Gehäkelter Bezug für einen Sitzball
Die Bezüge passen den handelsüblichen Gymnastikbällen bzw. Pezzibällen. Mein Ball hat einen Durchmesser von 75 cm (ich bin 1,64 m groß). Der Ballbezug wird aus zwei gleichen Teilen gehäkelt. Diese werden zu 40 % fest zusammengenäht und der Rest mit einem Reißverschluss geschlossen. Der Bezug ist somit abnehmbar und waschbar. Ihr könnt ihn in verschiedenen Größen – so wie Ihr es für die individuelle Größe Eures Balles braucht – fertigen. Und Ihr könnt Eure vielen bunten Farbreste verwenden. Je mehr Farben Ihr verwendet, je bunter wird er.
Der Beginn ist bei allen Größen gleich. Sie unterscheiden sich am Ende in der Anzahl der gehäkelten Runden. Durch Anprobe ermittelt Ihr, wann Euer Bezug groß genug ist.
Die optimale Größe des Balles ist abhängig von der Körpergröße des Benutzers. Der Ball sollte in etwa so hoch sein wie der Stuhl, auf dem man sonst sitzt. Die richtige Sitzballgröße wird laut Wikipedia nach der Länge des Unterschenkels ermittelt (Richtwerte):
Ich habe einen Ball mit 75 cm Balldurchmesser umhäkelt. Da ich täglich bei der Arbeit am Pc darauf sitze, pumpe ich ihn aber nicht so stramm auf, damit er nicht wegrollt. Ich habe auch einen kleineren mit 65 cm Durchmesser. Wenn ich den stramm aufpumpe, kann ich auch darauf sitzen, aber da er beim Sitzen nicht so flach zusammengedrückt wird, müsse meine Po- und Bein-Muskeln mehr arbeiten, um mich beim Sitzen auszubalanchieren. Ich tendiere also für eine Sitzball mehr zu einem größeren Ball und den dann nicht zu doll aufzupumpen. Die Materialmenge variiert natürlich nach Größe des Balles.
Material (für einen Ball mit 75 cm ⌀)
- Insgesamt ca. 2,5 kg bunte Sockenwoll-Reste (4fädig, LL 50 g/210 m) oder andere Wollreste, bei dem die Maschenprobe zum gleichen Ergebnis kommt
- Häkelnadel Stärke 8
- 1 Sicherheitsnadel
- 1 Wollnadel oder 1 große Stopfnadel
- Stecknadeln
- Spitze Schere
- Endlosreißverschluss (mit Zipper) ca. 1,50 m lang
- 1 Gymnastikball (bzw. Pezziball)
Maschenprobe
Feste Maschen mit Häkelnadelstärke 8 mit 8 Fäden Sockenwolle (LL 50 g/ca. 210 m) ergeben bei mir:
10 x 10 cm = 8 Maschen x 8 Reihen
Wenn Ihr dickere Wollen nehmt, genügen vielleicht auch 6 Fäden. Das kann man individuell je nach Wollvorräten anpassen.
Allgemeine Vorbereitungen
Wir häkeln immer mit 8 Fäden (Sockenwoll-)garn gleichzeitig. Ich sortiere mir immer 8 Farben zusammen, die farblich ähnlich sind und gut miteinander harmonieren. Wenn ein Knäuel alle ist, wird an seiner statt einfach ein neues eingesetzt. Die losen Fadenenden werden später auf der Innenseite des Bezuges vernäht. Statt der Sockenwolle könnt Ihr auch andere Garne verwenden, die einen hohen Wollanteil haben. Ihr solltet überwiegend „echte Wolle“ verwenden, weil diese atmungsaktiv ist und Feuchtigkeit aufnimmt bzw. abgibt. Wenn Ihr Acrylgarne verwenden wollt, sollten diese nur sehr sparsam eingesetzt werden. Acrylgarne bestehen aus Kunstfasern, die nicht atmungsaktiv sind und man würde darauf beim Sitzen irgendwann schwitzen.
Wenn Ihr dickere Garne verwendet, sind es natürlich weniger Fäden (hier bitte die Maschenprobe beachten). Damit sich die Fäden nicht verheddern, könnte man sie in große Gläser tun. Vorher müsste man sich dafür Knäule wickeln, die in die Gläser passen. Oder alle Knäule kommen gleich in einen großen Korb, wo sie genügend Bewegungsspielraum beim Häkeln haben und sich leicht abwickeln lassen. Ich favorisiere Variante 2.
Maschensorten und Abkürzungen
- Wir häkeln nur feste Maschen.
