Meine Schwiegertochter hat einen Lieblingspullover. Allerdings ist sie groß und hat deshalb recht lange Arme und so fragte sie mich, ob ich eine Lösung dafür hätte, an ihrem Pullover die Ärmel zu verlängern. Als Strick-Oma für die ganze Familie bin ich schon einige Herausforderungen gewohnt. Meine Enkelinnen hatten schon oft Spezialwünsche, und bisher habe ich es immer geschafft, sie zu erfüllen. So sind einige Produkte in meinem Shop entstanden, deren Ideen ich den Kindern verdanke. Auch die genähten Geburtstagsgeschenke, die ich in meinem Blog beschreibe, haben ihren Ursprung bei den Enkelmädchen.
Dieses Mal war es dann meine Schwiegertochter, die mit einem Wunsch auf mich zukam.
Ich sah mir ihren Pullover mal genauer an. Ein wirklich schönes Stück. Es wurde in Peru gefertigt mit 100 % Alpakawolle. Ein absoluter Traum für jeden, der Kleidung aus Wolle liebt. Natürlich muss bei so einem guten Stück schon auch die passende Wolle gefunden werden. Auch die Farbe sollte passen. Oje, was für eine Herausforderung!
So sieht der Pullover meiner Schwiegertochter aus, hier schon mit einem fertig angestrickten Armbündchen. Wie ich zu dieser Entscheidung kam, erzähle ich dir jetzt.
Inzwischen muss ich schon sagen, dass ich als geübte Strickerin solche kniffligen Herausforderungen liebe. Dadurch bekommt das Leben ja eine gewisse Würze und es wird nie langweilig.
Hier fasse ich mal zusammen, worauf beim Anstricken von einem fertig gestrickten Kleidungsstück unbedingt zu achten ist:
- Das Garn bzw. in dem Fall die Wolle muss zum Kleidungsstück passen - sowohl in der Farbe als auch in der Garnstärke und natürlich ebenso in der Qualität bzw. Zusammensetzung.
- Wenn das Garn gefunden ist, muss unbedingt eine Maschenprobe gestrickt werden. Erst damit ist ein Vergleich mit den bestehenden Maschen und der Garnstärke wirklich möglich. Und nur auf diese Weise bekommst du heraus, welche Nadelstärke du dafür brauchst. Damit kommen wir gleich zum nächsten Punkt.
- Es müssen geeignete Stricknadeln, auch in der richtigen Stärke, zum Anstricken verwendet werden. Am besten und einfachsten geht es hier beim Anstricken von Ärmeln mit dem CraSyTrio oder mit drei Rundnadeln. So arbeite ich am liebsten beim Bündchen. Wenn du mit dem Nadelspiel besser zurecht kommst, kannst du natürlich auch das verwenden.
Doch gehen wir jetzt einfach mal Schritt für Schritt vor.
Die Auswahl der Wolle
Diese Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht und lag beim ersten Versuch voll daneben. Dabei ist es die wichtigste Vorbereitung von allen. Ich kann nur sagen, Versuch machte auch hier mal wieder klug und dir muss das nicht passieren.
Meine Vorräte geben ja einiges her, aber reine Alpakawolle in genau dieser Garnstärke?
Ich fand tatsächlich einige Knäuel mit purem Alpaka, die auch von der Garnstärke her passen, doch es war keine Farbe dabei, die sich hier harmonisch einfügen konnte. Weiß hätte ich nehmen können, doch für ein Bündchen fand ich das nicht ganz so passend. Gerade an den Ärmelbündchen sollte es nicht zu empfindlich sein. Und Weiß verschmutzt nun mal schneller. Mit reinem Alpaka konnte ich also nicht dienen. Sehr schade, wie ich finde!
