Wenn du für dein erstes Handarbeitsprojekt einen passenden Faden aussuchen willst, solltest du dich von dem vielfältigen Angebot nicht verunsichern lassen. Zwar kannst du generell alles, was eine fadenähnliche Struktur aufweist, zum Häkeln oder Stricken verwenden, aber wenn dein Endergebnis hübsch aussehen soll, musst du ein paar Kleinigkeiten bei der Auswahl von Wolle und Garn berücksichtigen. Du solltest neben der Dicke des Garns besonders auf das Material achten. Bei der Farbe gibt es einen wichtigen Aspekt, den du bedenken musst und wie du dein fertiges Handarbeitsprojekt pflegen wirst, solltest du ebenfalls in deine Überlegungen einbeziehen.
Wolle oder Garn, was ist der Unterschied?
Laut Textilkennzeichnungsgesetz werden in erster Linie die weichen Haare des Schaffells als Wolle bezeichnet. Es gibt aber noch weitere Säugetiere, wie beispielsweise das Angorakaninchen, die Angoraziege oder die Alpakas, deren Fellhaare sich ebenfalls Wolle nennen. Nach dem Scheren des Schafs müssen beim Spinnen die einzelnen Wollfasern zu einem langen Garn zusammengedreht werden. Weil sich aber nicht nur aus Wolle ein langer Faden fertigen lässt, sondern auch aus Pflanzenfasern oder aus synthetischen Fasern, gibt es Garne aus verschiedenen Materialien. Den Namen Wolle trägt also nur das Tierhaar, sowohl im ungesponnenen Zustand, als Wollfaser, wie auch versponnen, als Wollgarn. Garn hingegen sind alle Fäden, die durch Spinnen entstehen.
Die Garnbanderole enthält wichtige Hinweise
Möchtest du wissen, aus welchen Materialien dein Garn besteht, kannst du das auf der Papierbanderole, die um das Knäuel gewickelt ist, nachlesen. Außerdem gibt dir die Banderole darüber Auskunft, wie du eine Handarbeit aus diesem Garn pflegen musst. Sie schlägt dir eine bestimmte Nadelstärke zum Häkeln und/oder zum Stricken vor und sie gibt an, wer der Hersteller des Garns ist. Das Gewicht des Garnknäuels ist ebenso auf der Banderole vermerkt, wie die Lauflänge. Die Lauflänge ist übrigens besonders wichtig, wenn du eine Anleitung mit einem anderen Garn, als angegeben nachhäkeln oder nachstricken möchtest. Da verschiedene Garne unterschiedliche Gewichte aufweisen können, musst du die, laut Anleitung benötigte Garnmenge, umrechnen. Ist also für dein ausgewähltes Projekt eine Garnmenge von 400 Gramm angegeben, und das vorgeschlagene Garn wird in Knäueln zu 50 Gramm mit 70 Metern Lauflänge verkauft, benötigst du 8 Knäuel a 50 Gramm beziehungsweise a 70 Meter also 560 Meter. Befinden sich auf dem Knäuel deiner Wahl ebenfalls 50 Gramm aber 100 Meter, musst du nur sechs Knäuel kaufen und hast nach der Handarbeit noch etwas Garn übrig.
Welche Garnstärke wofür?