- Wir häkeln spiralförmig in Runden.
- Nach jeder fertigen Runde kennzeichnen wir die letzte Masche mit einer Sicherheitsnadel.
- Die nötige Weite erreichen wir durch Zunahmen.
Eine Zunahme (=Z) bedeutet, wir häkeln in 1 FM der Vorrunde 2 neue FM:
Jetzt geht es los!
Abkürzungen: FM = Feste Masche Z = Zunahme
1. Runde
6 FM in einen Fadenring – dann den Fadenring zuziehen und letzte FM mit der Sicherheitsnadel markieren
2. Runde
Wir häkeln weiter in Spiralrunden.
Z, Z, Z, Z, Z, Z – danach letzte Masche mit Sicherheitsnadel markieren. Die Runde hat 12 Maschen.
3. Runde
Z, FM, Z, FM, Z, FM, Z, FM, Z, FM, Z, FM
Auch nach dieser Runde wieder die Sicherheitsnadel in die letzte Masche hängen. Die Runde hat 18 Maschen.
4. Runde
2 FM, Z, 2 FM, Z, 2 FM, Z, 2 FM, Z, 2 FRM, Z, 2 FM, Z
Denkt an die Sicherheitsnadel. Die Runde hat 24 Maschen.
Ab hier beherrscht Ihr die Sache sicherlich auch ohne weitere Runden-Fotos.
Meine Rundenanzahl ist nur eine Richtlinie. Je nach individueller Ballgröße, verwendetem Garn und dem persönlichen Häkelstil häkelt Ihr so viele Runden, wie Ihr persönlich für Euren Bezug braucht. Eine Anprobe ist somit unbedingt erforderlich. Für den 75-cm-Ball habe ich 54 Runden benötigt. Bei Euch kann das individuell abweichen.
Zwischendurch macht Ihr bitte immer mal eine Anprobe. So seht Ihr, ob es passt und ob Ihr vielleicht fester oder lockerer häkeln solltet. Am Ende sollte der Bezug stramm über den halben Gymnastikball passen. Für die Anprobe muss der Gymnastikball so aufgepumpt sein, wie Ihr ihn später benutzen wollt. Das Maschenwerk passt sich an den Ball an, wenn man es mit der flachen Hand von der Mitte aus zu den Rändern hin ausstreicht. Die Haube sollte stramm sitzen, da sich die Maschen mit der Zeit ja noch etwas entspannen.
Die 1. Masche der Runde kennzeichnen wir uns immer mit der Sicherheitsnadel. Wenn die Runde fertig ist, haken wir sie in der Tabelle ab. Druckt Euch dafür am besten die Bilder mit den Tabellen aus (Rechtsklick in das Bild und mit "Grafik speichern unter" auf Eurem Pc speichern und Bild ausdrucken). So könnt Ihr nicht durcheinanderkommen.
Da wir bislang schon Runde 1 bis 4 gehäkelt haben, geht es nun mit der 5. Runde weiter. Der Vollständigkeit halber habe ich in der folgenden Tabelle alle Runden aufgeschrieben.
So schaut das nach Runde 10 schon aus:
Und weiter gehts!
Das sieht doch schon toll aus oder? Holt Euch einen schönen Kaffee und dann geht es auch gleich weiter mit den nächsten Runden.
Von Runde zu Runde verändert sich das Farbspiel - je nachdem, welche Wollen Ihr gerade zusammen verhäkelt. Jede neue Farbe bringt eine weitere Farbnuance rein.
Und hier geht es weiter für alle diejenigen, deren Ball noch mehr Runden braucht:
Bitte regelmäßig Anproben machen. Eure Arbeit ist dann beendet, wenn der Bezug knapp den halben Ball bedeckt. „Knapp“ deshalb, weil wir später noch einen Reißverschluss einnähen. Wichtig ist, dass Euer Ball so aufgepumpt ist, wie Ihr später darauf sitzen möchtet. Der Bezug soll stramm sitzen, weil die Maschen mit der Zeit automatisch etwas nachgeben.
Wenn Euer Bezug die richtige Größe erreicht hat, häkeln wir am Ende 2 Kettmaschen. Die geprägten Rillen im Silikonmaterial des Balles dienen Euch dabei als Markierung. Jede Ballhälfte geht knapp bis zur Mittellinie des Balls.
Die Fäden abschneiden und auf der Innenseite einzeln vernähen. Damit ist die erste Hälfte des Bezuges fertig.
