Eine Schale als Wollresten
Jede Schale wird ein Unikat. So sieht meine zum Beispiel aus:
Diese tollen Schalen lassen sich kinderleicht aus bunten Wollresten und einem Stück Karton weben. Darin kann man allerlei Krimskrams wie Süßigkeiten, Gummibärchen, Ostereier, Murmeln, Haarspangen usw. aufbewahren. Auch für kleine Naschereien an Weihnachten finde ich sie schön. Wenn an den Adventssonntagen an jedem Platz auf dem Frühstückstisch so ein Schälchen mit kleinen Süßigkeiten steht, ist das doch bezaubernd, oder? Und es braucht nur ganz wenig Material und ist schnell hergestellt.
Die Schalen sind aber nicht nur praktisch, sondern auch besonders hübsch, weil wir sie selbst in unseren Lieblingsfarben anfertigen können. Jedes Kind hat einen anderen Geschmack und in jedem Haushalt gibt es unterschiedliche Garne – somit wird jede Schale einzigartig!
Zu diesem Blogbeitrag gibt es eine kostenlose Anleitung in meinem Shop. Diese beinhaltet auch die Schablone, die Ihr für dieses Projekt unbedingt benötigt. Dank der Schablone könnt Ihr die Schalen auch in großer Runde – zum Beispiel mit einer Kindergruppe an einem verregneten Nachmittag – basteln. Jede Schale wird ein Unikat und ist an einem Nachmittag fertiggestellt.
Ein Erwachsener kann die Schalen mit Kindern ab 5 bis 6 Jahren an einem Nachmittag gemeinsam basteln. Welche Arbeitsschritte die Kinder übernehmen können, hängt von ihren individuellen Fähigkeiten ab. Den Rest übernehmen große Geschwister oder die Eltern. Wenn jeder seine eigene Schale bastelt, haben am Schluss alle Grund zur Freude und werden mit einer schönen Schale belohnt.
Ich habe die Schale mit meinem Enkel Oskar gebastelt, der gerade 6 Jahre alt geworden ist. Es hat uns beiden sehr viel Freude gemacht. In seiner Schale liegen jetzt seine Glasmurmeln und in meiner immer mal eine Tüte Gummibärchen oder kleine Schokoladen, wenn die Enkel zu Besuch kommen.
1. Material
Die kleinen Schalen haben beim Start einen Durchmesser von 16,5 cm und wölben sich dann nach oben. Es können alle Arten von Wollresten und Effektgarnen verwendet werden.
- 1 Stück Pappe (z. B. Rückwand eines Schreib- oder Zeichenblocks)
- Passende Schere zur Pappe
- Klebestift, Kugelschreiber, Filzstifte
- Lochzange bzw. Stanzzange oder anderer Locher
- Lineal
- Wollreste (z. B. Filzwolle, bunte Sockenwolle, Effektgarn, Glitzergarn o. Ä.)
- Stopfnadel
- Ggf. ein kleines Stück Filz
2. Ausdruck der Schablone
Wir fertigen uns eine Schablone an. Dazu drucken wir uns das Bild auf der letzten Seite der Bastelanleitung auf unserem Drucker aus. Da ich hier im Blog keine PDF-Schablone einstellen kann, müsst Ihr bitte die kostenlose Anleitung aus meinem Shop herunterladen.
Wenn Ihr bei den Druckeinstellungen 100 % bzw. Ausdruck in Originalgröße wählt, wird Eure Schale so groß wie meine Beispiel-Schalen. Ohne Bespannung hat sie einen Durchmesser von 16,5 cm. Durch die Wölbung wird sie nach oben gezogen und der Durchmesser der Schale verringert sich entsprechend. Mit der von mir durch die Schablone vorgegebenen Größe hat sie eine gute Größe für Kinderhände.
Wenn Ihr die Schale kleiner oder größer haben wollt, müsst Ihr bei den Druckeinstellungen Eures Druckers entsprechende Einstellungen vornehmen (z. B. Ausdruck in 90 % oder 110 % o. Ä.). Der Ausdruck ist dann eben kleiner oder größer. So könnt Ihr Schalen in verschiedenen Größen machen. Die Machart der Schale bleibt immer genau gleich.
3. Anfertigung der Schablone
Für die Schale benötigen wir eine stabile Version der Schablone.
Wir schneiden die Schablone aus dem Druckerpapier aus.
Wir legen die Schablone auf die Pappe und ziehen mit einem Stift die Umrisse der Schablone nach.
Wir schneiden die Schablone aus der Pappe aus.
Tipp:
Am saubersten schneidet man die Schablone in dieser Reihenfolge aus:
Zuerst schneiden wir mit einer großen Schere die Schablone rundherum entlang der Außenlinien aus.
