Die leichte Frühlings- oder Sommerdecke aus Merinowolle könnt Ihr in beliebiger Größe stricken. Meine zwei vorgestellten Exemplare sind für den Kinderwagen einmal 80 x 70 cm groß und einmal für das Puppenbett meiner Enkelin in individuell angepasster Wunschgröße. Jede Größe hat natürlich ihren individuellen Materialverbrauch. Bei kleineren Decken genügen Reste, bei größeren Exemplaren solltet Ihr immer eine Nachkaufmöglichkeit haben.
Das wollen wir stricken:
einmal in groß für den Kinderwagen:
oder in klein als Bettdecke fürs Puppenbett:
Die Decke wird im Röschenmuster bzw. Dornröschenmuster gestrickt. Da ist von der Optik leicht durchbrochen, so dass man den Untergrund durchscheinen sieht. Ein einfarbiger Untergrund ist also wünschenswert. Über einem weißen Federkissen im Kinderwagen sieht die Decke wunderschön aus.
Rundherum häkeln wir einen kleinen Rand aus Picots. Der Rand fasst das große Werk und die luftigen Maschen gut ein. Außerdem ist es ein Schmuckrand, denn die kleinen weißen Picots sehen ganz zauberhaft aus. Wären sie nicht da, würden sie fehlen. Bei so viel gleichem Deckenmuster braucht es etwas Zierde am Rand.
Materialien
für die große Decke (ca. 80 x 70 cm)
- ca. 400 g „Baby Merino Uni Color“ von Drops (LL: 50 g/175 m) 100 % Wolle, bei mir Farbe 05 (hellrosa) und
- ca. 50 g “Baby Merino Uni Color” von Drops (LL: 50 g/175 m) 100 % Wolle, Farbe 01 (weiß)
- 1 Rundstricknadel Stärke 2,5, mindestens 80 cm lang
- 1 Häkelnadel Stärke 2,5
- Lineal/Maßband, Stopfnadel, Schere
Die kleine Decke wiegt insgesamt 70 g und ist 33 x 33 cm groß.
Babymerinowolle kratzt nicht. Sie ist temperaturausgleichend. Sie wärmt, wenn es kalt ist und sie kühlt, wenn es warm ist. Sie ist leicht, atmungsaktiv, wasser- und schmutzabweisend, ist schwer entflammbar und lädt sich nicht elektrostatisch auf. Sie ist pflegeleicht, denn sie muss nicht so oft gewaschen werden. In der Regel reicht es, das Strickstück einfach auszulüften – am besten bei feuchter Witterung draußen. Dann greift der Selbstreinigungseffekt der Faser. Wenn die Babydecke aus Merinowolle dann doch einmal gewaschen werden muss, dann bitte nur Waschmittel ohne Enzyme verwenden und am besten im schonenden Wollwaschprogramm der Waschmaschine oder mit der Hand.
Allgemeine Informationen:
- Wir stricken in Hin- und Rückreihen.
- Die erste Masche einer Reihe (Randmasche = RM) wird immer nur auf die neue Nadel gehoben und nicht gestrickt.
- Die letzte Masche einer Reihe (Randmasche = RM) wird immer rechts gestrickt. Diese Strickweise der ersten und letzten Masche ergibt am Ende seitlich einen Zopfrand.
- Der Fadenwechsel wird immer am Rand durchgeführt.
- Bei Strickpausen schiebt Ihr bitte einen Stopper auf die Nadelspitzen, sodass die Maschen nicht versehentlich herunterrutschen können. Die gibt es zu kaufen oder man behilft sich z. B. mit einfachen Halshaltsgummis, die man um mehrfach die Nadelspitzen wickelt.
- Wer noch kein so versierter Stricker ist, könnte aller paar Reihen einen Sicherheitsfaden einziehen.
- Wenn man einen Fehler im Muster eingestrickt hat, merkt man das spätestens in der übernächsten Reihe, weil das Muster dann mustermäßig nicht aufgeht. In diesem Fall muss man langsam Masche für Masche bis zum Fehler zurückstricken.
- Meine Nadelempfehlung für diese Projekt wären die „Symfonie“von KnitPro“, da die Maschen hier weniger leicht als von glatten Metallnadeln herunterrutschen können. Aber probiert das vorher mit Eurer Nadel am besten selber aus! Glatte Metallnadeln stricken sich schneller, aber die Maschen rutschen auch schneller runter. Daher nehme ich für dieses Projekt lieber die etwas stumpferen Holzstricknadeln.
