Hast du dich auch schon einmal geärgert, dass deine Nähmaschine kleine Stoffreste nicht so gut verarbeitet, sondern statt zu nähen eher zerschreddert?
Oder nerven dich Wartezeiten, in denen du Löcher in die Luft guckst oder dir zum 100.sten Mal Katzenfotos auf Instagram anschaust?
Mit der Hand zu Nähen hat viele Vorteile, die du für dich nutzen kannst. Für die übrigen Näharbeiten oder wenn du später deinen Miniquilt quiltest (die 3 Lagen zusammen nähst), kannst du ja weiterhin deine Nähmaschine benutzen. Denn beides hat seine Vorteile und seine Berechtigung.
"Jeder Jeck ist anders!" heißt es so schön in Köln. Genau das gilt auch für Patchwork. Denn jeder näht so, wie er/sie es für richtig hält und wie es ihm/ihr gefällt. Ich persönlich nähe sowohl mit der Nähmaschine als auch mit der Hand, beides hat seine Vorteile.
Für mich ist das Nähen mit der Hand absolut entspannend. Dabei kann ich ganz im Hier und Jetzt sein. Wichtig ist für mich, dass ich mir keinerlei Fristen setze, wann dieser Quilt fertig sein muss, denn in diesem Fall ist wirklich der Weg das Ziel! Es gibt sogar Studien, die über die stressabbauende Wirkung von Patchwork & Quilting berichten.
Die ganz praktischen Vorteile des Nähens mit der Hand sind für mich beispielsweise, dass ich eine kleine Box mit den Nähutensilien überall mitnehmen kann und spontan einige Minuten nähen kann. Das kann zum Beispiel in den vielen Situationen sein, in denen man warten muss: An der Bushaltestelle, bei Ämtern, Arztbesuchen, bei Pflichtbesuchen bei Verwandten, in denen man die Zeit irgendwie herumbringen muss 😉 oder wo und wann auch immer.
Die Nähutensilien liegen bei mir vorbereitet in der Box und sind sofort einsatzbereit. Egal, ob ich 2 Minuten oder 20 Minuten warte, ich verbringe die Zeit mit etwas Schönem. 😊
Grundkenntnisse des Nähens mit der Hand für Patchwork & Quilting:
Welche Kenntnisse brauchst du nun, um einen Quilt mit der Hand zu nähen? Vielleicht bist du gleich erstaunt, wie einfach es ist!
- Du weißt, wie du einen Faden in die Nadel bekommst oder du hast (wie ich) einen Nadeleinfädler, der dir dabei hilft. 😉
- Die Nadeleinfädler gibt es heute immer noch in der einfachen Metallversion (die hat meine Oma bereits genutzt) oder in der hippen amerikanischen Version für extradünne Nähnadeln.
- Du kannst 2 Stoffteile aneinandernähen.
- Damit du möglichst gerade nähst, kannst du auch eine Nahtlinie einzeichnen.
Falls du diese Kenntnisse bereits hast, kannst du die nächsten Abschnitte überspringen. Falls nicht, dann lies gerne weiter, ich erkläre es dir ausführlich. Du wirst sehen, es ist ganz einfach.
Hier meine Basics, wenn du keine Erfahrung mit dem Handnähen hast:
Nähnadel und Einfädeln der Nadel
Zuerst fädelst du den Faden in deine Nähnadel ein.
Welche Nähnadel du verwendest, das ist Geschmackssache. Eine ziemlich große und dicke Nähnadel hat den Vorteil, dass sie eine große Öse hat und sie ist natürlich leichter zu greifen als kleinere Nadeln. Der Nachteil ist, dass sie ein bisschen klobig ist und etwas schwerer durch den Stoff gleitet als dünnere Nadeln.
Aus diesem Grund verwende ich extra dünne und sehr scharfe Nähnadeln. Ich nähe zeitweise 4 Stunden pro Tag mit der Hand, da macht es schon einen Unterschied, welche Nähnadel ich verwende.