So machte ich mich also weiter auf die Suche und fand eine farblich passende Wolle, die auch die richtige Garnstärke hatte. Diese Wolle gefiel mir von der Farbe her schon mal sehr gut, auch wenn sie leider nicht die Zusammensetzung hatte, die hier optimal gewesen wäre. Sie ist eher für Socken geeignet. Doch da ich keine andere Auswahl hatte - dachte ich noch zu diesem Zeitpunkt -, würde hier zumindest ein Faktor gut passen, nämlich die Farbe.
Da dieses Rot auch noch zu den Lieblingsfarben meiner Schwiegertochter gehört, entschied ich mich, mit dieser Wolle erstmal eine Maschenprobe zu stricken.
Meine Maschenprobe mit 30 Maschen sah so aus:
Ich wollte hier verschiedene Bündchenmuster ausprobieren, um zu sehen, welches am besten zu diesem Pullover passt. Diese Muster hielt ich dann einzeln an den Ärmel. So konnte ich mich am besten entscheiden.
Das untere Muster meiner oben gezeigten Maschenprobe brauchte ich, um es mit dem Maschenbild am Pullover und der Maschenzahl pro 10 cm Breite zu vergleichen. Da der Pullover glatt rechts gestrickt ist und eine Maschenzahl von 26 Maschen pro 10 cm hat, musste ich jetzt möglichst das gleiche Maß heraus bekommen. Und ich hatte großes Glück! Es passt absolut perfekt!
Das zweite Muster von unten ähnelt dem des oberen, nur dass hier in einer Reihe 2 Maschen rechts und 2 Maschen links im Wechsel gestrickt werden. Die Rückreihen werden links gestrickt - in Runden sind es stattdessen rechte Maschen.
Das dritte Muster von unten ist das normale Bündchenmuster mit 2 Maschen links, 2 Maschen rechts im Wechsel. In den Rückreihen werden die Maschen genauso gestrickt.
Meine Entscheidung fiel dann auf das letzte Muster - hier ist es das obere. Das Bündchen sollte nämlich nicht zu eng werden und es sollte auch noch bei Bedarf umgeschlagen werden können. Dafür eignet sich das normale Bündchenmuster, das sich immer zusammenzieht, also nicht.
Das obere Muster sieht einem üblichen Bündchenmuster mit 1 Masche rechts, 1 Masche links sehr ähnlich. Jedoch wird hier jede zweite Reihe - von außen gesehen - glatt rechts gestrickt.
Da ich hier in Runden anstricke, ist also jede zweite Runde eine Runde mit rechten Maschen. Dazwischen immer eine Runde mit 1 Masche rechts, 1 Masche links im Wechsel. Dadurch wird das Bündchen nicht zu eng und bekommt außerdem ein etwas rustikales Aussehen, was zu diesem Pullover sehr gut passt, wie ich finde.
Hier zeige ich dir nun erstmal mein Ergebnis beim Anstricken mit der roten Wolle.
Achtung - darum habe ich meine Entscheidung geändert:
Ja, zugegeben, es sieht sehr gut aus. Doch praktisch sollte es ja auch sein. Und vor allem sollte die Wolle nicht kratzen, zumal der Ärmel direkt am Handgelenk sitzt. Und genau das war leider der Fall. Es wäre kein angenehmes Tragegefühl gewesen, darum suchte ich nochmal all meine Vorräte durch und wurde tatsächlich zu meiner Freude fündig. Eine braun melierte Wolle fiel mit aus der hintersten Ecke in die Hände, die sich für diesen Pullover sehr gut eignet. Ich musste sie wohl bei meiner ersten Suche übersehen haben.
Die Drops Flora hat die gleiche Garnstärke und hier ist zumindest ein deutlicher Alpaka-Anteil dabei. Sie fühlt sich schon ganz anders an, schön weich und sehr angenehm. Ich verglich dann die Farbe mit denen am Pullover und da hier auch Braun in den Streifen vertreten ist, begann ich den zweiten Ärmel damit zu stricken und zeigte das Ergebnis meiner Schwiegertochter. Ja, sie war einverstanden, es gefiel ihr ebenso wie mir. Und sie vertraute da ganz meinen Strickkenntnissen.
