Jeder fängt mal klein an: Für die meisten von uns startete das erste Nähprojekt mit dem alten Lineal aus Schulzeiten, der normalen Haushaltsschere und einer kleinen Schachtel Stecknadeln, die wir in Großmutters Handarbeitskiste fanden. Wer das Nähen jedoch ernst nimmt und sich größere Ziele als Kuscheltiere und Kissenbezüge gesetzt hat, schafft sich nach und nach das erforderliche Equipment an. Im Folgenden haben wir für Dich eine Checkliste zusammengestellt, an der Du Dich beim Kauf Deines Nähwerkzeugs orientieren kannst.
Die Basics zum Nähen: Nähmaschine und Nähbox
Die Nähmaschine
Die, mit Abstand wichtigste und teuerste Anschaffung, die auf Dich zukommt, ist die Nähmaschine. Es ist zugleich auch die einzige Anschaffung, bei der Du wirklich keine Kompromisse eingehen solltest. Anfängerentscheiden sich zwar häufig für eine sogenannte "Mini-Nähmaschine", die aufgrund der eingeschränkten Nähprogramme und des nicht sehr leistungsstarken Motors recht kostengünstig ist, doch wenn Du qualitativ hochwertig arbeiten möchtest, solltest Du ein wenig tiefer in die Tasche greifen – umso besser ist später auch der Output. Hochwertige Nähmaschinen kosten fabrikneu mindestens 500 Euro. In der Regel findest Du aber auch gut erhaltene gebrauchte Modelle für einen deutlich geringeren Preis.
Ein Tipp: Deine Nähmaschine kann nur dann zuverlässig arbeiten, wenn Du sie gut behandelst und sie vor allem sauber hältst. Aus diesem Grund solltest Du Dir einen guten Staubpinsel mit vielen weichen Borsten anschaffen und die Maschine regelmäßig reinigen. Da Du sie hierfür auseinanderbauen musst, solltest Du Dir diesen Vorgang von Deinem Händler genau erklären lassen.
Die Nähbox
In der Nähbox bewahrst Du alle Utensilien auf, die Du für Dein Hobby nach und nach zusammenkaufst. Eine richtige Nähbox hat einen Deckel und einen Trageriemen und hält während des Transports alles an Ort und Stelle.
Zubehör zum Nähen: Alles, was Du sonst noch brauchst
Das Maßband
Ohne Maßband läuft beim Nähen nichts. Das Standartmodell, das auch vollkommen ausreichend ist, ist ein aufrollbares Kunststoffmaßband mit einer Breite von 1,5 oder 2,0 cm, das doppelseitig bedruckt und zweifarbig ist. Die unterschiedlichen Farben dienen der Kontrolle, da das Maßband sich während der Arbeit durchaus einmal verdrehen kann. Zusätzlich zum Maßband solltest Du Dir ein relativ langes Lineal (rund 60 cm) und ein kleines Lineal mit rund 15 cm Länge (auch "Nahtlehre" genannt), anschaffen. Diese Werkzeuge verwendest Du, um sehr kleine Abstände, zum Beispiel zwischen Knopflöchern oder am Saum, nachzumessen.
Schneidwerkzeuge
Auf keinen Fall fehlen darf die Schneiderschere. Am besten eignet sich hier ein rund 20 cm langes Modell, das über ein gerades und ein gebogenes Scherenblatt verfügt. Das gebogene Scherenblatt sorgt dafür, dass die Schnitte auch bei umfangreichen Projekten immer akkurat bleiben, da sich der Stoff durch das gebogene Blatt nur minimal von der Tischplatte hebt. Neben der großen Schneiderschere solltest Du Dir auch eine Stickschere von ca. 12,5 cm Länge anschaffen, die für feinere Arbeiten wie das Schneiden von Nähgarn, das Auftrennen von Fehlstichen oder überstehenden Stoffkanten geeignet ist. Zur Pflege Deines Nähwerkzeugs gehört es selbstverständlich auch, Deine Scheren regelmäßig nachschleifen zu lassen, damit sie nicht stumpf werden.
Ein Tipp: Teste die Scheren wenn möglich an unterschiedlichen Materialien aus, bevor Du sie kaufst. Eine gute Stoffschere schneidet über die gesamte Scherenblattlänge!
Als Ergänzung zu Schneider- und Stickschere ist auch ein "Rollschneider" sinnvoll, der ein wenig an einen Pizzaschneider erinnert und Dir das Zuschneiden sehr erleichtern kann. Zum Rollschneider gehört auch eine passende Unterlage, die verhindert, dass das Blatt sich abnutzt und außerdem Deinen Tisch vor Schnittspuren schützt. Bei Stoffen, die nach dem Schneiden leicht ausfransen, kann außerdem ein spezieller Textilkleber sinnvoll sein, der nach dem Trocknen keinerlei Rückstände auf dem Stoff hinterlässt.
