem Stoffmarkierstift.
Vor dem Schneiden habe ich noch geprüft, ob der Stoff überall gut aufeinander liegt, vor allem am unteren Rand. Dort kann er dann mit Nähklammern befestigt werden.
Nun konnte ich das Bündchen zuschneiden.
Das Zuschneiden sollte hier sehr genau erfolgen. Das geht am besten mit einem Rollenschneider und einer Schneidermatte als Unterlage. Damit wird der Schnitt sehr sauber und gerade.
Und so sieht dann das fertig zugeschnittene Bündchen aus.
Das Bündchen wird nun zusammengenäht.
Dafür habe ich es so gefaltet, dass die schönere Seite innen liegt. Mit einem Geradstich ohne Dehnung wird dann das Bündchen an der offenen Seite zusammengenäht.
Mein Tipp an dieser Stelle:
Probiere jetzt unbedingt dieses Bündchen an, und zwar ohne Kleidung. Bevor es angenäht ist, lässt es sich im Umfang noch sehr gut korrigieren bzw. die Naht ändern. Du kannst es zusätzlich auch mit dem Original-Bustier - deiner Vorlage - vergleichen. Da aber der Bündchenstoff hier weicher war, war eine Anprobe unerlässlich.
So sieht es bei mir aus. Das Bündchen im Breitenvergleich zum Bustier.
Als nächstes habe ich die Nähte des Bündchens von innen mit einem Zickzackstich (Stichbreite 2,5 mm) versäubert. So ließ es sich viel besser weiterverarbeiten. Außerdem drückt dann später die Naht nicht am Körper. Hier ein Foto, wie ich den Nähfuß angesetzt habe. Die Kanten sollten ganz mit dem Zickzackstich abgedeckt werden.
Das Ergebnis sah dann so aus. Jetzt war auch der etwas ausgefranste Rand vollständig versäubert.
So sieht das Bündchen dann umgeklappt aus und fertig zum Annähen. Die äußeren Zickzacknähte ergeben für mich sogar ein hübsches Detail. Beim Annähen habe ich diesen Bereich auf die Rückenseite des Bustiers gesetzt. Wahlweise könnte man die Naht auch unter einem Arm platzieren beim Annähen.
Nun geht es ans Annähen des Bündchens.
Damit das Bündchen gleichmäßig angenäht wird und alles perfekt sitzt, müssen nun von beiden Stoffstücken - Bündchen und Bustier - zumindest die Seiten sowie die vordere und hintere Mitte ermittelt und markiert werden. Dafür sind Stecknadeln gut geeignet oder Nähklammern. Ich habe hier Nähklammern verwendet.
Diese markierten Punkte müssen dann beim Nähen genau aufeinander liegen.
Beim Bustier ist das recht einfach zu ermitteln. Seitlich sind es die Nähte. Die vordere und hintere Mitte ist schnell gefunden, wenn das Bustier einmal gefaltet wird. Eine Nähklammer brauchte ich nur in die Mitte des Rückenteils stecken. Vorne ließ es sich schnell ermitteln durch den besonderen Schnitt des Bustiers.
Beim Bündchen habe ich zuerst eine Nähklammer an die Naht gesteckt und dann an die andere Seite. So sah es bei mir aus.
Dann habe ich die Mitte dieser beiden Klammern gesucht und auch dort Klammern gesetzt. Danach nochmal die Mitte zwischen zwei Klammern, bis es so aussah.
Dabei musste ich darauf achten, dass die oberen Ränder immer genau aufeinander lagen, damit das Bündchen gerade angenäht wird.
Hier liegen jetzt beide Teile schon in der Anordnung, wie sie angenäht werden. Das Bündchen muss nur noch außen über den Stoffrand gezogen werden.
So sah es dann vor dem Nähen aus. Alle Teile sind durch Klammern miteinander verbunden.
Nun kann das Annähen beginnen.
