Der perfekte Winterschal für alle
Im Winter freut sich jeder über einen warmen Schal. Alle brauchen ihn: die Damen, die Herren, die Kinder, die Senioren. Für kleine Kinder ist er wegen der möglichen Strangulationsgefahr nicht geeignet – hier sind kleine, rund gestrickte Schalkragen, die man einfach über den Kopf zieht, oder Schalmützen aus einem Stück sicherer. Die legen sich gut an und sind auch schnell an- und wieder ausgezogen.
Der Schal im Vollpatentmuster sieht auf beiden Seiten gleich schön aus. Man kann sich ihn einfach elegant um den Hals legen oder ihn eher sportlich ein- oder zweimal um den Hals schlingen und bis zur Nasenspitze darin versinken. Damit er jedem gut gelingt, widme ich mich dem Thema „Schal“ heute ganz ausführlich. Ich wünsche Euch viel Freude beim Lesen, Anschauen und Mitmachen.
Material für einen Schal (bei mir 17 cm x 170 cm)
- 200 g Wolle „Merino 120“ von Lang Yarns, Farbe 34.0009
(hier stehen 104 Farben zur Auswahl) oder andere Wolle mit gleicher oder ähnlicher Zusammensetzung (überwiegend Schurwolle) und gleicher oder ähnlicher Lauflänge (50 g/120 m) - Rundstricknadel Stärke 4,5
Ich bevorzuge hier eine Stricknadel mit einer Metallspitze, da die Maschen problemlos von der glatten Nadel gleiten. Bei so vielen Maschen lohnt sich ein genauer Blick auf die Nadel. Mit der richtigen Nadel stricken wir viel gleichmäßiger.
- Maßband, Stopfnadel, Schere
Meine Wolle
Ich habe mich für "Merino 120" von Lang Yarns entschieden, da sie aus 100 % Schurwolle besteht. Das garantiert Weichheit und Wärme ohne Schwitzen.
Wenn wir die Banderole näher betrachten, können wir noch ein paar wichtige Eigenschaften ablesen.
Superwash
Unter Superwash versteht man ein spezielles Verfahren in der Textilindustrie, bei dem die von Natur aus rauen Wollfasern geglättet und beschichtet werden. Betrachtet man eine Wollfaser unter dem Mikroskop, kann man sehen, dass sie schuppig ist. Die Fasern sind offen. Würde man diese unbehandelten Wollfasern zu einem Kleidungsstück verarbeiten, würde das Kleidungsstück zwar perfekt wärmen, wäre aber durch die Schuppen kratzig und würde beim Waschen eingehen.
Um das Schrumpfen bzw. Verfilzen der offenen Wollfasern zu verhindern und sie gleichzeitig glatter zu machen, hat die Industrie ein Verfahren ersonnen, mit dem die herausstehenden Wollfasern abgelöst und geglättet werden. Beim Glätten werden die Wollfasern mit einer Kunststoffsubstanz (Polymer) umhüllt. Diese Kunststoffsubstanz verbindet sich mit dem natürlichen Kreatin der Wolle und bildet so einen Schutzfilm um die Wollfasern. Das Polymer ist eine Kunststoffsubstanz und daher zwar nicht natürlich, aber auch nicht allergen oder schädlich.
Dadurch, dass die Wollfasern nach der Superwash-Behandlung geglättet sind, fühlt sich die Wolle auch haptisch glatter an. Und das merken wir dann auf der Haut.
Die mit Superwash behandelte Wolle ist wesentlich unempfindlicher, läuft nicht ein und verfilzt nicht. Man kann sie sogar im Schonwaschgang oder Wollwaschprogramm bis 40 Grad im Wäschesäckchen in der Waschmaschine waschen. Ich wasche meine Lieblingssachen aus Wolle allerdings lieber mit der Hand im Handwaschbecken.
Wolle, auf deren Banderole also Superwash steht, ist besonders für Kleidung des täglichen Gebrauchs – wie z. B. Mützen, Schals und Socken – geeignet.
Mulesingfrei
Das sogenannte Mulesing bezeichnet einen sehr schmerzhaften Eingriff bei Merinoschafen mit dem Ziel, den Befall der Tiere mit Larven einer speziellen Fliege zu verhindern. Das ist für die Tiere jedoch äußerst schmerzhaft, da sie bei der Hautentfernung nicht betäubt und danach auch nicht behandelt werden. Die Wunden sollen von allein heilen, da auf dem sich bildenden Narbengewebe kein Fell nachwächst. Es gibt jedoch weitaus humanere Methoden, um diese Krankheit bei Tieren zu verhindern.