Danach schneiden wir mit einer langen, spitzen Schere die langen Linien, die zur Mitte führen, ein. Ich setze dabei immer schräg an, sodass ich gleich die kleine Rundung an den Flügeln wegnehme.
Danach klappen wir die losen, schmalen Teile zwischen den Flügeln hoch, falzen die Knickstelle mit dem Finger nach und schneiden das hoch geknickte Teil dann flach über der Schale mit der kleinen, spitzen Schere ab.
Wer mehr als 1 Schale basteln möchte, legt die frisch hergestellte Pappschablone gleich auf ein weiteres Stück Pappe, zeichnet die Umrisse nach und kann so Schablonen für weitere Schalen herstellen.
4. Lochen der Flügel
Wir lochen die Markierungen auf den 13 Flügeln. Ihr könnt gern die Markierungen auf der Schablone zum Lochen nutzen – dafür einfach die Papierschablone auf Pappschablone legen und mit einer Stopfnadel die Löcher durchpieksen. Oder Ihr zeichnet Euch die Markierungen durch Abmessen direkt auf die Flügel auf. Die Löcher sollen 0,5 cm vom Rand entfernt und mittig auf dem Flügel sein.
Jetzt stanzen wir alle 13 Markierungen mit einer Lochstanzzange aus. Bei meiner Zange habe ich 3 mm Durchmesser eingestellt.
Wenn Ihr keine solche Zange habt, könnt Ihr die Löcher zuerst mit einer Stopfnadel machen und sie dann mit einer dicken Stricknadel vergrößern. Durch die Löcher müssen später 4 Fäden des verwendeten Garns passen.
5. Die Bespannung
Unsere Schablone ist nun startklar, um mit Wolle bezogen zu werden. Wir suchen uns entsprechende Wolle. Man kann alles nehmen, was man schön findet. Mein Enkel hat sich für meine weichen, bunten Filzwollreste entschieden.
Ich dagegen habe mich für ein handgesponnenes Garn aus meinem Restekorb entschieden, weil mir hier das Farbspiel so gefiel. Es kann nur ein Knäuel sein oder auch viele verschiedene. Ganz egal, alles ist erlaubt, was an Garnen und Wolle gefällt. Glitzergarn geht bei Kindern auch immer, bedauerlicherweise hatte ich gerade keines vorrätig. Je bunter die Auswahl aus Garnen, desto mehr Spaß macht es den Kindern, sich aus Euren Schätzen etwas auszusuchen. Das regt die Fantasie der Kinder an. Sie stellen sich ihre Schale dann in ihren ausgesuchten Farben vor. Das motiviert ungemein beim Durchhalten.
Wir nehmen das erste Garn (bzw. unser eines Garnknäuel, wenn wir nur mit einem Knäuel arbeiten) und starten auf der Unterseite der Schablone. Der Faden hängt unten heraus. Wir müssen ihn nicht extra befestigten, denn schon in der nächsten Runde wird er durch die nächsten gewebten Fäden fixiert.
Wir weben nun die Wolle immer fortlaufend um die Flügel. Wir führen die Wolle einmal über den Flügel entlang und einmal unter den Flügel hindurch. Da wir eine ungerade Anzahl Flügel haben, entsteht das Webmuster ganz automatisch.
Die Schablone lassen wir dabei möglichst auf dem Tisch liegen und führen die Fäden um die Flügel. Die linke Hand liegt flach auf der Schale. Wir führen den Faden mit der rechten Hand ohne Zug um die Flügel.
Mein Enkel wollte sie aber lieber in der Hand halten und beide Hände an den Flügeln haben – das geht für Kinder wahrscheinlich besser, weil sie so beide Hände zum Arbeiten haben und nicht eine flach auf der Schale liegen muss. Jeder probiert selbst aus, wie es sich für ihn am besten arbeiten lässt.
Wir weben so lange die Fäden um die Flügel, bis wir finden, dass es mit dieser Farbe genug ist. Dann setzen wir einfach mit einer neuen Farbe an. Fadenende und Fadenanfang lassen wir auf der Unterseite heraushängen. Wer mit nur einem Faden arbeitet, webt einfach konstant in diesem Rhythmus weiter.
Wir können jede Farbe so lange verwenden, wie wir mögen. Mein Enkel hatte Lust auf viele Farben, so haben wir uns geeinigt, dass er pro Farbe 3 Runden webt. Das übt dann gleich das Zählen und Einhalten von selbst festgelegten Regeln.
Jetzt wird es langsam Zeit, die Wölbung der Schale zu machen. Das geschieht, indem wir den Faden nun beim Weben ganz leicht anziehen. Automatisch heben sich die Flügel.