Der Nachteil der dünnen Nadel liegt in der sehr kleinen Öse. Um den Faden einzufädeln, brauche ich den speziellen Einfädler, der für diese extra dünnen Nadeln konzipiert wurde. Okay, ich gebe zu, andere Personen haben mir diese Nadel auch mit dem bloßen Auge eingefädelt, als ich den Einfädler unterwegs vergessen hatte. Ich mag solche Spielereien, die mir die Arbeit erleichtern. Außerdem hat man ja nicht immer hilfreiche Personen zur Hand.. 😉
Probiere einfach einige Nähnadeln aus oder nimm für die ersten Nähte einfach die Nähnadel, die du zuhause hast.
Das Schöne beim häufigen Nähen mit der Hand ist, dass du ganz bei der Sache bist und quasi alle Materialien hautnah erlebst. Das fängt bei der Nähnadel an und geht dann weiter mit dem Nähgarn. Bei der Nähmaschine nimmst du das Garn, das deine Nähmaschine mag und gut verarbeitet. Beim Nähen mit der Hand nimmst du das Garn, das DU gerne magst.
Ich liebe Garn, dass wie die Nadel leicht durch den Stoff gleitet. Es gibt unzählige Hersteller und Materialien. Auch hier gilt, dass du am besten mit dem beginnst, was du zuhause hast.
Ich liebe mein Polyester Garn, das sich „Allesnähergarn“ nennt. Diese Bezeichnung klingt zwar nicht spannend aber für mich ist es quasi der Nähhimmel auf Erden. Es ist sehr dünn und verträgt in meinen Quilts auch das häufige Waschen und Trocknen.
Du fädelst den Faden in die Nadel. Danach sicherst du ein Fadenende mit einem Knoten. Die beiden Stoffteile fixierst du mit einer oder mehreren Stecknadeln, damit sie nicht verrutschen.
Das war’s mit der Vorbereitung und du kannst loslegen mit dem Running Stitch.
Die Running Stitch-Methode
Die Running Stitch Methode ist eine extrem einfache Nähvariante, mit der du die beiden Stoffteile ganz einfach miteinander verbinden kannst.
Ich bin Linkshänderin, daher siehst du, wie ich auf den folgenden Fotos von links nach rechts nähe. Wenn du Rechtshänderin bis, dann nähst du natürlich von rechts nach links. Die Foto Serie "Rechtshänderin" siehst du am Ende meiner Erklärungen des Running Stitch. Ich habe die "Rechtshänderinnen Serie" mit einem Fotobearbeitungsprogramm gespiegelt und hoffe, dass die „Anatomie der Rechtshänder“ beim Nähen auf den Fotos stimmt. 😉
So nähst du also 2 Stoffteile zusammen:
Der Beginn
Wichtig ist, dass du am Anfang und am Ende der Naht den Faden gut im Stoff befestigst, damit die Naht später nicht mehr aufgeht.
Du nimmst die beiden Stoffteile in die eine Hand, die Nähnadel in die andere Hand.
Da auf den Stoffen sinnvollerweise eine Nahtlinie eingezeichnet ist, kannst du dich ganz leicht daran orientieren. Wie du diese Nahtlinie zeichnest, zeige ich dir im nächsten Kapitel.
Du stichst mit der Nadel durch beide Stoffteile durch und zwar dort, wo deine Nahtlinie beginnt. Der Beginn der Nahtlinie ist übrigens NICHT am Anfang des Stoffes, sondern beginnt erst mit einigem Abstand zur Stoffkante. Diesen Abstand nennt man Nahtzugabe. Der Begriff ist beim Nähen mit der Hand und mit der Nähmaschine identisch.
Dann machst du einen Stich, das heißt, du steckst die Nadel ein kleines Stückchen weiter auf der Nahtlinie wieder in beide Stoffteile ein.