Mulesing ist in Deutschland verboten, aber Merinowolle wird natürlich auch in anderen Ländern produziert. Verantwortungsbewusste Wollproduzenten achten deshalb genau darauf, woher ihre Wolle kommt und wie die Tiere dort gehalten werden. Wenn die angebotene Wolle „mulesingfrei“ hergestellt wurde, zeigen das die Wollhersteller mit dem speziellen Mulesing-frei-Siegel auf der Woll-Banderole an. Jeder Endverbraucher entscheidet somit mit seinem Kauf oder Nichtkauf der Wolle, was er bzgl. Tierwohl bzw. Tierleid unterstützt und was nicht.
Maschenprobe
Laut Banderole wird empfohlen, diese Wolle mit Nadelstärke 3 ½ bis 4 ½ zu verarbeiten. Da mein Schal kein straffes, sondern ein eher lockeres Maschenbild haben soll, habe ich mich für die Nadelstärke 4,5 entschieden.
Das Vollpatentmuster stricken wir gleich zusammen. Nach etwas über 10 cm könnt Ihr die Maschenprobe auszählen und vergleichen. Bei mir ergeben 10 × 10 cm im Vollpatentmuster mit Nadelstärke 4,5 gestrickt 19 Maschen in der Breite und 24 Maschen in der Höhe.
Meine Werte sind aber kein Dogma. Wenn Euch Euer Maschenbild gefällt, könnt Ihr Eure abgelesenen Werte zur Ermittlung Eurer individuellen Maschenzahl für die Breite und die Schallänge hernehmen.
Start
Wir zählen unsere Maschenprobe aus und setzen sie zu der von uns gewünschten Schalbreite ins Verhältnis. Wir benötigen eine gerade Maschenzahl.
Wir schlagen die errechnete Maschenzahl für unsere gewünschte Schalbreite an. Ich schlage 36 Maschen für 19 cm Schalbreite an. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass sich jedes Rippenmuster immer noch aushängt und der Schal am Ende etwas schmaler wird. Mein Schal hat sich beim Aushängen auf 17 cm verschlankt. Kalkuliert diese Abweichung um ca. 10 % bitte beim Maschenanschlag mit ein.
Vollpatentmuster
Warum habe ich mich für das Vollpatentmuster für meinen Schal entschieden?
Das Vollpatentmuster (oder auch einfach nur Patentmuster genannt) ist ein schönes, voluminöses, elastisches Strickmuster für alle, die es gern dick und warm mögen. Es gehört zu den absoluten Musterklassikern für Wintersachen. Pullover, Mützen und Schals werden damit wunderbar warm und kuschelig, denn wir stricken hier durch die gemachten Umschläge ständig mit zwei Fäden.
Das Vollpatentmuster besteht aus einer immer gleichen Maschenfolge je Reihe. Deshalb sieht es auf beiden Seiten gleich aus. Es lässt es sich wunderbar ganz nebenbei an gemütlichen Fernsehabenden stricken. Am Ende sieht es aber nur gut aus, wenn wir nicht nur auf ein sauberes Maschenbild achten, sondern auch den Rändern die nötige Aufmerksamkeit schenken. Ich zeige Euch deshalb nun ganz genau, wie es gestrickt wird.
Vollpatentmuster – Startreihe
Wir stricken fortlaufend wie folgt: [1 Masche rechts, 1 Masche links].
Vollpatentmuster – Reihe 1
Ab hier stricken wir in jeder Reihe Umschläge. Wir stricken fortlaufend wie folgt:
[1 Masche rechts, die linke Masche heben wir mit Umschlag ab].
Vollpatentmuster – alle folgenden Reihen
Die erste Masche einer jeden Reihe wird immer nur von hinten mit Umschlag auf die neue Nadel gehoben. Sie wird nicht gestrickt.
Nach der abgehobenen Randmasche stricken wir die rechte Masche mit Umschlag rechts ab.
Danach heben wir die linke Masche mit Umschlag ab.
Danach stricken wir wieder die rechte Masche mit Umschlag rechts ab.
In diesem Rhythmus setzen wir die Reihe fort:
Am Ende der Reihe stricken wir die Randmasche mustergemäß als rechte Masche mit Umschlag rechts ab.
Das saubere Stricken der Randmaschen am Ende der Reihe bzw. das Abheben der Randmasche am Reihenbeginn sind wichtig, damit die Seitenkanten des Schals perfekt ausschauen.
Diese eine Reihe wiederholen wir fortlaufend.
Die Breite des Schals
Jetzt, wo wir ein Stückchen gestrickt haben, können wir noch einmal die Schalbreite kontrollieren. Mein Schal hatte bei der Maschenprobe eine Breite von 19 cm auf 36 Maschen.
Das Patentmuster ist sehr dehnbar. Nach dem Waschen und beim späteren Tragen rutschen die Maschen automatisch mehr ineinander. Dadurch wird der Schal etwas schmaler und gewinnt dafür an Länge.
