Leichte Schals, zarte Spitze, weiche Handschuhe: Mohair gilt als die Luxusfaser unter den Wollarten und stammt von der Angoraziege. Diese ursprünglich zentralasiatische Hausziegenart, die etwa um das 13. Jahrhundert in Anatolien domestiziert wurde, zeichnet sich durch besonders langes und seidiges, in feinen Locken herabhängendes Haar aus. Die Bezeichnung „Mohair“ stammt aus der arabischen Sprache und bedeutet so viel wie 'ein Stoff, aus Haaren gefertigt'. Die weltweite Produktion von Mohairwolle liegt bei etwa 15.000 Tonnen. Die qualitativ hochwertigsten Fasern werden derzeit aus Texas und Südafrika importiert.
Mohair – Gewinnung und Verarbeitung
Die Angoraziege, die heute in Südafrika, Nordamerika, der Türkei und in Westasien in Höhen von bis zu 1000m lebt, wird ein- bis zweimal jährlich geschoren und liefert je nach Art und Alter des Tieres qualitativ unterschiedliche Wolle. Grundsätzlich gilt: Je jünger das Tier, desto feiner und leichter ist die gewonnene Faser. Pro Jahr können von jedem Tier durchschnittlich etwa 2,5 kg Wolle gewonnen werden, was nur der Hälfte des Ertrages eines Merinoschafs entspricht – die Mohairwolle ist entsprechend teurer im Einkauf. Die Fasern des Mohairhaares sind zwischen 100 und 300 mm lang und, im Gegensatz etwa zum stark gekräuselten Schafshaar, glatt und leicht gewellt. Farblich changieren sie zwischen weiß und einem hellen Gelb. Die schönste Wolle wird von den Rücken- und Schulterpartien der Ziegen gewonnen.
Der Feinheitsgrad des durchschnittlichen Mohairhaares liegt zwischen 25 und 50 Mikron. Qualitativ wird bei Mohair zwischen den Kategorien „Kid“, „Young Goat“ und „Adult“ unterschieden. Bei „Kid Mohair“ handelt es sich um die feinsten und glänzendsten Fasern, da diese von Baby-Angoraziegen gewonnen werden. Neben der Verarbeitung zu feinen Strick- und Webgarnen wird Mohair auch für die Herstellung von Decken, Teppichen und edlen Stoffen verwendet. Mohair ist, obgleich es von der Angoraziege stammt, nicht gleichzusetzen mit Angorawolle. Diese ebenfalls sehr feine und weiche Wolle stammt vom Angorakaninchen.
Mohair – die leichteste Naturfaser der Welt
Die Mohairfaser ist aus zwei unterschiedlichen Keratinsorten aufgebaut, die jedoch nicht, wie es bei Schafswolle der Fall ist, nebeneinander angeordnet sind, sondern sich wie eine Art Mantel um dem Kern lagern. Auch die Schuppenschicht ist weniger stark ausgeprägt als bei herkömmlicher Schurwolle, was die Oberfläche des Mohairhaares extrem glatt macht. Die glatte Schuppenschicht erhöht zudem das Lichtreflexionsvermögen, weshalb Mohair für seinen spezifischen Glanz bekannt ist. Mit einem Durchmesser von 30 bis 33 μm bei jungen und 34 μm bei erwachsenen Tieren, ist Mohair die leichteste Naturfaser tierischen Ursprungs überhaupt. Grundsätzlich ist Mohairwolle der Schafswolle recht ähnlich, da sie die gleichen gut wärmenden Eigenschaften besitzt, sehr elastisch und gut zu färben ist. Der Schafswolle gegenüber hat sie allerdings den Vorteil, dass sie weniger schnell verfilzt.
Neben den vielen Vorteilen bringt die Mohairwolle auch ein paar Nachteile mit sich. So ist sie aufgrund der Feinheit ihrer Fasern beispielsweise nicht besonders strapazierfähig und haart bzw. fusselt deutlich mehr als andere Arten von Schurwolle. Für die Pflege von Mohair-Strick gilt ähnliches wie für das Reinigen von Strickstücken aus Schafswolle: Hier solltest Du Dich grundsätzlich für Handwäsche, lauwarmes Wasser und bedächtiges Ausdrücken entscheiden, bevor Du das Kleidungsstück zum Trocknen auf den Wäscheständer legst (am besten auf ein großes Handtuch, damit es sich nicht nach unten hin ausbeult).
Mohair – vielseitige Luxusfaser
Das Haar der Angoraziege ist vielseitig verwendbar: Neben Basis- und Effektgarnen für Stoffe, Strick- und Stickwaren, wird Mohair auch zu Pelzimitaten, Teppichen und Decken verarbeitet. In früherer Zeit diente es auch als Ski- bzw. Steigfell im Wintersport. Eine weniger bekannte Verwendung von Mohair ist die Fertigung von hochwertigen Perücken für Porzellanpuppen und traditionelle, handgefertigte Teddybären. Aus Mohairwolle kannst Du vor allem edle und leichte Kleidungsstücke stricken oder häkeln, die aber dennoch einen wärmenden Effekt haben. Die Wolle eignet sich besonders gut für Accessoires wie Hand- oder Fußstulpen, Handschuhe, leichte Schals und Spitzeneinsätze. Da Mohair zum Fusseln neigt, solltest Du es keinesfalls für Babybekleidung verwenden, da die feinen Haare sehr leicht eingeatmet werden könnten. Mehr hier: Wollarten im Vergleich.
Bild-Copyright: Smittenkittenorig - ELENA- Mohair Infinity Scarf Blue Turquoise – flickr.com