Die zweite Hälfte des Bezuges fertigen wir genauso wie die erste.
Auch hier wird es bei einem Farbspiel aus 8 verschiedenen Fäden nicht langweilig. Jede neu eingesetzte Farbe verändert das Gesamtbild. Je kleiner die verarbeiteten Knäule, um so mehr neue Knäule, um so bunter das Ganze.
Wenn wir beide Hälten auf den Ball gezogen haben, sollte zwischen ihnen noch Platz für den Reißverschluss sein. Da die Maschen im Laufe der Zeit noch nachgeben, solltet Ihr hier lieber knapper arbeiten. Die Maschen dehnen kann man immer, aber ein zu großer Bezug würde nicht mehr kleiner werden und später Beulen bilden.
Der Verschluss
Damit wir den Bezug später bei Bedarf waschen können, verbinden wir beide Hälften mit einem Reißverschluss. Der Reißverschluss muss zu 60 % um den Ball reichen, damit wir den Bezug später problemlos ab- und aufziehen können. Ohne ein bisschen rechnen geht es hier nicht, er soll ja am Ende gut passen.
Zuerst messen den Umfang des individuell aufgepumpten Sitzballes. Mein Ball hat 220 cm Umfang.
220 cm sind also 100 %, demzufolge sind 60 % davon 132 cm. Mein Reißverschluss muss also mindestens 132 cm lang sein. Die übrigen 40 % des Ballumfangs, bei mir also 88 cm, werden zugenäht. Eure Maße können individuell abweichen, wenn Euer Ballumfang kleiner oder größer ist als meiner. Hier eine kleine Hilfestellung für Euch:
Die 2 cm sind nur zur Sicherheit, weil der Reißverschluss ja vor und nach dem Zwicker noch einen funktionslosen Rest hat, der später im Bezug verschwindet. Bei mir sind es also 132 cm + 2 cm = 134 cm.
Die Naht
Wir nähen beide Teile über unsere ausgerechnete Länge (also 40 % des Ballumfangs) zusammen. Wir nähen mit einem mittelstarken Wollfaden, der leicht elastisch ist. Sicherlich findet sich da was in Eurem Restekorb. Bitte keinen starren Zwirn oder Sattlergarn verwenden, da diese nicht dehnbar sind. Wir nähen mit dem schrägen Spannstich:
Damit unsere Naht unsichtbar wird, benutzen wir zum Nähen aber nur die unteren Maschenglieder der letzten gehäkelten Runde unserer beiden Häkelteile.
Wir legen beide Teile mit den schönen Seiten nach oben flach auf den Tisch. Beide Kanten stoßen aneinander. Wir nähen nun jeweils die unteren Maschenglieder aneinander und ziehen nach ein paar Stichen die Naht zusammen. Der Faden verschwindet in der Naht. Am Ende der ausgerechneten Nahtlänge (bei mir 88 cm) wird der Faden auf der linken Seite des Bezuges vernäht.
Zur Sicherheit, ob der Bezug über den Ball geht, erfolgt wieder eine Anprobe. Der Schlitz für den Reißverschluss ist noch offen.
Der Reißverschluss
Beim Kauf eines Endlos-Reißverschlusses bekommt man immer 3 Teile: einen Reißverschluss, einen Zipper und einen Zwicker. Bevor man den Reißverschluss irgendwo einnähen kann, muss man ein paar Vorarbeiten erledigen. Für diejenigen, die die Handhabung nicht kennen, zeige ich das kurz.
Zuerst fädeln wir einen Reißverschlussstreifen durch den Zipper.
Danach fädeln wir den anderen RV-Streifen durch den Zipper. Die kurzen Enden können auch ungleich heraushängen.
Jetzt schließen wir den Reißverschluss und prüfen so, ob die Zähnchen des Reißverschlusses über die gesamte Länge in Ordnung sind und schön ineinandergreifen.
An der Startstelle befestigen wir nun einen Zwicker. Das ist ein kleines Metallstück, was wir über die Zähnchen des Reißverschlusses legen und durch den Stoff drücken. Auf der Rückseite des Reißverschlusses gucken nun die 4 kleinen Metallpieker durch.
Diese biegen wir mit einer Schere oder einem anderen passenden Werkzeug um. Dann schneiden wir mit einer kleinen Schere den Überstand des Reißverschlusses ab. Jetzt ist der Zwicker fest und der Zipper wird hier gestoppt.
Damit ist der Reißverschluss einsatzbereit. Wir nähen ihn mit dem Heftstich ein. Wir nähen von rechts nach links.