Hast du ausgerechnet für dein erstes Handarbeitsprojekt eine englische Anleitung ausgewählt, wird dir auffallen, dass du keine Nadelstärke und keine Wollstärke wie wir sie kennen, vorfinden kannst. Stattdessen musst du dich mit Bezeichnungen, wie „Fingering“, „Worsted“ oder „Bulky“ herumschlagen. Damit du trotzdem die richtige Nadelstärke findest und gleich weißt, welches Garn sich wofür eignet, findest du hier eine kleine Aufstellung:
Stärke | engl. Bezeichnung | Nadelstärke | wofür geeignet |
---|---|---|---|
0 | Thread, Cobweb, Lace | 1,5 – 2,5 | Spitze |
1 | Fingering, Sock | 2 – 3 | Socken Babykleidung, Babyaccessoires |
2 | Sport | 3 – 4 | dünne Pullis, dicke Socken |
3 | DK, Light, Worsted | 4 – 4,5 | Kleidung oder Accessoires |
4 | Worsted, Aran | 4,5 – 5 | dicke Pullis, Wnteraccessoires |
5 | Bulky, Chunky | 5,5 – 8 | Jacken, Decken |
6 | Super Bulky, Super Chunky | > 8 | Teppiche, Körbe |
Worauf du bei der Garnfarbe achten musst
Dein ganz besonderes Augenmerk musst du beim Garnkauf auf die Farbe richten. Auf der Banderole eines jeden Knäuels wirst du sowohl eine Farbnummer, wie auch eine Partienummer finden. Damit dein Handarbeitsprojekt nicht mit jedem neuen Knäuel einen anderen Farbton erhält, musst du darauf achten, dass alle Garnknäuel die gleiche Farbnummer aufweisen. Da in einem Farbbad aber immer nur eine bestimmte Menge Garn gefärbt werden kann, gibt die Partienummer an, in welchem Bad das Knäuel seine Farbe erhalten hat. Auch wenn du bei Knäueln mit gleicher Farbnummer aber unterschiedlicher Partienummer auf Anhieb keinen Unterschied feststellen kannst, musst du darauf bedacht sein, für ein Handarbeitsprojekt immer die gleiche Partienummer zu erwischen. Denn ist das Garn verhäkelt oder verstrickt, lassen sich bei verschiedenen Partienummern sehr wohl Abweichungen in der Farbnuance feststellen.
Warum ist das Material bei Wolle und Garn so wichtig?
Bei der Auswahl von Wolle und Garn spielt das Material eine entscheidende Rolle. Denn je nachdem woraus dein Garn besteht, weist es unterschiedliche Eigenschaften auf. So ist beispielsweise reine Rohwolle dafür bekannt, dass sie verfilzt werden kann und somit wasserabweisend wirkt. Reine Schurwolle ist sehr warm, kratzt aber eventuell auf der Haut. Baumwolle saugt Feuchtigkeit auf und synthetische Fasern sind in der Regel besonders pflegeleicht. Wie du siehst, solltest du das Material und seine Eigenschaften genau kennen, bevor du dich für ein Garn entscheidest. Um dir bei der Garnauswahl zu helfen, haben wir einen groben Überblick der verschiedenen Materialien, die sich für Häkel- oder Strickarbeiten eignen, zusammengestellt. Dabei wird unterteilt in Naturfasern, synthetische Fasern, halbsynthetische Fasern und Mischfasern. Zu jeder Faserart findest du eine kleine Liste mit den wichtigsten Garnen, ihren Eigenschaften und Vorschlägen, für welche Projekte sie geeignet sind.
Naturfasern bei Wolle und Garn
Naturfasern haben den großen Vorteil, dass es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt. Zu den Naturfasern zählen sowohl tierische, wie auch pflanzliche Fasern. Wichtig ist, dass sie ohne chemische Zusätze gewonnen werden. Daher sollten sie für umweltbewusste Menschen stets die erste Wahl sein.
Garne tierischer Herkunft
Fasern, die vom Tier stammen, lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: die Wolle und die Seide. Während die Seide immer von der Seidenspinnerraupe fabriziert wird, bezeichnet Wolle die Fellhaare verschiedener Säugetiere:
- Alpakawolle: Die Alpakawolle stammt von kleinen Kamelen aus Peru oder Chile. Sie ist weich und fest. Sie enthält wenig Lanolin und eignet sich daher für Allergiker. Alpakawolle gilt als die wärmste Wolle, denn sie hält fünfmal wärmer, als Schurwolle. Für Winterkleidung ist sie prädestiniert.
- Angorawolle: Sie wird aus dem Fell des Angorakaninchens gewonnen und stammt zu 90 Prozent aus China. Die Wolle ist besonders weich und warm aber auch sehr empfindlich. Sie wirkt temperaturausgleichend und kann viel Feuchtigkeit aufnehmen. Angorawolle eignet sich für Unterwäsche und Strumpfhosen, fusselt aber leicht.