Deine Nadel ist jetzt hinter den Stoffen. Du stichst von hinten nach vorne in den Stoff ein, ungefähr dort, wo du gerade den ersten Stich in den Stoff hinein gemacht hast und stichst die Nadel dann wieder von vorne nach hinten. Das ist auch fast wieder dieselbe Stelle, wo du vorhin hineingestochen hast.
Das wiederholst du bei Bedarf noch ein drittes Mal. Dadurch festigst du die Naht, sodass sie nicht mehr aufgehen kann.
Der Hauptteil
Jetzt kommt der extrem simple Running Stitch. Du piekst mit der Nadel in beide Stoffteile entlang der Nahtlinie immer hin und her, also „rein in den Stoff, raus aus dem Stoff“. Du stichst mit der Nadel in dem Stoff und sammelst den Stoff quasi auf der Nadel.
Jetzt ziehst du den Faden durch den genähten Stoff durch und glättest die Stoffteile wieder.
Diesen Vorgang des „Stoff aufpieksen“ wiederholst du, bis du zum Ende deiner Nahtlinie angekommen bist.
Das Ende der Naht
Den letzten Stich am Ende der Nahtlinie wiederholst du wieder 2-mal, um die Naht zu festigen. Dadurch geht die Naht nicht mehr auf, wenn du den Faden ca. 1 – 1,5cm hinter dem letzten Stich abschneidest.
Der Running Stitch für Rechtshänderinnen
Hier siehst du die Schritt für Schritt Anleitung des Running Stitch als Fotoserie für Rechtshänder. Wie gesagt, die Fotos sind lediglich gespiegelt, daher freue ich mich über deine Rückmeldung (falls du Rechtshänderin bist), ob die Anatomie stimmt. ;-)
Das war’s bereits. Deine ersten beide Patchwork Stoffteile sind zusammengenäht.
Eine Nahtlinie zeichnen
Damit du mit der Hand eine gerade Linie nähst, kannst du eine Linie mit einem Abstand von 0,75cm vom Stoffrand auf den Stoff zeichnen. Diese Nahtzugabe von 0,75cm ist die Nähfüßchenbreite, die in Deutschland üblich ist. Diese Nahtzugabe nimmt man üblicherweise auch für das Nähen mit der Hand. Wenn du deine eigenen Muster kreierst, kannst du natürlich eine beliebige andere Nahtzugabe wählen...
Um die Nahtlinie anzuzeichen, kannst du ganz einfach ein Patchwork Lineal nehmen. Du legst es an den jeweiligen Stoffrand an und misst 0,75cm vom Stoffrand ab. Dann ziehst du mit einem Bleistift eine Linie auf die linke (nicht schöne) Seite des Stoffes.
So ein Patchwork Lineal hat eine 0,25cm Einteilung. Du kannst es auch nehmen, um mit dem Rollschneider und der Schneidematte deine Stoffe zu schneiden.
Wenn du kein Patchwork Lineal hast, dann nimm ein anderes Lineal oder ein Geodreieck, um die Nahtlinie zu zeichnen. Allerdings hast du dann keine 0,25cm Einteilung, sodass deine Nahtlinie ein klitzekleines bisschen ungenauer wird.
Bei amerikanischen Anleitungen, die in Inch geschrieben sind, gibt es übrigens eine Nahtzugabe von ¼ Inch, das sind rund 0,6cm. Nur so zur Info, falls du in Zukunft Anleitungen verwendest, die in Inch geschrieben wurden.
Jetzt kannst du loslegen, um kleine Quilts mit der Hand nähen und deine Stoffreste verwenden!
Wenn du wissen, möchtest, wie du deinen schönen Baumwollstoff ressourcenschonend zuschneidest, findest du hier die weiteren Infos.
Falls du jetzt Lust hast, einen Topflappen zu nähen, dann schau dir doch meine Anleitung an.
Liebe Grüße
Chris