Big Sitzkissen aus Filzwollresten
Es ist ideal für Garten, Picknick, Camping, Spielplatz, Angeln, Freiluftkonzerte und überall, wo man sich vor Kälte von unten schützen möchte. Die Größe beträgt 38 bzw. 42 cm im Quadrat. Andere Größen sind selbstverständlich möglich.
Material
Pro Sitzkissen benötigen wir:
- ca. 500 g Filzwolle in verschiedenen Farben (50 g = 50 Meter LL)
Für die inneren, kleineren Häkelrunden genügen kleine Reste. Für die äußeren, größeren Runden braucht es dann auch größere Reste. Je größer die Runden werden, desto mehr Material brauchen wir pro Runde. - eine Häkelnadel Stärke 20
Meine gesammelten Filzwollreste stammen von meiner Filzschuhproduktion für Familie und Freunde. Hier ein kleiner Einblick. Die Anleitungen für alle Modelle findet Ihr in meinem Shop.
Es gibt viele verschiedene Filzwollen von unterschiedlich guter Qualität. Wenn man damit Filzschuhe oder eine Filzmütze anfertigt, muss man sehr auf die Qualität achten, aber bei einem Filzkissen darf man alles verwenden, was man in seinen Vorräten hat. Wir dürfen alle Farben und Hersteller mischen. Wichtig ist nur, dass alle die gleiche Lauflänge (50 g/50 m) haben, damit unsere Sitzkissen gleich groß werden.
Maschenprobe
Eine Maschenprobe können wir uns bei diesem Projekt eigentlich sparen, da man die endgültige Größe des Kissens nie hundertprozentig voraussagen kann. Filzwolle schrumpft ungefähr 30 bis 40 % ein. Wie viel sie genau schrumpft, hängt von vielen verschiedenen Faktoren – wie der Qualität des verwendeten Garns, dem individuellen Häkelstil, dem verwendeten Waschpulver, dem Waschgang, der Waschmaschine usw. ab. Aber bei einem Sitzkissen ist eine geringe Größenabweichung ja tolerierbar.
Damit unsere Kissen am Ende möglichst die gleiche Größe haben und weil meine Maßangaben auf meinem Häkelstil beruhen, sollte Euer Häkelstil also mit meinem übereinstimmen. Eure Maschenprobe von 20 × 20 cm sollte im ungefilzten Zustand (feste Maschen, Nadelstärke 20) auf 9 Maschen und 10 Reihen kommen.
Technik des Fadenwechsels
Da wir viele Reste verarbeiten, haben wir viele Fäden, die beginnen oder enden. Beim Fadenwechsel halbieren wir den alten und den neuen Faden und verzwirbeln diese zwei ausgedünnten Fäden zwischen unseren Handflächen. Durch die Wärme und Reibung kletten sich die Filzfasern aneinander. Diese Technik macht, dass wir keine Fäden vernähen müssen - das macht ja wohl keiner von uns gern. Und auch optisch fallen diese Fadenwechsel später im verfilzten Zustand nicht auf, da es keine dicken Vernähstellen gibt.
Jetzt geht’s los
Wir arbeiten immer 4-fädig!
Zuerst sortieren wir unsere Filzwollreste und suchen uns farblich zusammenpassende Farben heraus. Bei mir überwiegen Grün- und Blautöne.
Die Farben legen wir nun so in Reihenfolge, wie wir sie nacheinander verarbeiten wollen. Es ist zu beachten, dass für die inneren Runden kleinere Filzwollreste genügen. Für die äußeren Runden, die ja immer größer werden, brauchen wir mehr Filzwolle.
Wir beginnen mit 4 gleichen Farben.
In einen Fadenring häkeln wir:
1 LM, 1 FM,
1 LM, 1 FM,
1 LM, 1 FM,
1 LM, 1 FM
Wir schließen die Runde mit 1 Kettmasche.
Runde 1
Ab hier häkeln wir in Spiralrunden.
Die Luftmaschen von eben stellen unsere künftigen Eckmaschen dar.
In jede Eckmasche häkeln wir: [1 FM, 2 LM, 1 FM]
In alle anderen festen Maschen der Vorrunde häkeln wir eine feste Masche.
Wir schließen die Runde mit einer Kettmasche in die Eckmasche und gehen damit sofort zur nächsten Runde (da Spiralrunden) über.
Runde 2
Diese Runde wird genauso gehäkelt wie Runde 1.
In die Eckmaschen häkeln wir: [1 FM, 2 LM, 1 FM].
In alle anderen festen Maschen häkeln wir eine feste Masche.