Mein zu schließender Schlitz zwischen den beiden Ballhälften ist 132 cm lang. Also muss mein Reißverschluss 134 cm lang sein. Wir messen den Reißverschluss in unserer Länge ab und schneiden ihn vom Endlos-Reißverschluss ab. Vor dem Abschneiden prüft Ihr bitte, ob sich der Zipper innerhalb des Reißverschlusses befindet. Am Ende befestigen wir auch hier wieder einen Zwicker. Zwischen den Zwickern ist mein Reißverschluss also 132 cm lang.
Nun beginnen wir mit dem Anheften des Reißverschlusses. Der Reißverschluss kommt unter die letzte gehäkelte Runde. Zuerst fixieren wir mit einer Stecknadel den Anfang und das Ende des Reißverschlusses. Dann greifen wir die Mitte des RV und heften sie an die Mitte der Häkelkante. Wir greifen wiederum die Mitte eines RV-Abschnittes und heften ihn an die Mitte des entsprechenden Häkelabschnitts.
Am Ende ist der Reißverschluss komplett angeheftet. Wenn der Reißverschluss leichte Wellen schlägt, ist das in Ordnung, da sich die Häkelmaschen ja beim Überziehen noch dehnen. Wir hatten ja das Maß vom RV beim aufgezogenen, stramm sitzenden Bezug ermittelt.
Wir stechen durch die Häkelmaschen unter dem RV ein. Mit der linken Hand halten wir die Häkelkante auf dem Reißverschluss fest. Gleichzeitig ziehen wir mit den linken Daumen die Häkelmaschen stramm. Es ist normal, dass sich der Reißverschluss nach dem Annähen dieses Abschnittes (ein Abschnitt ist immer zwischen zwei Stecknadeln) wellt, da sich die Häkelmaschen ja später an den Umfang des Balles anpassen und der Bezug ja auch straff sitzen soll.
Am Ende vernähen wir den Faden auf der Innenseite der Arbeit.
Die andere RV-Seite arbeiten wir genauso. Wir stecken erst mit Stecknadeln die äußeren Enden des Reißverschlusses an die beiden Enden des Schlitzes fest. Dann nehmen wir wieder die Mitte des Reißverschlusses und heften ihn an die Mitte der Häkelkante. Das führen wir fort, bis wir den ganzen Reißverschluss angeheftet haben. Dann nähen wir die zweite Reißverschlussseite genauso an wie die erste. Zwischendurch könnt Ihr den Reißverschluss immer schon mal zuziehen, um zu sehen, ob er gut sitzt. Den Faden am Ende auf der Innenseite gut vernähen.
Der Bezug ist nun fertig und kann auf den Ball gezogen werden. Das Ventil sollte sich am Ende des Reißverschlusses befinden, so dass Ihr den Ball bei Bedarf leicht aufpumpen könnt. Man könnte vor dem Aufziehen der Haube auch etwas Luft aus dem Ball ablassen, dann geht es leichter. Der Ball wäre dann kleiner und man müsste die Maschen nicht so dehnen. Danach müsste man ihn natürlich wieder auf seine individuell gewünschte Größe aufpumpen. Das geht aber problemlos.
Fertig ist die weiche, wärmende, polsternde und atmungsaktive Hülle für Euren Sitzball. Bei Bedarf kann man sie abziehen und bei 30 Grad waschen. Ich wasche meinen Bezug vorsichtshalber nicht heißer, weil die Wolle sonst u. U. verfilzen und schrumpfen könnte. Wenn die verwendeten Sockenwollen "filzfrei" sind, (wenn die Wolle mit Superwash-Ausrüstung versehen wurde) kann das nicht passieren, aber da ich alle möglichen Sockenwollreste verwendet habe, gehe ich lieber auf Nummer sicher. Hier nochmal die wollige Hülle in seiner ganzen Farbenpracht:
Ich bedanke mich für Euer Interesse und Eure Aufmerksamkeit und hoffe, Euch hat das Häkeln mit mir Freude gemacht. Wenn Ihr meinen Stil mögt und Lust auf mehr kreative Ideen von mir habt, kommt mich gerne in meinem Shop oder auf meinem Blog besuchen.
Über Kommentare, ein Dankeschön für die kostenlose Anleitung oder eine kleine Plauderei hier unter diesem Blog würde ich mich freuen. Ihr dürft diesen Blogbeitrag gern mit Euren Freunden teilen, indem Ihr auf die 3 Buttons hier unter dem Beitrag klickt.
Herzliche Grüße von Ina