Mein Schal, der bei 19 cm gestartet ist, verschlankte sich nach dem Waschen auf 17 cm. Rein optisch verschwinden die linken Maschen im Schal und man sieht überwiegend nur die rechten Maschen. Hier ein kleiner Vorausblick:
Der Fadenwechsel
Nach dem Ende von Knäuel 1 folgt unweigerlich ein Fadenwechsel. Diesen könnte man am Rand machen und die Fäden in den Randmaschen vernähen.
Oder Ihr probiert einmal die von mir hier angewandte „Russian Join“-Methode aus? So geht sie:
Wir legen uns beide Faden-Enden übereinander hin. Zur Veranschaulichung nehme ich zwei verschiedene Farben. Für Euren Schal nehmt Ihr natürlich das Faden-Ende des alten Knäuels und den Faden-Beginn vom neuen Knäuel.
Wir legen beide Fäden in der Mitte umeinander.
Die überstehenden Faden-Enden sind ca. 20 cm lang.
Jetzt fädeln wir eine schlanke Stopfnadel in das weiße Faden-Ende.
Wir stechen nach dem gelegten Umschlag in den weißen Faden ein und bewegen die Nadel in Richtung weißes Wollknäuel.
Wir führen die Nadel in der Mitte des gedrehten (gezwirnten) Fadens entlang.
Wir machen das so lange, bis keine Wolle mehr auf die Nadel passt.
Auf der Stopfnadel bzw. kurz dahinter staut sich nun das durchfädelte Garn.
Wir ziehen nun die Stopfnadel samt Faden heraus.
Wir dröseln das Faden-Ende in zwei Hälften auf.
Wir schneiden einen halbierten Faden kurz nach der Stauchung ab. Dadurch wird der montierte Faden an dieser Stelle später nur1 ½-mal so dick wie der Originalfaden.
Wir lösen die Stauchung auf, indem wir die zusammengeschobene Wolle sanft vom Knoten her nach außen hin ausstreichen.
Den überstehenden Fadenrest des halbierten Fadens schneiden wir ab. Damit ist eine Seite des montierten Fadens fertig.
Das Gleiche machen wir jetzt mit dem anderen Faden. Wir fädeln das Faden-Ende in eine schlanke Stopfnadel und führen diese durch den gleichfarbigen Faden ab Knoten durch die Mitte des Garns.
Auch hier staucht sich der aufgefädelte Faden auf der Stopfnadel.
Wir ziehen die Nadel samt Faden heraus.
Wir halbieren den kurzen Faden und schneiden einen halbierten Faden ab.
Wir schieben die Woll-Stauchung über die 1 ½ Fäden und streichen sie zum Knäuel hin sanft aus.
Das Ergebnis sind zwei sauber verbundene Fäden. Bei Euch sind sie natürlich aus den gleichen Farben.
Probiert an Eurem Schal diese Form des Fadenwechsels aus. Wenn man ganz genau hinschaut, sieht man den leicht verdickten Faden im Gestrick. Ich finde diese Variante aber trotzdem bei einem Schal unauffälliger als ein Vernähen in den Randmaschen. Letztlich geht aber beides und Ihr allein entscheidet, wie Ihr den Fadenwechsel macht.
Wenn man zwei gleiche Farben verbindet und sauber arbeitet, sieht das natürlich noch unauffälliger aus.
Die Länge des Schals
Ihr bestimmt, wie lang Euer Schal werden soll. Der eine mag es weniger warm am Hals, der nächste möchte ihn gern einmal um den Hals schlingen und dann sollen – mit oder ohne Knoten – die Schal-Enden vielleicht noch dekorativ über der Schulter liegen. Das Muster kann man endlos stricken. Je länger der Schal, umso mehr Wolle benötigt er. Bitte verwendet nur Wolle mit der gleichen Farbpartie-Nummer – man würde die abweichende Farbpartie sehen.
Die Länge des Schals richtet sich hauptsächlich nach den Vorlieben des künftigen Besitzers. Ich mag es nicht so dick am Hals, deshalb schlage ich ihn nur einmal vorn über. Die beiden Schal-Enden verschwinden unter der Jacke und lassen den Schal trotzdem noch dekorativ hervorblitzen.
Wer in Gegenden mit kalten Wintern wohnt, gern lange Waldspaziergänge macht oder gar zum Wintersport fährt, für den wäre ein längeres Exemplar passender. Den langen Schal könnte man sich zweimal um den Hals wickeln und so auch das Kinn vor eisiger Luft schützen. Doppelt gelegt bedeutet auch doppelt gewärmt, denn so hat man mehrere Lagen echter Schurwolle zum Wärmen um den Hals.
Mein fertig gestrickter Schal hatte vor dem Baden eine Länge von ca. 125 cm. Nach dem Baden ändert sich das aber noch gewaltig – am Ende hängen sich meine Maschen auf ganze 170 cm aus. Aus meinen verstrickten 200 g konnte ich also einen Schal von 17 cm x 170 cm stricken.