Stecknadeln und Nadelkissen
Es gibt kaum ein Werkzeug, von dem Du beim Nähen so häufig Gebrauch machen wirst wie die Stecknadel: Mit ihr fixierst Du das Schnittmusterpapier, steckst die Stoffteile vor dem Nähen aneinander und fixierst zwischendurch lose Ecken und Kanten. Aus diesem Grund solltest Du Dich für hochwertige Nadeln entscheiden, die Dir die Arbeit erleichtern. Das Standartmodell sind Stecknadeln mit großen Kunststoffköpfen. Leichter arbeiten lässt es sich jedoch mit langen und sehr feinen Glaskopfstecknadeln, mit denen sich (aufgrund ihrer Länge) auch dickere Stoffe bzw. mehrere Stofflagen aneinanderheften lassen. Zu den Nähnadeln gehört natürlich auch ein Nadelkissen. Idealerweise entscheidest Du Dich hier für ein Modell, das du am Handgelenk tragen kannst, damit Du Deine Nadeln stets griffbereit hast. Auch ein Magnet kann nützlich sein, da dieser verstreute Nähnadeln anzieht – so kann auf Deinem Schneidetisch nichts verloren gehen!
Ein Tipp: Solltest Du eine computergesteuerte Nähmaschine verwenden, achte sicherheitshalber darauf, den Magneten nicht in unmittelbarer Nähe aufzubewahren.
Stoffmarker zum Übertragen des Schnittmusters
Nachdem Du das Schnittmusterpapier auf dem Stoff fixiert und die einzelnen Teile zugeschnitten hast, musst Du die Markierungen im Muster auf deinen Stoff übertragen. Hierfür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Der Klassiker ist die "Schneiderkreide", die es (je nach Farbe des Stoffs) in unterschiedlichen Farbschattierungen gibt. Die Markierungen verschwinden spätestens nach dem ersten Waschen vollständig. Eine andere Möglichkeit sind auswaschbare Stoffstifte mit weißer, hellblauer oder pinker Miene für sehr dunkle Stoffe. Der "Stoffmarker" funktioniert wie ein ganz normaler Filzstift in den Farben Pink oder Lila, nur dass die Markierungen nach einigen Stunden von selbst verschwinden. Stoffmarker gibt es auch in der wasserlöslichen Variante, bei der die Markierungen bis zur ersten Wäsche erhalten bleiben. Von transparentem Klebeband solltest Du lieber absehen, da dies auf den meisten Stoffen unschöne Spuren hinterlässt.
Nähnadeln für Handarbeit und Maschine
Grundsätzlich benötigst Du sowohl Hand- als auch Maschinennähnadeln, um ein Nähprojekt erfolgreich in die Tat umzusetzen. Was die Handnähnadeln betrifft, kannst Du ganz einfach ein fertig zusammengestelltes Sortiment kaufen, das normalerweise um die 10 Nähnadeln in unterschiedlichen Größen (Länge und Dicke) enthält. Grundsätzlich gilt: Je feiner der Stoff, desto feiner sollte auch die Nadel sein. Bei besonders dicken Stoffen solltest Du Deine Fingerspitzen zusätzlich durch einen Fingerhut schützen. Im Gegensatz zu Handnähnadeln ist die Produktvielfalt in Sachen Nähmaschinennadeln fast unüberschaubar und es gibt beinahe für jeden Arbeitsschritt spezielle Nadeln. Grundsätzlich sind Nähmaschinennadeln der Stärke 80 für die allermeisten Näharbeiten und -stoffe jedoch vollkommen ausreichend. Wenn Du Dich jedoch direkt auch für kompliziertere Projekte wappnen möchtest, kannst Du Deinem Equipment ein oder zwei Packungen Mehrzwecknadeln hinzufügen. Bevor Du Nähnadeln kaufen gehst, solltest Du die Bedienungsanleitung Deiner Nähmaschine lesen – es gibt nämlich Maschinen, die nur mit den für sie vorgesehenen Nadeln in Betrieb genommen werden dürfen.
Ein Tipp: Anders als Handnähnadeln stumpfen Maschinennadeln durch die starke Belastung sehr schnell ab und müssen häufiger ersetzt werden. Stumpfe oder beschädigte Nadeln können den Stoff beschädigen und das Nahtbild beeinträchtigen. Aus diesem Grund solltest Du jedes neue Projekt grundsätzlich auch mit einer neuen Nähnadel beginnen.
Nahttrenner
Niemand ist perfekt – und auch Dein Nahtbild wird es nicht immer sein. Daher gehört ein möglichst scharfer Naht- oder Pfeiltrenner unbedingt zur Grundausstattung. Der Nahttrenner hebt den Faden leicht an und durchtrennt ihn mit der Klinge, ohne dabei den Stoff zu beschädigen. Wichtig ist, dass Du Deinen Trenner regelmäßig testest (z.B. an Stoffresten) und ihn durch einen neuen ersetzt, sobald er stumpf wird. Anderenfalls kann es passieren, dass Du ungewollt Löcher in Deinen Stoff schneidest oder Dich sogar selbst verletzt, weil Du mit dem stumpfen Werkzeug abgerutscht bist.
Checkliste Nähwerkzeug: Der Überblick