Probestück und Maschenprobe
Bevor wir unsere Decke beginnen, machen wir ein Probestück, was gleichzeitig unsere Maschenprobe darstellt. Wir stricken mit unserer Originalwolle und Nadelstärke 2,5 das Röschen- bzw. Dornröschenmuster Wer möchte, könnte sich auch des folgenden Strickschemas bedienen. Ich erkläre und zeige aber im Folgenden alles noch ganz ausführlich.
Strickschema:
Maschenprobe
Wir schlagen 34 Maschen an.
Rückreihe
Wir stricken 34 linke Maschen.
Hinreihe A
Wir heben die 1. Masche (= Randmasche) auf die neue Nadel, sie wird nicht gestrickt.
Aus der nächsten Masche stricken wir 3 Maschen heraus: 1 Masche rechts, 1 Umschlag, 1 Masche rechts. Danach stricken wir die nächsten drei Maschen mit 1 linken Masche zusammen.
Die gelb markierte Maschenabfolge wiederholen wir nun fortlaufend.
Die letzte Masche der Reihe ist eine Randmasche und wird rechts gestrickt. Danach wenden.
Rückreihe
Die erste Masche (= Randmasche) wird nicht gestrickt, sondern wieder nur von hinten eingestochen auf die neue Nadel gehoben. Bitte hier schön eng arbeiten, da der Rand später sonst zu locker wird.
Alle folgenden Maschen und Umschläge der Reihe werden links gestrickt.
Nur die letzte Masche der Reihe (= Randmasche) wird rechts gestrickt. Danach wenden.
Hinreihe B
Wir heben die erste Masche (= Randmasche) auf die neue Nadel, sie wird nicht gestrickt.
Danach stricken wir die nächsten drei Maschen mit einer linken Masche zusammen.
Aus der nächsten Masche stricken wir 3 Maschen heraus: 1 Masche rechts, 1 Umschlag, 1 Masche rechts.
Die gelb markierte Maschenabfolge wiederholen wir nun fortlaufend.
Die letzte Masche der Reihe ist eine Randmasche und wird wieder rechts gestrickt. Danach wenden.
Rückreihe
Die Rückreihe wird wie oben beschrieben gestrickt.
Es folgen nun fortlaufend:
[Hinreihe A
Rückreihe
Hinreihe B
Rückreihe]
So entsteht ein kleines Röschen-Muster. Seitlich sehen wir einen Zopfrand. Den brauchen wir später für den gehäkelten Rand der Decke.
Wenn wir insgesamt 15 Röschen in der Senkrechte zählen können, ist unsere Maschenprobe beendet und wir stricken ab.
Abstricken
Das Abstricken geht so: Nach einer Hinreihe stricken wir 1 Masche rechts. Dann 2 Maschen rechts verschränkt zusammen. Rechts verschränkt bedeutet, wir stechen von rechts nach links in beide Maschen ein und stricken eine neue rechte Masche.
Dann fädeln wir die neu gestrickte Masche zurück auf die linke Nadel.
Dann stricken wir wiederum 2 Maschen rechts verschränkt zusammen und fädeln wiederum die neu gestrickte Masche zurück auf die linke Nadel.
Das wiederholen wir fortlaufend, bis die Maschen der linken Nadel alle aufgebraucht sind. Den Faden durch die letzte Schlaufe ziehen.
Jetzt waschen wir unsere Maschenprobe (einfach unter lauwarmes Wasser halten und leicht durchdrücken). Danach in ein Handtuch einrollen und leicht auf die Rolle drücken. Dann Probestück wieder ausrollen, flach ausgebreiten und trocknen lassen. Die Wolle und das Muster entspannen sich nun beim Trocknen und die Maschen gleichen sich an. Das heißt, das Muster ist nach dem Trocknen luftiger als vorher. Das Ergebnis der trockenen Maschenprobe zeigt uns also erst das wahre Muster der Decke und wie weit es sich nach dem Waschen dehnt.
Bei ergeben sich auf 10 x 10 cm = 34 Maschen in der Breite (die 2 Randmaschen inklusive) und 15 Röschen in der Höhe. Das sollte bei Euch auch annähernd so sein, damit unsere Decken am Ende gleich groß werden. Minimale Abweichungen sind aber tolerierbar, da eine Decke keine bestimmte Größe haben muss.
Falls Eure Maschen bzw. Röschen zu sehr abweichen, müsst Ihr eine kleinere oder größere Stricknadel nehmen. Auf Basis dieser Vorarbeit beginnen wir nun mit der richtigen Decke.