Wir dürfen aber auch nicht zu sehr anziehen, sonst wölbt sich die Schale zu schnell und zu steil nach oben. Also bitte gemäßigt anziehen. Ihr habt noch viele Runden Zeit, die Wölbung herauszuarbeiten.
Auch bei meiner bunten Wolle wölbt sich die Schale dadurch leicht, dass ich den Faden etwas strammer um die Flügel webe. Das geht mit der Zeit ganz automatisch. Der Maßstab sollte sein, dass der Spalt zwischen 2 Flügeln immer parallel verläuft und nicht (sehr viel) enger wird.
Das machen wir so lange weiter, bis wir noch ca. 1/3 der Flügel ohne Bespannung haben.
Wir können die Wolle beim Weben ruhig etwas zusammenschieben, sodass man keine Pappe durchblitzen sieht.
6. Farbliche Anpassung der Flügel-Enden
Damit die Pappe später bei der fertigen Schale an den Flügel-Enden nicht so auffällt, können wir sie nun mit einem farblich passenden Filzstift anmalen. An dieser Stelle kann man schon abschätzen, mit welcher Farbe man die letzten Runden weben wird. Da mein Garn einen Grünstich hat, fiel mir die Wahl nicht schwer.
Wir malen die Flügel-Enden ab Beginn der Löcher auf der Ober- und Unterseite in einer passenden Farbe an. Hätte ich ganz zu Anfang schon gewusst, dass meine Flügel mit einem Grünton enden, hätte ich sie schon vor der Bespannung anmalen können. Das wäre insofern praktischer gewesen, als man die Schablone beim Bemalen hätte flach auf den Tisch legen können. Aber so geht es auch.
7. Endspurt
Jetzt weben wir die Schale zu Ende, bis die Flügel gut befüllt sind und wir die Löcher nicht mehr sehen können. Wir können die Fäden ruhig zusammenschieben, damit keine Lücken entstehen, durch die die Pappe durchblitzt.
Auf der Rückseite sehen wir ganz viele Fadenenden heraushängen. Da wir alle Fäden gut und fest verwoben haben, dürfen wir sie mit einer spitzen Schere einfach abschneiden.
Den letzten Arbeitsfaden schneiden wir nun auf 20 cm ab, fädeln ihn in eine Stopfnadel und führen diese unter die Fäden auf der Unterseite der Schale entlang. Dann abschneiden.
8. Wir verkleiden den Boden und die Mitte
Noch sehen wir in der Schale und unten drunter die Mitte aus Pappe. Deshalb verkleiden wir diese nun. Man kann sie mit einem aufgeklebten runden Bild oder einem aufgeklebten Stück Filzstoff bekleben.
Mein Enkelkind wollte gern ein Bild in seiner Schale haben. Also habe ich für ihn ein paar runde, kostenlose Mandala-Ausmalbilder aus dem Internet gedruckt. Er durfte das gewählte Mandala-Motiv dann erst einmal ausmalen. Kinder mögen ja immer Abwechselung beim Basteln, und Malen geht immer. Danach haben wir das Bild an der Außenlinie ausgeschnitten und mit einem Klebestift in die Schale geklebt.
Wenn Euch mein Mandala-Bild gefällt, sei Euch verraten, dass Ihr den Link dazu in meiner kostenlosen Bastelanleitung findet. Hier im Blogbeitrag darf ich ihn nicht einfügen. Die Internetseite gefällt mir darüber hinaus auch deshalb besonders gut, weil man dort auch direkt am Bildschirm große Mandalas ausmalen kann. Das Ausmalen am Bildschirm macht Kindern auch Spaß.
So schaut die fertige Schale mit dem Mandala-Bild aus. Auf dem Bild seht Ihr, dass der Rand der Schale schon fertig ist – dazu kommen wir gleich.
Meine Schale hat innen sowie unten einen Boden aus Filzstoff bekommen. Dafür messen wir die Schale aus und suchen uns dann ein passendes Glas mit diesem Durchmesser (6,5 cm). Mit einem Filzstift zeichnen wir nun den Umriss des Glases auf den Filz auf.
Wir schneiden die 2 aufgemalten Kreise aus. Für den Boden passt der Kreis mit dem 6,5 cm Durchmesser. Den Kreis für die Innenseite schneiden wir rundherum etwas kleiner (Durchmesser ca. 6 cm), sodass er gut in die Schale passt. Wir machen jeweils eine Anprobe und kleben beide Kreise dann mit einem Klebestift oder geeignetem Flüssigkleber in bzw. unter die Schale.