Nun passt es also absolut perfekt! Die Suche nach der Wolle hat endlich ein Ende und wir kommen zum nächsten Punkt.
Vorher noch ein kurzer Hinweis zu meiner Entscheidung:
Reine Alpakawolle wäre optimal gewesen. Da die Drops Flora aber aus reiner Schurwolle mit einem großen Anteil Alpaka besteht, hat sie das gleiche Waschverhalten und die gleichen Eigenschaften. Sie darf wie jede Wolle nur sanft und mit einem speziellen Wollprogramm gewaschen werden.
Bei Wolle ist auch zu überlegen, dass sie im optimalen Fall selten gewaschen werden sollte, da sie sich auch schon bei feuchter Luft selbst reinigt. Bei jeder Wäsche verliert sie ihre selbstreinigenden Fähigkeiten Stück für Stück. Das sollte man unbedingt beachten. Meine Schwiegertochter ist zudem sehr gut mit dem Waschen von Wollsachen vertraut, also gibt es da meinerseits keine Bedenken.
Wie nehme ich die Maschen am Bündchen auf?
Dabei gibt es einiges zu beachten, damit sich das Bündchen perfekt ins gesamte Strickbild einfügt.
Bei einem handgestrickten Pullover könnte man eventuell die letzte Runde auftrennen. Doch das ist auch mit Vorsicht zu genießen. Besser ist es, in dem Fall aus den Randmaschen die neuen Maschen herauszustricken, was ja im Grunde recht einfach ist.
In diesem Fall gab es gar kein Bündchen im üblichen Sinne. Die Ränder waren einfach umgeschlagen und dadurch etwas dicker. Hier zeige ich dir, wie das bei diesem Pullover aussieht:
Ich musste also direkt an die oberen umgeschlagenen Maschen das Bündchen anstricken. Meine erste Überlegung war tatsächlich, das umgeschlagene Bündchen aufzutrennen. Doch da dieses nicht in Runden gestrickt, sondern am Rand zusammengenäht ist, traute ich mich ehrlich gesagt nicht so recht an so eine Maßnahme. Ich wollte auf keinen Fall riskieren, hier mehr zu zerstören als zu verbessern.
Also blieb mir nur übrig, das Bündchen direkt an den oberen umgeschlagenen Rand anzuschließen.
Dafür wählte ich jeweils das rechte Maschenglied der obersten Masche am Rand und zog diese Maschen auf die Nadel vom CraSyTrio. Sieh dir mal dieses Foto an. Dort kannst du erkennen, wie das aussehen muss.
Mein Tipp: Beim Aufnehmen der Maschen kannst du eventuell eine etwas kleinere Nadelstärke verwenden, auch für die erste Strickrunde. Damit hast du es zu Anfang leichter. Danach kannst du dann zur gewählten Nadelstärke übergehen.
Hier habe ich gleich zu Beginn mit Nadelstärke 2,5 gestrickt und das klappte wunderbar.
Warum das rechte Maschenglied?
Wenn du das rechte Maschenglied auf die Nadel nimmst und dann rechte Maschen anstrickst, ergibt das einen sehr schönen Übergang der Maschen, der sogar beim näheren Hinsehen kaum zu erkennen ist. Die Maschen laufen genauso weiter wie bisher. Hier auf dem Foto sind die Übergänge zu sehen, aber nur, wenn du genau hinschaust:
Alle Maschen des Bündchens werden nun auf diese Weise aufgenommen - auf zwei Nadeln, eine an jeder Seite. Dabei liegt der Beginn am unteren Ärmel direkt an der Naht.