- Kaschmir: Kaschmirwolle wird zum Ende des Winters aus dem Fell der Kaschmirziegen herausgekämmt oder herausgezupft. Sie ergibt ein sehr edles und wertvolles Garn. Kaschmir zählt zu den teuersten Wollarten. Obwohl sie sehr warm hält, ist sie weich und leicht. Besonders beliebt sind Kaschmirpullover, Kaschmirschals und Kaschmirmützen.
- Merinowolle: Das Merinoschaf stammt ursprünglich aus Spanien. Heute jedoch kommt die Merinowolle hauptsächlich aus Australien und Südamerika. Sie ist leicht und dehnfähig. Sie trocknet schnell, ist atmungsaktiv und das Beste ist: Sie kratzt nicht. Obwohl Merinowolle temperaturausgleichend wirkt, zählt sie zu den Winterwollen, und eignet sich für Winterkleidung und für Babyoberbekleidung.
- Mohair: Mohair wird aus den Fellhaaren der Angoraziege gewonnen. Es gibt, je nach Alter der Ziege, Mohair kid, Mohair young goat und Mohair adult. Je jünger das Tier bei der Schur war, umso weicher ist das Garn. Mohairwolle ist immer weich und flauschig. Sie ist leicht und hält wunderbar warm. Das Garn ist strapazierfähig aber nicht pflegeleicht. Ist es besonders fein, kann es für zierliche Häkelarbeiten und Spitze verwendet werden. Im Übrigen eignet es sich für Schals, Socken und Pullis. Da es leicht fusselt, solltest du keine Babykleidung damit anfertigen.
- Seide: Seide stammt aus dem Kokon der Seidenspinnerraupe. Es wird unterschieden zwischen Seide und Wildseide. Beide Garne sind sehr edel und leicht glänzend. Die weiche Seide ist reißfest und knittert kaum. Sie ist elastisch und liegt wunderbar auf der Haut. Allerdings lässt sich das glatte Garn oft schwer verarbeiten. Als reines Sommergarn eignet es sich für Schals, Tücher und edle Oberteile.
- Schurwolle vom Schaf: Die frisch geschorene Wolle vom Schaf hält herrlich warm. Sie kann viel Feuchtigkeit aufnehmen und fühlt sich trotzdem nicht nass an. Nachteilig ist, dass sie auf empfindlicher Haut kratzt. Sie ist ideal für Socken. Als unbearbeitete Wolle lässt sie sich filzen. Dann strickst du damit Hausschuhe, Taschen oder andere Modeaccessoires.
Garne pflanzlicher Herkunft
Nicht nur für passionierte Veganer sind rein pflanzliche Garne eine echte Alternative. Auch der Umweltschützer verwendet Bio-Baumwolle, Leinen Jute und Co. Garne aus Pflanzenteilen sind recht vielseitig und liegen angenehm auf der Haut:
- Bio-Baumwolle: Baumwolle stammt aus den Samenhaaren der Baumwollpflanze. Wenn sie sich Bio-Baumwolle nennen darf, wurden die Pflanzen umweltfreundlich ohne Einsatz chemischer Düngemittel und Pflanzenschutzmittel angebaut.
- Die Baumwolle ist hautfreundlich, atmungsaktiv und pflegeleicht. Sie fühlt sich weich und kühl an und ist auch für Allergiker geeignet. Du kannst sie zum Handarbeiten von leichten Sommeroberteilen, hübschen Dreieckstüchern, weiteren Modeaccessoires oder Topflappen verwenden.
- Leinen: Leinen wird aus Flachs gewonnen. Es ist besonders reißfest, leider aber auch steif und kratzig. Das strapazierfähige Garn ist schmutzabweisend und lässt sich gut zu Taschen oder kleinen Körben verarbeiten.