Da der Filzstoff schön weich und geschmeidig ist, legt er sich gut über die erste Runde der Bespannung. Die Pappe soll nicht mehr zu sehen sein. Alles rundherum mit dem Finger gut andrücken.
Wenn man unter die Schale einen Filzstoff klebt, hat das auch den Vorteil, dass man sie leicht über einen Schreibtisch hin- und herschieben kann.
9. Rand – Variante 1
Damit die gewebten Fäden sich nicht von den Flügeln lösen, werden sie nun in der Schlussrunde fixiert. Wir schneiden uns einen Faden von 2 m Länge von der Farbe zu, mit der wir die letzte Runde gewebt haben.
Wir fädeln den Faden so in eine Stopfnadel ein, dass beide Fadenenden gleich lang heraushängen. Somit arbeiten wir den Rand mit doppeltem Faden. Der doppelte Faden macht, dass wir weniger vom „Papp-Rand“ sehen. Wer fransiges Effektgarn hat, kann auch einfädig arbeiten.
Wir arbeiten in Uhrzeigerrichtung. Wir führen die Nadel von hinten nach vorn durch ein Loch. Den Anfangsfaden lassen wir erst einmal hängen, wir vernähen ihn am Schluss.
Wir führen die Nadeln nun von hinten nach vorn durch das Loch im nächsten Flügel. Der Doppelfaden legt sich automatisch in die kleine Lücke zwischen den Flügeln.
Das setzen wir die ganze Runde fort.
Jetzt führen wir die Nadel die Runde wieder zurück und arbeiten entgegen der Uhrzeigerrichtung. Das heißt, wir stechen wieder von hinten nach vorn durch das Loch und legen den Faden danach zwischen die beiden Flügel – über den Faden der ersten Randrunde.
Dann stechen wir wieder von hinten nach vorn in das nächste Loch ein. Der Doppelfaden liegt wieder automatisch in der Lücke zwischen zwei Flügeln.
Das setzen wir die ganze Runde fort. Am Ende vernähen wir den End- und den Anfangsfaden auf der Unterseite der Schale.
FERTIG
So schaut meine Schale nun aus:
Rand-Variante 2
Beim Rand der Schale meines Enkelsohnes habe ich geholfen. Hier habe ich noch eine andere Variante ausprobiert.
In der Hinrunde (Uhrzeigerrichtung) habe ich die Nadel zuerst durch das gleiche Loch gefädelt und bin dann – wie oben beschrieben – zum nächsten Loch gegangen.
Das ergab einen zusätzlichen Faden in der Mitte des Flügels.
Da das Filzgarn sehr instabil ist, hat es sich bei jedem Durchziehen durch ein Loch immer mehr aufgelöst. Wer also ebenfalls eine Schale aus Filzwolle macht, sollte lieber bei der ersten Rand-Variante bleiben. Ansonsten kann man die Variante nehmen, die einem besser gefällt.
Nach der Hinrunde ging es natürlich – wie auch bei der anderen Variante – zurück in die andere Richtung, sodass sich auch hier die Fäden zwischen den Flügeln überkreuzt haben.
Am Ende schaut das dann so aus. Ihr dürft aus beiden Varianten wählen.
Hier noch ein Modell aus dicker, bunter Sockenwolle. Die schönen Farbeffekte entstehen ganz von allein und kommen direkt aus dem Wollknäuel. Perfekt als kleine Herbstdeko – gefüllt mit Kastanien und Eicheln – oder?
Schlusswort
Ich hoffe, meine Anleitung hat Euch angeregt und inspiriert, diese Schale allein oder mit Euren Kindern und/oder Enkelkindern nachzubasteln. Man braucht nicht viel Material und es macht großen Spaß. Ich habe mir ein paar Schablonen auf Vorrat gemacht, sodass ich sie immer mal wieder als Idee hervorzaubern kann. Beim nächsten Mal habe ich dann auch Glitzergarn in der Auswahl.
Jetzt bin ich gespannt, mit wem Ihr diese Schale bastelt und ob Ihr vielleicht noch andere tolle Ideen habt, wie man die Schale abwandeln kann. Schreibt mir das gern in die Kommentare. Auch über einen kleinen Gruß oder eine nette Plauderei an dieser Stelle würde ich mich freuen. Bis wir uns wieder lesen, denke ich mir neue spannende Dinge für Euch aus.
Wenn Ihr meinen Stil mögt und Lust auf mehr kreative Ideen von mir habt, stöbert gern in meinem Shop oder kommt mich auf meinem Blog besuchen. Viele bunte Häkel-, Strick-, Bastel- und Filz-Ideen warten auf Euch.
Ich wünsche Euch viel Freude beim Basteln der kleinen Schalen.
Herzliche Grüße von Ina