Dabei müssen alle Ränder genau aufeinander liegen. Ich habe an der Rückennaht begonnen und dort auch die Naht verriegelt - mit ein paar geraden Stichen vor- und rückwärts. Dann habe ich mit Zickzackstich und einer Stichbreite von 1,5 mm (Stichlänge 3 mm) das Bündchen angenäht. Am Ende habe ich die Naht nochmal verriegelt wie zu Beginn.
Hier zeige ich dir, in welcher Position der Nähfuß bei mir lag. Du siehst hier auch die Anordnung der Stoffteile.
Wichtig: Der Stoff muss beim Annähen des Bündchens etwas gedehnt werden, so dass sich die untere Länge des Stoffes an die obere Länge des Bündchens angleicht.
So sah mein Bündchen aus, als es angenäht war. Etwaige herausstehende Stoffteile können später vorsichtig abgeschnitten und so der Saum begradigt werden.
Hier ist das Bündchen nun umgeschlagen. Im oberen seitlichen Bereich sind hier noch die minimal überstehenden weißen Saumstücke zu sehen.
So sieht jetzt mein Bustier mit dem angenähten Bündchen aus. Es nimmt langsam eine schöne Form an.
Um die Form noch etwas zu verbessern und damit der innere Rand des Bündchens nirgends drücken kann, habe ich von außen noch eine Naht dazu gesetzt. Ich habe wieder an der Rückennaht begonnen und mit einem Zickzackstich (Stichbreite 2,5 mm) direkt neben dem Bündchen von außen einmal rundherum genäht. Hier ist gut zu sehen, wo dabei der Nähfuß bei mir saß.
So sieht es dann von vorne aus. Schon besser als vorher, oder?
Noch nochmal in der größeren Ansicht - die vordere Naht am Bündchen.
So sehen beide Nähte am Bündchen von innen aus. Den überstehenden Rand hattee ich hier schon vorsichtig abgeschnitten.
Das Bündchen ist nun fertig und der nächste Schritt konnte kommen. Das Versäubern der Nahtkante am Bündchen hat mir so gut gefallen, dass ich das jetzt genauso auch bei den Trägernähten machen wollte. Dadurch ließen sich die Ränder des Trägers viel besser umnähen.
So sah das beim Versäubern der Trägernähte aus. Auch wieder mit Zickzackstich und Stichbreite 2,5 mm.
So sieht es von außen aus. Verriegelt habe ich hier nicht, da die Ränder später umgeschlagen und gesäumt werden.
So habe ich die Ränder umsäumt.
Dabei habe ich eine Erfahrung gemacht, von der ich dir hier erzählen möchte. Denn eigentlich sollte es ganz anders werden als ich es letztendlich machen musste.
So ging es hier nicht:
Die Ränder wollte ich ursprünglich mit einem dehnbaren Einfassband umsäumen, das ich mir extra dafür besorgt habe. Dabei habe ich viele Dinge nicht beachtet.
Zum einen hatte ich ein Einfassband aus reinem Elasthan, also keine Naturfasser. Das war viel dicker als der dünne Jerseystoff und es sah angenäht einfach furchtbar aus. Die Bilder habe ich gleich wieder gelöscht, kann sie dir also - zum Glück - nicht zeigen.
Zum anderen erfordert das Nähen mit Einfassband einiges Geschick und ein besonderes Vorgehen. Das werde ich vorher mal an einem Übungsstoff ausprobieren. Denn ich möchte es tatsächlich beim nächsten Bustier so gestalten und dir dann auch demonstrieren. Dafür habe ich mir jetzt schon das passende Jersey-Einfassband bestellt. So sind beide Stoffe in der Qualität identisch, das ist schon mal eine gute Voraussetzung.
So ging es schon besser:
Nachdem ich zweimal - ja, ich brauchte tatsächlich diese krasse Erfahrung - ein grottenschleches Ergebnis hatte und alles mühsam auftrennen musste, entschied ich mich schlussendlich für die einfachste Lösung. Es war auch die einzige, die mir hier noch zur Verfügung stand.