Nach der Maschenprobe geht es jetzt mit unserer richtigen Decke los!
Im Prinzip könnt Ihr die Decke in einer Größe Eurer Wahl stricken. Als Basis zur Ermittlung der für Eure Wunschgröße benötigt Ihr die Maschenzahl aus der Maschenprobe. Ihr wisst ja, wieviel Maschen Ihr für 10 cm benötigt habt und setzt diesen Wert ins Verhältnis zu Eurer gewünschten Deckengröße. Die Maschenzahl muss durch 4 teilbar sein. Dazu kommen 2 Randmaschen.
Meine Kinderwagendecke hat eine Breite von ca. 80 cm, sodass man sie gut über das Federkissen im Kinderwagen bekommt und auch die Seiten gut feststecken kann. Ich habe das vorher beim Kinderwagen meiner Schwiegertochter ausprobiert und ausgemessen.
Für mein gewünschtes Maß schlage ich 244 Maschen an. Wieviel Maschen Ihr benötigt, müsst Ihr anhand Eurer Maschenprobe ausrechnen.
Wir stricken nun mit unserer Merinowolle das vorhin in der Maschenprobe beschriebene und geübte Röschen-Muster.
Wir starten mit einer Reihe linker Maschen.
Dann wiederholen wir ständig diese 4 Reihen:
[Hinreihe A
Rückreihe
Hinreihe B
Rückreihe].
Jetzt heißt es, fleißig stricken! Ich stricke in dieser Anleitung parallel noch eine kleine Bettdecke fürs Puppenbett meiner Enkelin. So könnt Ihr auf den Bilder alles besser erkennen. Die kleine und die große Decke werden von der Machart genau gleich gestrickt.
Für das Puppenbett habe ich mir also überlegt, wie groß die Decke werden soll und danach gemäß meiner Maschenprobe meine benötigten Maschen ausgerechnet.
Zwischendurch habe ich immer mal eine Anprobe gemacht. Das schadet ja nicht und erhöht die Vorfreude.
Wenn Ihr die Decke lang genug findet, ist das Grundmuster beendet. Ideal ist es natürlich, wenn Ihr eine Anprobe bei Eurem Kinderwagen macht. Bei mir war nach ca. 64 cm mit dem Grundmuster Schluss. Rundherum kommt ja noch ein ca. 3 cm breiter Rand.
Bei meiner Puppenbettdecke habe ich auch durch eine Anprobe individuell bestimmt, wann die Decke ohne Rand groß genug ist.
Jetzt stricken wir wie oben beim Probestück beschrieben ab. Die Fäden lasse ich jetzt noch hängen. Ich vernähe sie erst später im gehäkelten Rand. Da fallen sie weniger auf.
Der Rand
Damit unser recht luftiges Gestrick einen stabilen Rahmen bekommt, häkeln wir nun noch feste Maschen drum herum.
Wir hatten die Strickmaschen ja abgestrickt. Der Arbeitsfaden mit dem Knäuel hängt an einer Ecke heraus. Wir nehmen uns eine Häkelnadel der Stärke 2,5 und häkeln nun feste Maschen. Wir starten mit einer seitlichen Kante unserer Decke. Hier sehr Ihr ja die Randmaschen vom Zopfrand. Sie sind recht locker und luftig. Wir häkeln in jeder dieser Zopfrandmaschen 2 feste Maschen.
In die Ecke häkeln wir 3 FM. Danach behäkeln wir die Maschenaufnahmekante vom Anfang unseres Werkes. Wir häkeln in jede Masche 1 FM. Wenn wir die Kante ein wenig dehnen, sehen wir genau die Maschen, wo wir einstechen müssen. Diese Seite müssen wir schön eng häkeln, damit der Rand hier später keine Wellen schlägt.
Am Ende dieser Kante häkeln wir ebenfalls wieder 3 FM in die Ecke.
Nun sind wir an der anderen Seitenkante. Wir häkeln wieder 2 FM in jede Zopfrandmasche der Seitenkante. Am Ende angekommen häkeln wir wieder 3 FM in die Ecke.
Und schon sind wir an der letzten Kante unserer Decke. Das ist die Abstrickkante von vorhin. Hier häkeln wir in jede Masche 1 FM. Hier bitte schön eng häkeln, damit der Rand sich hier später nicht wellt.
Wir schließen die Runde mit 1 Kettmasche.
Wir häkeln weitere Runden mit festen Maschen. In jede Masche der Vorrunde häkeln wir 1 feste Masche. In die Eckenmaschen häkeln wir jeweils 3 feste Maschen.