Das Abstricken
Wenn der Schal lang genug ist, stricken wir die Maschen ab. Dafür stricken wir die erste Masche rechts. Die neu gestrickte rechte Masche heben wir zurück auf die linke Nadel.
Dann stricken wir die nächsten 2 Maschen rechts zusammen. Die neu gestrickte Masche heben wir wieder von der rechten auf die linke Nadel zurück.
Das machen wir fortlaufend, bis alle Maschen verbraucht sind. Am Ende schneiden wir den Faden ab und ziehen ihn durch die letzte Masche. Wir vernähen den Faden.
Pflegehinweise
Unser wunderschöner Schal ist fertig!
Allerdings fehlt noch ein allerletzter Schritt. Damit sich die Maschen einander angleichen, baden wir unseren Schal. Auf dem Bild seht Ihr, auch bei mir sind die Maschen nicht ganz gleichmäßig. Das ist bei einer Handarbeit ganz normal.
Wir baden den Schal im Handwaschbecken. Das lauwarme Wasser darf auf keinen Fall zu warm sein, da Wolle ab 40 Grad schrumpft. Ja, diese Wolle ist laut Banderole mit Superwash behandelt, sodass wir sie auch in der Waschmaschine waschen könnten (siehe Ausführungen oben) – aber ich mache das sicherheitshalber mit der Hand. Wer sich so viel Zeit zum Stricken genommen hat, bringt nun sicherlich auch noch die Zeit für eine schonende Handwäsche auf, oder?
Dem Wasser könnt Ihr nach Belieben Wollwaschmittel oder Haarshampoo hinzusetzen. Da meine Wolle beim Stricken nicht schmutzig geworden ist, braucht sie auch kein Waschmittel. Bitte keinen Weichspüler verwenden!
Wir drücken den Schal sanft im lauwarmen Wasser durch. Wer Wollwaschmittel hineingegeben hat, drückt ihn so lange sanft im frischen Wasser aus, bis das Wasser klar ist.
Danach drücken wir sanft mit der Hand das Wasser aus. Bitte nicht wringen!
Jetzt nehmen wir uns ein großes Mikrofaserhandtuch und breiten den Schal darauf aus. Wir rollen das Handtuch samt Schal zu einer Rolle auf. Die Mikrofasern saugen die Feuchtigkeit aus den Wollfasern.
Wir drücken mit der flachen Hand auf unsere Handtuchrolle, sodass das Handtuch überall Kontakt mit dem Schal bekommt.
Danach rollen wir das Handtuch wieder auf. Der Schal ist jetzt merklich weniger feucht, aber noch sehr empfindlich von der Form her.
Wir legen den Schal flach ausgebreitet zum Trocknen hin. Auf keinen Fall dürfen wir ihn aufhängen. Er muss liegend trocknen! Achtet darauf, dass er möglichst in der Breite und Länge so liegt, wie Ihr ihn später haben möchtet. Mit einem Maßband kann man das kontrollieren. So wie er beim Trocknen liegt, wird er später sein. Er hängt sich zwar noch etwas aus, aber seine Grundgröße erhält er jetzt beim Trocknen.
Die Tragemöglichkeiten
Mein ausgehängter Schal ist ca. 170 cm lang und für mich perfekt. Ich kann ihn vorn über der Brust übereinanderlegen – so wärmt er Hals und Bronchien und schaut dekorativ am Halsausschnitt hervor:
Wenn der Schal lang genug ist, kann man ihn im Frühling oder Herbst auch mal über einer Jeansjacke tragen und ein Ende dekorativ über die Schulter werfen.
Wer möchte, könnte die Enden auch vorn verknoten. Letztlich gibt es viele Tragemöglichkeiten – Euch wird schon das Richtige einfallen, wenn Ihr vor dem Spiegel steht.
Das war es für heute! Ich werde jetzt für mich eine passende Mütze zum Schal stricken!
Schlusswort
Ich hoffe, mein Blogbeitrag hat Euch angeregt und ermutigt, Euren nächsten Schal selbst zu stricken. Das Strickmuster ist nicht schwer und Ihr allein bestimmt das Material, die Wollqualität, die Farbe und die Größe.
Über einen kleinen Gruß oder eine nette Plauderei an dieser Stelle würde ich mich freuen. Bis wir uns wieder lesen, denke ich mir neue spannende Dinge für Euch aus.
Wenn Ihr meinen Stil mögt und Lust auf mehr kreative Ideen von mir habt, stöbert gern in meinem Shop oder kommt mich auf meinem Blog besuchen. Viele bunte Häkel-, Strick-, Bastel- und Filz-Ideen warten auf Euch.
Herzliche Grüße von Ina