Ich legte die Ränder der Träger und übrigen Teile des oberen Bustiers einfach nach innen um und nähte sie mit einem Zickzackstich - Stichbreite 2,5 mm - fest.
Viel Stoffbreite hatte ich dafür nicht zur Verfügung, denn ich hatte aufgrund des kleinen Stoffrestes die Nahtzugabe sehr knapp bemessen. So musste ich mit ca. 0,5 cm Saumbreite auskommen. So sah das nach dem Feststecken des mittleren Randes bei mir aus.
Der Rand wurde von der Innenseite aus nun angenäht - mit Zickzackstich und einer Stichbreite von 2,5 mm - und wichtig: ohne Dehnung! Hier musste die Naht den Rand komplett bedecken, was ein sehr vorsichtiges und langsames Nähen erforderte. Der Nähfuß musste also so platziert werden, wie es hier auf dem Foto zu sehen ist.
Die Mühe hatte sich gelohnt. Die Nähte sahen super aus und ich war froh, so ein gutes Ergebnis zu bekommen. Hier siehst du die Naht am Träger auf der Innenseite.
Mein Bustier konnte sich nun auch von außen sehen lassen. Wie du siehst, sehen alle Ränder und Nähte gut aus, wie bei einem fertig gekauften Bustier. Dafür, dass es mein erster Versuch dieser Art war, bin ich schon mal sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Da es sich hier um Unterwäsche handelt, sind kleine Fehler, die kaum sichtbar sind, kein allzu großes Problem - für mich als Laie jedenfalls. So eignete sich ein Bustier jedenfalls sehr gut als Einstieg ins Kopieren eines Kleidungsstückes.
Ich werde auf jeden Fall einen zweiten Versuch starten, bei dem ich alles, was ich hier aus Erfahrung gelernt habe, verbessern kann. Dann kann ich dir auch demonstrieren, wie das Nähen mit einem Einfassband funktioniert. Mein zweites Bustier werde ich wohl aus dem hier verwendeten Bündchenstoff nähen, der sich sehr gut dafür eignet.
Was ich beim nächsten Mal verbessern werde
Ich zähle dir hier mal einige Punkte auf, die ich beim nächsten Nähobjekt dieser Art anders gestalten werde:
- Ich werde den Nahtverlauf des Stoffes beim Anordnen der einzelnen Teile auf dem Stoff beachten.
- Ich werde 1 cm Nahtzugabe an den einzelnen Schnittteilen einkalkulieren.
- Ich werden das Rückenteil des Bustiers nicht auseinander schneiden.
- Ich werde mir aus der Vorlage ein Schnittmuster aus Papier anfertigen.
- Das Einfassband wird aus dem gleichen Material bestehen wie der Stoff, also aus Jersey.
- Beim Annähen der vorderen Seitenteile werde ich mehr Dehnung einbringen, um das Brustvolumen zu vergrößern.
Vielleicht hat es dir ja Freude gemacht, mir bei diesem Näh-Experiment über die Schulter zu sehen. Jedenfalls wünsche ich dir viel Freude dabe, wenn du es auch mal probieren möchtest.
Falls du Tipps auf Lager hast, die du hier gerne einbringen willst, schreibe sie doch einfach ins Kommentarfeld. Darüber freuen sich außer mir noch viele Besucher. Wir lernen also gemeinsam - auch von dir.
Mehr Artikel von mir übers Nähen und auch Stricken findest du auf meinem Blog. Dort teile ich gerne meine Erfahrungen mit dir. Komm einfach öfter vorbei oder - noch besser - abonniere meinen Blog. Dann versäumst du keinen meiner nächsten Näh-Abenteuer oder auch hilfreiche Strick-Tipps. Die stehen schon auf meiner To-Do-Liste.
Bis dahin hab viel Spaß beim Handarbeiten und lass es dir gut gehen!
Das wünscht dir von Herzen Monika vom Shop mowi19