Hier auf dem Foto ist die Verteilung gut zu sehen. Ich habe zusätzlich eine Rundnadel als zweite Nadel verwendet, um das mal auszuprobieren. Funktioniert super! Kann ich dir sehr empfehlen. Das Stricken mit 3 Nadeln empfinde ich persönlich als sehr angenehm.
Wenn alle Maschen auf den beiden Nadeln sind, beginnt nun das eigentliche Anstricken mit der gewählten Wolle.
So wird nun das Bündchen angestrickt.
Auf diesem Bild kannst du sehen, wie ich das Bündchen zu Beginn angestrickt habe. In der ersten Runde werden nur rechte Maschen gestrickt.
An dieser Stelle habe ich einen Tipp für dich:
Bei mir waren die aufgenommenen Maschen sehr eng auf der Nadel. Ich konnte sie nicht ganz normal abstricken.
Eine einfache Lösung kann hier helfen. Du stichst mit der Stricknadel wie beim Linksstricken ins Maschenglied ein und dehnst es erst einmal ein wenig. Danach geht das Stricken wie gewohnt recht einfach.
Hier zeige ich dir ein Bild vom Dehnvorgang zum besseren Verständnis.
So strickst du das Bündchen mit dem hier gezeigten Muster an:
Die ersten beiden Runden werden glatt rechts gestrickt.
Danach werden diese beiden Runden im Wechsel gestrickt:
- 1 Runde mit 1 Masche rechts und 1 Masche links im Wechsel
- 1 Runde nur rechte Maschen
Die Höhe des Bündchens bestimmst du in deinem Fall selbst. Da es hier auf Wunsch knapp die Höhe des Randmusters vom Ärmel sein sollte, habe ich das angestrickte Bündchen zum Abmessen immer wieder mal umgeschlagen.
Das Muster sieht auch auf der Rückseite sehr hübsch aus, finde ich.
In dieser hier gezeigten Höhe habe ich es gelassen. Wenn du deine gewünschte Höhe erreicht hast, beende dieses Muster einfach mit einer Runde rechte Maschen. In dieser letzten Runde werden die Maschen dann auch gleichzeitig abgekettet.
Bei mir hat das Bündchen eine Höhe von 5 cm.
Nun zeige ich dir, wie es fertig angestrickt in der Endversion aussieht - hier bei einem Ärmel. Wie du siehst, fügt es sich sehr gut ins Gesamtbild ein.
Wie es in der gesamten Ansicht des Pullovers aussieht, siehst du auf diesem Foto. Hier ist ein Ärmel vollständig fertig und der andere ist noch auf der Nadel.
Und hier noch das umgeschlagene Bündchen als Gesamteindruck.
Nun wünsche ich dir gutes Gelingen, wenn du mal das Vergnügen hast, die Ärmel eines Pullovers oder einer Strickjacke verlängern zu müssen. Das wird dir mit dieser Anleitung sicher genauso gut gelingen wie mir.
Wenn du zu dieser Anleitung neue Anregungen oder Ideen hast, schreibe es gerne hier ins Kommentarfeld. Darüber freuen sich alle Besucher, und natürlich bin auch ich immer offen und dankbar für gute Tipps. Auf diese Weise helfen wir uns gegenseitig.
Weitere gute Tipps und kostenlose Anleitungen findest du auf meinem Blog, zum Beispiel wie du ein Kissen mit Hotelverschluss nähst und zusätzlich eine Applikation mit einarbeitest.
Auch findest du dort, was du sogar mit kleinen Stoffresten nähen und damit die ganze Familie erfreuen kannst. Du wirst staunen.
Ich freue mich, wenn du öfter mal auf meinem Blog - und gerne auch in meinem Shop - vorbei schaust. Du wirst hier sicher noch viele hilfreiche Tipps aus meinem Handarbeitsleben finden. Ich inspiriere dich auch weiterhin sehr gerne.
Hab immer viel Freude bei allem was du tust, vor allem beim Handarbeiten.
Das wünscht dir von Herzen Monika vom Shop mowi19