Das wichtigste Handwerkszeug für jede Art von Strickprojekt sind die Nadeln, mit deren Hilfe Du bunte Wolle in warme Socken, kuschelige Babymützen und fröhlich gemusterte Schals verwandelst. Welche Art von Stricknadeln Du hierfür auswählst, kann von mehreren Kriterien abhängig sein. Im Folgenden haben wir für Dich einen Überblick über die unterschiedlichen Stricknadelarten und die passenden Strickprojekte zusammengestellt.
Mit dem Stricken ist es wie mit jedem anderen Handwerk: Je mehr Erfahrung Du hast, desto sicherer wirst Du. Bevor jedoch die Zeit kommt, in der Du mit schlafwandlerischer Sicherheit zum richtigen Werkzeug greifst, solltest Du Dich mit den vielen verschiedenen Möglichkeiten vertraut machen, die Dein neues Hobby Dir bietet.
Die Handhabung – abhängig von der Art zu Stricken
Jeder Strickfan hat eine einzigartige "Handschrift" und geht auf individuelle Weise mit den Nadeln um – der eine strickt leicht und locker, ein anderer wiederum hält Nadeln und Wolle sehr fest und strickt in engen Maschen. Je länger Du dabei bist, desto besser wirst Du auch einschätzen können, zu welchem Typ Du selbst gehörst.
Optik & Haptik – das richtige Material
Die "klassische" Stricknadel besteht aus Metall (Messing oder Aluminium) mit perlgrauem, silberfarbigem oder (neuerdings) beliebig buntem Überzug. Daneben gibt es jedoch auch Modelle aus Kunststoff, Holz, Bambus oder Milchprotein. Holz- und Bambusnadeln unterscheiden sich von der Metall-Variante vor allem in der Haptik, da die relativ raue Oberfläche beim Stricken etwas "bremst", was die Nadeln insbesondere für Anfänger geeignet macht. Milchprotein-Stricknadeln stammen aus Australien und sind in erster Linie in den USA verbreitet. Im Gegensatz zu Metall-, Holz- und Bambusnadeln sind die Milchproteinnadeln extrem flexibel und haben eine sehr glatte Oberfläche. Sie eignen sich vor allem für erfahrenere Strickfans.
Die Nadel muss zum Strickprojekt passen
Da nicht jede Nadel für jedes Projekt geeignet ist, solltest Du genau wissen, was Du stricken möchtest. Auch die Frage, ob Du Dich für oder gegen eine (aufwändige) Musterung entscheidest, kann die Wahl der Stricknadeln beeinflussen. In Europa unterscheidet man grundsätzlich drei Arten von Stricknadeln: das sogenannte "Nadelspiel", die Rundstrick- und die Jackennadel.
Der Klassiker: Das "Nadelspiel"
Im Klischée von der Großmutter, die im Kreise ihrer Enkel bunte Socken strickt, tut sie dies für gewöhnlich mit dem sog. "Nadelspiel". Dabei handelt es sich um fünf einzelne Nadeln zwischen 15 und 20 cm Länge mit je zwei Spitzen: Auf die ersten vier Nadeln nimmst du die Maschen auf, mit der Fünften strickst Du. Das Nadelspiel eignet sich besonders gut für das Stricken von Socken, da Du hier in besonders kleinen Kreisen stricken kannst. Es bietet sich jedoch auch für Schlauchschals, Handschuhe, Mützen und andere runde Strickprojekte an. Das klassische Nadelspiel besteht aus Nadeln mit identischen Spitzen, doch es gibt auch Nadeln mit zwei unterschiedlichen Spitzen, bei welchen die eine Seite dem Basic-Stricken dient und die andere, welche lang und spitz zuläuft, dem Lace-Stricken (z.B. Lochmuster). Die Stricknadeln für das Nadelspiel sind in unterschiedlichen Längen, Farben und Materialien erhältlich.
