Neues Zuhause für meine Scheren - aus alt mach neu
Ich liebe es, alten Dingen neues Leben zu schenken. Manchmal sind es nur kleine Dinge, aber wir können sie retten und etwas Neues daraus machen. Dazu braucht es noch nicht einmal viele Materialien oder Kenntnisse. Oft genügen ein paar bunte Stoffreste und ein Klebestift. Aber seht selbst!
Bei einem Einkauf - mit meinem Fahrrad durch meinen kleinen Wohnort - sah ich am Straßenrand auf einem Sperrmüllhaufen ein kleines längliches Holztablett liegen. Es lachte mich schon von weitem an - und so konnte ich nicht anders, als anzuhalten und es näher zu betrachten. Das Holz hatte zwar einen leichten Wasserschaden, war aber sonst in Ordnung. Ja, die weiße Farbe hatte auch an manchen Stellen ein paar Schrammen, aber das war nicht so wild. Wer es bis zum Sperrmüllhaufen geschafft hatte, hatte ja auch ein Leben davor - und das darf man dann ruhig auch sehen. Wäre es ladenneu, wäre es ja vom Besitzer nicht entsorgt worden. Also ab damit in mein Fahrradkörbchen – ein Einkauf der besonderen Art.
Wieder daheim schaute ich es mir genauer an. Vielleicht diente es früher mal als Unterlage für ein Weihnachtsgesteck und hatte deshalb nasse Füsse bekommen? Aber ein Anstrich mit frischer Farbe würde den optischen Makel ja schnell beheben.
Die längliche Form gefiel mir sofort. Dort konnte man längliche Dinge unterbringen, so eine Form ist gar nicht so oft zu finden. Erst einmal lagerte ich es in meinem Keller – bis mir die richtige Idee dazu kommen würde.
Beim Umbau meines Nähzimmers musste mein Regal samt Haken weichen, an denen ich bislang meine Scheren aufgehangen hatte. Nun schlug die Stunde für das alte Tablett. Darin würden sich die Scheren doch gut machen oder? Und ich hätte sie immer gleich in Griffnähe am Näharbeitsplatz.
Also habe ich erstmal eine Stellprobe gemacht. Ja, die Größe war perfekt! Aber das Teil schurrte auf meinem schönen weißen Schreibtisch. Also beschloss ich, dass es nicht gestrichen, sondern mit Stoff „angezogen“ wird. Wenn man Nähen als Hobby hat, versucht man immer, die Dinge mit Stoff zu verschönern. Also machte ich mich an das Projekt.
Messen
Nachdem ich meine in Frage kommenden Stoffe herausgesucht hatte (Vorfreude ist doch die schönste Freude), ging es erst einmal ans Messen.
Meine Holzschale ist mit 56 cm ganz schön lang. Die Seitenkanten sind leicht gewölbt.
In der Breite kommt sie auf 20 cm an der breitesten Stelle.
In der Höhe schafft sie es innen auf 4,5 cm und außen auf 5 cm.
Stoffzuschnitt
Nachdem ich die Maße ermittelt hatte, suchte ich mir den schönsten Stoff aus meinen Resten heraus. Ich würde ihn schließlich immer an meinem Näharbeitsplatz sehen (müssen), da muss es schon auch ein "Augenschmeichler" sein. Jaaaa, ich hatte noch einen Rest von meinem Lieblingsbaumwollstoff. Daraus hatte ich früher mal Puppenbettwäsche zum Wenden für meine selbstgebauten Prinzessinnenbetten genäht. Natürlich dürft Ihr mal gucken … ich weiß ja, dass Ihr neugierig seid.
Seht Ihr den schönen bunten Stoff? Der hat gleich mein Herz erobert, weil er alle meine Lieblingsfarben – Rosa, Pink, Maigrün und Türkis auf weißem Grund - enthält und dann auch noch so ein verspieltes Muster hat, was mich ein wenig an Bauernmalerei erinnert. Ja, man kann auch in Stoffe verliebt sein :-)
Meine Puppe jedenfalls fühlt sich in ihrer Bettwäsche aus meinem Lieblingsstoff sehr wohl.