Wenn ein Faden endet, wird er durch einen Faden einer neuen Farbe ersetzt. Wir machen den Fadenwechsel wie oben beschrieben.
Runde 3 und folgende
Wir häkeln diese Runde genau wie Runde 1 und 2:
In die Eckmaschen kommen: [1 FM, 2 LM, 1 FM].
In alle anderen festen Maschen häkeln wir eine FM.
Wenn ein Faden endet, wird er durch einen Faden in einer neuen Farbe ersetzt.
Mit der Zeit werden zwei alte Farben durch zwei neue Farben ersetzt.
Dann wird noch eine alte Farbe durch eine neue Farbe ersetzt, sodass wir 3 Fäden in der alten Farbe und 1 Faden in der neuen Farbe haben.
Danach haben wir 4 Fäden in neuer Farbe.
So entwickelt sich der Farbverlauf nach und nach. Jeder endende Faden wird durch eine neue Farbe ersetzt.
Wenn Euer Viereck ca. 48 cm Breite erreicht hat, würde es für ein kleines Sitzkissen, was gefilzt dann ungefähr 38 cm im Quadrat groß wäre, reichen.
Alle die, die die größere Variante anfertigen wollen, müssen noch 2 weitere Runden häkeln, bis das Häkelwerk ca. 54 cm breit ist.
So schaut das dann ungefilzt aus:
Jetzt wird gefilzt!
In die Waschmaschine kommen:
- das Sitzkissen
- Normales Pulver-Waschpulver (kein Wollwaschmittel, kein Weichspüler!)
- ein Farbschutztuch aus der Drogerie, damit die Farben untereinander nicht abfärben
- 5 schwere Tennisbälle oder ein altes, schweres Badehandtuch als Walkhilfe
Wir wählen bei unserer Waschmaschine ein Vollwaschprogramm mit 40 Grad (kein Kurzprogramm, kein Schonprogramm, keinen Weichspüler) und eine Schleuderdrehzahl von ca. 1000 Umdrehungen. Am Ende wird die Waschmaschine aus unserem gehäkelten Sitzkissen mithilfe der Bewegung und der Waschlauge ein verfilztes Sitzkissen gemacht haben.
Sollte Euer Kissen noch zu groß sein bzw. noch nicht verfilzt genug sein, darf es noch einen zweiten Waschgang wie oben beschrieben durchlaufen. Dann schrumpft es noch weiter zusammen.
Wir ziehen das Sitzkissen nun noch in seine endgültige Viereckform und lassen es bei Raumtemperatur trocknen. Es sollte etwa 42 bis 43 cm im Quadrat groß sein.
Fertig!
Filz nimmt keine Gerüche an. Bei Bedarf kann man es über Nacht nach draußen zum Lüften legen. Waschen muss man es eigentlich nicht. Falls das doch mal nötig sein sollte, würde ich es bei 30 Grad waschen. Bitte nicht heißer, sonst verfilzt es womöglich weiter. Nach dem Waschgang muss man es wieder in Form ziehen und so trocknen lassen.
Das Sitzkissen ist 1,5 cm dick – und damit dick genug, um uns zuverlässig von unten oder im Rücken vor Kälte zu schützen.
Hier noch ein kleines Anwendungsbeispiel. Der Schnappschuss entstand bei einem Angelausflug. Die Sitzbänke vom Kahn waren doch sehr hart. Aber Dank der mitgenommenen gefilzten Sitzkissen hatten wir es dort weich, warm und gemütlich. Im Bild seht Ihr das dicke viereckige Sitzkissen und daneben ein etwas dünneres rundes.
Für das runde Sitzkissen, was ebenfalls aus Filz ist, gibt es einen gesonderten Blogbeitrag. Das runde Kissen ist nur zweifädig gehäkelt und somit etwas dünner. Dafür kann man es gut einrollen, in den Rucksack stecken und überallhin mitnehmen. Auch als Unterlage beim Würfelspiel ist es ideal. Dafür braucht man natürlich auch nur halb so viel Filzwolle wie für das dicke viereckige Sitzkissen.
Schlusswort
Ich bedanke mich für Euer Interesse und Eure Aufmerksamkeit. Ich hoffe, meine Idee und die Ausführung haben Euch gefallen. Wenn Ihr meinen Stil mögt und Lust auf mehr kreative Ideen von mir habt, kommt mich gern auf meinem Blog oder in meinem Shop besuchen. Bei Fragen könnt Ihr mich auch gern persönlich anschreiben.
Über ein kleines Dankeschön für meine Mühe, einen netten Kommentar oder eine kleine Plauderei hier unter diesem Blog würde ich mich freuen.
Herzliche Grüße von Ina