Für Anfänger: Die Rundstricknadel
Da vor allem Strickanfänger häufig einmal Maschen verlieren, bietet sich für die ersten Strickprojekte die sogenannte "Rundstricknadel" an. Diese besteht aus zwei identischen Nadelspitzen zwischen 10 und 20 cm Länge, die durch einen flexiblen dünnen Kunststoffschlauch miteinander verbunden sind. Mit Rundstricknadeln kannst Du sowohl rund als auch in Reihen stricken, während das Strickstück auf Deinem Schoß liegt. Besonders wichtig ist hier ein glatter Übergang zwischen Nadeln und Schlauch, damit sich die Wolle nicht verhaken oder Fäden ziehen kann. Mit Rundstricknadeln kannst Du alles stricken, was die Gesamtlänge der Nadeln nicht übersteigt. Diese Länge wird von Spitze zu Spitze gemessen und ist auf der Verpackung angegeben.
Für erfahrenere Strickfans bietet sich ein Rundstricknadel-Set an, in dem Nadeln unterschiedlicher Stärken und verschieden lange Verbindungsschläuche enthalten sind, die Du je nach Belieben zusammenschrauben bzw. -stecken kannst. Auf diese Weise kannst Du den Schlauch je nach Maschenzahl und die Stärke der Nadelspitzen je nach Materialart wählen (für feinere Wolle eine geringere Stärke, für dicke Wolle eine höhere Stärke etc.)
Old School: Die Jackennadel
Die sog. "Jackenstricknadel" wird als Nadelpaar verkauft, ist zwischen 30 und 35 cm lang und an einer Seite durch eine Kappe gesichert, um ein Herunterrutschen des Strickstücks zu verhindern. Mit Jackennadeln wird ausschließlich flach gestrickt, das heißt Du strickst erst die Vorderseite, drehst das Strickstück dann um und machst mit der Rückseite weiter – immer hin und her. Jackenstricknadeln werden häufig von Strickfans verwendet, die das sogenannte "English Knitting" erlernt haben: Im Gegensatz zur kontinentalen Strickweise wird hier der Faden von der rechten anstatt von der linken Hand geführt, wobei die rechte Stricknadel unter den Arm geklemmt wird. Hierzulande ist die Jackennadel beinahe vollständig durch die Rundstricknadel abgelöst worden, da das Stricken mit den ungewöhnlich langen Nadeln einige Nachteile mit sich bringt: Zum einen stellt es eine Belastung für die Handgelenke dar, da das Strickstück stets mit angehoben werden muss. Zum anderen benötigst Du bei dieser Strickweise sehr viel Raum, da Du die Ellenbogen nach außen drehen musst, um die Nadeln in die optimale Position zu bringen.
Wie der Name bereits sagt, eignet sich die Jackennadel vor allem für das Stricken von "flachen" Kleidungsstücken wie Jacken, Pullover und Überdecken, die anschließend vernäht werden. Eine Unterart der Jackenstricknadel ist die sog. "Schnellstricknadel", die sich von den Old School-Nadeln nur dadurch unterscheidet, dass Schnellstricknadeln direkt unterhalb der Spitze sehr dünn werden, was sie deutlich flexibler und leichter macht.
Old School reloaded: Die Flex-Stricknadel
Flex-Stricknadeln sind eine Art Hybrid aus Jacken- und Rundstricknadel: An die relativ kurze Spitze schließt sich ein dünner Kunststoffschlauch an, der jedoch nicht in eine weitere Spitze mündet, sondern durch einen Maschenstopper abgeschlossen ist. Die Strickweise ist die gleiche wie bei den Jackenstricknadeln, das heißt Du strickst flach und vernähst anschließend Vorder- und Rückseite miteinander. Die Flex-Stricknadel hat gegenüber der Jackennadel den Vorteil, dass sie ein geringeres Gewicht hat und das Strickstück, ähnlich wie bei der Rundstricknadel, zu einem Teil im Schoß abgelegt werden kann, was die Handgelenke schont.