Glücklicherweise gab es einen Stoffrest für mich! Nicht nur die Puppe würde ihre Freude an dem schönen Stöffchen haben, sondern auch ich – nämlich täglich, wenn ich die Holzschale damit beziehen würde!
Zuerst ging es an die beiden Längstseiten der Schale. Ich addierte für die Breite auf jeder Seite 1 cm dazu, also 56 + 2 x 1 cm = 58 cm.
Bei der Höhe musste ich den Überstand zum Festkleben auf der Innenseite des Bodens (2 cm) + die Höhe der Innenwand (4,5 cm) + die Stärke des Holzes (0,5 cm) + die Höhe der Außenwand (5 cm) + 4 cm für die Unterseite addieren und kam so auf 16 cm. Das war knapp kalkuliert, weil ich ja mit dem Stoff sparsam umgehen musste.
Bei der Prüfung, ob der Stoffrest reichen würde, musste ich bedenken, dass ich dieses Stück Stoff 2 x benötigte. Außerdem musste es ja auch noch für die Schmalseiten reichen.
Mit einem Rollschneider und einem Patchworklineal schnitt ich auf einer Schneidematte 2 x die ermittelten Maße von 58 x 16 cm für die großen Seitenteile aus meinem Stoff aus.
Seitenteile kleben
Mit einem normalen Klebestift benetzte ich eine lange Innenseite der Form. Auf die 2 cm Überstand auf dem Boden gab ich einen schmalen Streifen eines flüssigen Bastelklebers (das war so ein ganz preiswerter aus einem 1-Euro-Laden, also nicht Spezielles).
Ich legte den Stoff in die Form ein und drückte sie am Überstand auf dem Boden fest. Der Flüssigkleber verband sich sehr gut mit dem Baumwollstoff. Ich strich einfach mit dem Finger darüber, das genügte schon – ist ja leichter Stoff.
Dann klebte ich den Stoff auf der Innenseite der Form, die ich ja mit dem Klebestift benetzt hatte.
Nun benetzte ich die ca. 0,5 breite Kante mit dem Klebestift und legte den Stoff sauber über die Kante. Mit der Hand formte ich die Konturen der Kante nach und passte auf, dass hier keine Luft bzw. Falten eingeschlossen wurden.
Danach habe ich auch die Außenseite der Form mit dem Klebestift bestrichen. Nun konnte ich den Stoff umlegen und ihn auch auf der Außenseite aufkleben. Zum Aufkleben habe ich einfach mit der Hand über die Fläche gestrichen. Falls ich eine Falte eingearbeitet hätte, hätte ich den Stoff hochheben und neu positionieren können. Der Kleber vom Klebestift ist ja kein Schnellkleber. Auch hat der Kleber nicht durch den Stoff geschlagen. Alles ließ sich unkompliziert aufkleben.
Nachdem auch auf den Außenseiten der Stoff aufgebracht war, drehte ich die Form auf den Kopf und benetzte nun den Fuß und ca. 2 cm der Bodenfläche mit dem Klebestift. Ich legte den Stoff auf den Fuß, in den Winkel zum Boden und auf den Bodenüberstand. Alles schön mit den Fingern glattstreichen und so trocknen lassen.
Danach habe ich das gleiche mit dem zweiten Zuschnitt auf der anderen Seite gemacht.
Nachdem der Kleber getrocknet war und der Stoff damit fest auf der Form klebte, habe ich mit einer feinen Schere die gewölbten Konturen an den Seiten sowie oben und unten auf dem Rand der Form ab- bzw. nachgeschnitten. Hier sollten möglichst keine Falten sein.
Meine Form sah dann schon mal so aus:
Natürlich mussten die beiden kurzen Seiten auch gestaltet werden. Auf die Griffe konnte ich verzichten, weil ich die Form ja als Schale für Werkzeug auf meinem Schneiderschreibtisch benutzen wollte. Da wurde sie höchstens von A nach B geschoben. Und so konnte ich die Griffe einfach mit dem Stoff überkleben.
Mit einem Rollschneider und einem Patchworklineal habe ich 2 Rechtecke in der Größe 16 x 22 cm aus meinem bunten Stoff geschnitten. Die Höhe war die gleiche wie bei den langen Seiten. Bei der Breite habe ich rechts und links je 1 cm zur gemessenen Maximalbreite dazu addiert – also zu den gemessenen 20 cm an der breitesten Stelle kamen 2 x 1 cm dazu. Dies deshalb, weil die Seitenteile die Kanten überlappen sollten.
