Oh halt, was brauche ich denn eigentlich für Material? Ich habe da noch so eine tolle Wolle in meiner Schatzkiste die ich schon lange verarbeiten wollte… und dieses Modell ist perfekt.
Nadelstärke? 4 bis 5 – perfekt, Nadeln habe ich eh genug und die Wolle ist auch für die Stärke.
Jetzt steht doch da tatsächlich: Vor Beginn der Arbeit machen sie bitte eine Maschenprobe
Toll! Das klaut mir mindestens eine Stunde, in der Zeit könnte ich schon ein ganzes Stück gemacht haben…
ICH BRAUCHE KEINE MASCHENPROBE !!!
Schließlich bin ich ja schon Semiprofi…
So geschehen mindestens 100mal… was habe ich wieder aufgetrennt weil es doch nicht gepasst hat, geschimpft auf die Anleitung und keine Lust mehr auf das sooo schöne Modell
Seit einigen Jahren arbeite ich in einem Handarbeitsgeschäft, was tat das am Anfang gut das ich mit meinem Maschenproben-Trauma nicht allein war.
Nun war ich aber die Person die das Problem für die Kunden lösen soll.
Brav habe ich auf die Maschenprobe hingewiesen und den Kunden geraten sich da durchzubeißen.
Dann habe ich es selbst ausprobiert und festgestellt, dass ich ja jede Menge Zeit spare…
Rückwärtsstricken und auftrennen haben immer wesentlich länger gedauert als die Maschenprobe.
Deshalb möchte ich hier für die Maschenprobe eine Lanze brechen.
Sie ist toll, wenn man sie richtig macht.
Ich stricke oder häkle immer ausreichend viele Maschen so dass es mehr als 10cm sind, das lässt sich besser messen.
Außerdem probiere ich ja schon das Muster aus und sehe an einem kleinen Stück ob es mir überhaupt gefällt.
Wenn ich die Maschenprobe gemacht habe rechne ich mir den Anschlag aus.
Zu 100% passend wird es wenn man ein gut sitzendes Teil aus dem Kleiderschrank als Schnittbogen nimmt.
Immer wieder locker das gearbeitete Teil drauf legen, dann kann gar nichts schief gehen.
Rückwärtsstricken und auftrennen findet bei mir nicht mehr statt!
In diesem Sinne, viel Spass mit der nächsten Maschenprobe