Jede Runde endet mit 1 Kettmasche und startet mit 1 Luftmasche, um auf die Höhe der neuen Runde zu kommen.
Ich habe 4 Runden feste Maschen gehäkelt. Ihr könntet hier nach Belieben auch mehr Runden häkeln. Wir schneiden den Faden ab. Die letzte Häkelmasche der Runde nähen wir. Dafür fädeln wir den Faden in eine Stopfnadel. Wir führen die Stopfnadel von hinten durch die erste feste Masche der Runde. Danach führen wir sie von oben in die letzte Häkelmasche der Runde und ziehen den Faden an. Wir vernähen ihn auf der Rückseite der Arbeit.
So schaut unsere Decke mittlerweile aus. Die Ränder sind noch etwas wellig, aber das ist nach dem „Baden der Decke“ später weg.
Es fehlt noch eine allerletzte Runde. Wir häkeln eine Runde Picots in einer Kontrastfarbe. Ich habe mich für Weiß entschieden. Weiß geht zu hellen Farben immer. Das verwendete Garn muss die gleiche Stärke haben wie das bisher verwendete Hauptgarn.
Wir starten in der 6. Masche von der ersten Eckmasche entfernt. Wir häkeln 2 FM. Dann kommen 3 LM. Nun stechen wir mit der Häkelnadel von oben in die zweite feste Masche ein und holen eine Schlaufe durch (= Kettmasche). Danach folgen 3 feste Maschen.
Wir wiederholen nun fortlaufend: [3 LM, 1 KM von oben in die letzte feste Masche].
Mit ein bisschen Glück passt es an den Ecken von der Maschenzahl genau, ansonsten häkeln wir statt der 3 festen Maschen eben nur 2 feste Maschen, bevor das nächste Picots kommt. Das fällt später nicht auf.
Die letzte Masche der Runde nähen wir wieder wie oben beschrieben. Danach vernähen wir alle Fäden auf der Rückseite der Decke. Ihr seht, unsere Decke hat nun einen schönen Zierrand, ist aber immer noch etwas verzogen und gewellt.
Das Finish
Damit sich die Maschen schön entfalten und angleichen können, baden wir unsere Decke in warmen Wasser (Handwäsche, mit etwas Wollwaschmittel). Bitte keinen Weichspüler benutzen, sonst verlieren sich die wertvollen Wärmeeigenschaften von Wolle. Beim Baden sollen sich alle Fasern vollsaugen. Danach drücken wir die Decke sanft aus und breiten sie flach auf einem Microfaserhandtuch aus. Wir rollen das Handtuch samt Strickdecke ein und drücken vorsichtig mit den flachen Händen auf die Rolle. Keinesfalls wringen! Die Microfasern saugen nun die Feuchtigkeit auf. Wir rollen die Decke wieder auf und breiten sie flach auf einem geeigneten Untergrund aus.
Wir streichen die Decke nach allen Richtungen vorsichtig aus. Wir fixieren die 4 Ecken mit Stecknadeln. Alle Seiten sollen parallel zueinander sein, der Rand soll nicht mehr gewellt sein. So trocknen lassen. Genau die Form, die die Decke – jetzt noch feucht – hat, wird sie später im trockenen Zustand haben. Ein bisschen kann man also das Maß beim Spannen der feuchten Decke immer noch anpassen.
So schaut meine fertige Kinderwagendecke aus:
Die Puppen-Bettdecke dürft Ihr natürlich auch noch anschauen. Man kann sie nach Belieben falten und feststecken oder einfach über der Bettdecke drapieren. Die Puppenmuttis haben da sicherlich ihre eigenen Vorstellungen.
Meine Puppe darf schon mal ihr neues Puppenbett samt gestrickter Bettdecke bestaunen und ausprobieren. Aber nur bis meine Enkeltochter kommt, dann geht alles in ihren Besitz über. Das Puppenbett ist selbst gebaut, die Bettwäsche selbst genäht und auch das Puppenkleid selbst gestrickt. Die Anleitungen dafür findet Ihr in meinem Shop.
Ich bedanke mich für Euer Interesse und Eure Aufmerksamkeit und hoffe, Euch hat das Häkeln mit mir Freude gemacht. Wenn Ihr meinen Stil mögt und Lust auf mehr kreative Ideen von mir habt, kommt mich gern in meinem Shop oder auf meinem Blog besuchen.
Über ein kleines Dankeschön für die Anleitung oder eine kleine Plauderei hier unter diesem Blog freue ich mich.
Herzliche Grüße von Ina