Wie bei den anderen Seiten benetze ich in Etappen alle zu beklebenden Flächen und klebte den Stoff jeweils partienweise fest. Erst wenn eine Seite glatt war und der Stoff faltenfrei klebte, benetzte ich die nächste Partie.
Am Ende hing der Stoffüberstand rechts und links über die schmale Kante hinaus. Den Überstand habe ich dann - nachdem der Kleber getrocknet war - an der gewölbten Form entlang abgeschnitten. Hier muss man aber aufpassen, dass man nicht zu viel abschneidet, sonst gibt es einen Spalt.
Auf der anderen kurzen Seite habe ich es ganz genauso gemacht. Am Ende der Klebeaktion sah meine Schale so aus:
Jetzt fehlte nur noch das Innenleben. Da ich meine Schneiderscheren und andere Utensilien in die Schale legen wollte, wollte ich der Übersichtlichkeit halber einen weichen, einfarbigen Untergrund.
Ich habe aus einem passenden weichen Fleecestoff ein Rechteck ausgeschnitten. Dafür habe ich den Fleecestoff mit der schönen Seite nach unten in die Schale gelegt und mit einem Trickmarker die Ritzen rundherum nachgezogen.
Dann habe ich den Stoff ausgeschnitten und ihn mit Klebestift auf dem Holz bzw. Bastelleim auf dem Stoff auf dem Boden der Schale festgeklebt. Da das Fleece minimal elastisch war, konnte ich es gut in die Ecken ziehen.
Natürlich habe ich die Schale nun erst einmal in Ruhe von allen Seiten bewundert und sie dann mit Utensilien gefüllt.
Sie schurrt auch nicht auf meinem Schreitisch, weil ich ja den Fuß unten mit Stoff beklebt habe.
Natürlich zeige ich Euch die aufgehübschte Schale nun noch an ihrem neuen Platz auf meinem Nähschreibtisch unter der Dachschräge. So habe ich sie immer im Blick und kann mich daran erfreuen. Wer meinen Blogbeitrag „Zu Besuch in meinem Nähzimmer“ gelesen hat, kann sich auch den Rest meines Nähzimmers anschauen.
In der Schale befinden sich alle Werkzeuge, die ich ständig beim Nähen brauche: verschiedene Stoffscheren, Stecknadeln, Maßband, Rollschneider, Nahttrenner, Saummaß, Stoffklebestift, Trickmarker. Sie sind nun immer griffbereit und nur eine Armlänge von meiner Nähmaschine entfernt.
Nur die kleine Stickschere zum Abschneiden der Fädchen - mein Werkzeug, was ich am häufigsten brauche - hat einen Sonderplatz bekommen. Es wäre zu mühselig, sie jedes Mal aus der Schale zu fingern. Ich habe einfach einen "magischen Haken" an die Dachschräge geklebt. Da hängt sie nun perfekt in Griffnähe.
Unter einer Dachschräge ist es immer schwierig, Dinge hinzustellen, weil es nach oben wenig Platz gibt. Aber meine flache Schale passt doch hier perfekt hin oder?
Durch das schöne Muster erfreut sie mein Auge und durch die längliche Form ist sie perfekt für meine großen Schneiderscheren. Die liegen schön weich, griffbereit und dekorativ.
Ich bedanke mich für Euer Interesse und Eure Aufmerksamkeit. Ich hoffe, Euch hat meine kleine DIY-Idee gefallen. Vielleicht steht bei Euch auch noch eine Holzkiste oder eine stabile Schachtel herum, die Ihr mit einem schönen Stoff aufhübschen könnt. Auch so kann man ja Stoffreste sinnvoll verwenden und dazu muss man noch nicht einmal nähen können.
Wenn Ihr meinen Stil mögt und Lust auf mehr kreative Ideen von mir habt, kommt mich gerne auf meinem Blog oder in meinem Shop besuchen.
Über ein kleines Dankeschön für meine Arbeit, einen netten Kommentar oder eine kleine Plauderei hier unter diesem Blog würde ich mich freuen.
Herzliche Grüße von Ina