Synthetische Fasern bei Wolle und Garn
Synthetische Fasern wachsen nicht, sondern müssen chemisch hergestellt werden. Sie sind in der Regel pflegeleicht und lassen sich gut verarbeiten. Allerdings ist ihre Herstellung nicht umweltfreundlich. Es ist zwischen Halbsynthetischen und Vollsynthetischen Garnen zu unterscheiden.
Halbsynthetische Fasern
Halbsynthetische Fasern setzen sich aus natürlichen, zellulosehaltigen Stoffen zusammen, die chemisch aufbereitet werden. Auch wenn sie nicht rein natürlichen Ursprungs sind, bilden sie dennoch eine Alternative zur Vollsynthetikfaser:
- Bambus: Bambusgarn besteht aus Bambusfasern, die chemisch aufbereitet sind. Es ist weich, glatt, klimaausgleichend und atmungsaktiv. Das Garn liegt gut auf der Haut und ist auch für Allergiker geeignet. Es gilt als Sommergarn und lässt sich prima zu Mützen oder anderen Modeaccessoires verarbeiten.
- Viskose: Viskose wird aus Holzfasern gewonnen. Sie ist angenehm kühl, lässt sich gut verarbeiten, ist hautsympathisch und kann viel Feuchtigkeit aufnehmen. Sie ist ebenfalls ein reines Sommergarn, aus dem du hübsche Tücher, Stolas oder dünne Strickwesten anfertigen kannst.
Vollsynthetische Fasern
Die vollsynthetischen Fasern werden nicht nur chemisch verarbeitet, sondern bestehen auch aus chemischen Grundprodukten. Daher schneiden sie in Sachen Umweltverträglichkeit äußerst schlecht ab. Ihr großer Vorteil ist, sie punkten mit Pflegeleichtigkeit und Robustheit:
- Polyacryl: Polyacryl besteht aus einem chemischen Ausgangsstoff. Es ist herrlich weich, wunderbar leicht und lässt sich bei 40 Grad waschen. Es wärmt, wirkt aber nicht temperaturausgleichend. Es eignet sich für Babykleidung oder Kinderkleidung. Achtung, es lädt sich schnell elektrostatisch auf.
- Polyamid: Polyamid wird aus Erdöl hergestellt. Es ist elastisch, reißfest und formbeständig. Du kannst es gut für Socken verwenden.
- Polyester: Polyester besteht ebenfalls aus Erdöl. Es überzeugt durch seine Formbeständigkeit und Robustheit. Es ist glatt und lässt sich gut verhäkeln. Die bauschige Faser eignet sich als Winterwolle für Pullover oder Jacken.
Mischfasern Vor- und Nachteile
Mischfasern bestehen in der Regel aus einem natürlichen Anteil und einem synthetischen Anteil. Sie vereinen die guten Eigenschaften beider Fasertypen und kompensieren die schlechten. Die Vorteile von Mischfasern aus tierischem oder pflanzlichem Garn gemischt mit einer Synthetikfaser liegen in ihrer Strapazierfähigkeit. Sie sind warm und saugen Feuchtigkeit auf. Sie lassen sich mühelos waschen und pflegen. Nachteilig wirkt sich der chemische Anteil auf die Umweltverträglichkeit aus. Denn wer sich fürs Mischgarn entscheidet, entscheidet sich somit immer zu einem bestimmten Prozentsatz gegen die Umwelt.
Spezielle Wollen und Garne vereinfachen oder verzieren die Handarbeit
Bei deiner Auswahl von Wolle und Garn solltest du die speziellen Garne keinesfalls außer Acht lassen. Verwendest du beispielsweise ein Effektgarn, kannst du dir in der Regel das Musterstricken oder Musterhäkeln sparen. Denn der Look von Effektgarnen ist so einzigartig, dass sie glattrechts gestrickt oder in einfachen Stäbchen verhäkelt immer noch die Blicke auf sich ziehen. Andere Spezialgarne, wie das Sockengarn oder die Textilwolle erleichtern dir die Arbeit. Und die Filzwolle verstärkt die Strapazierfähigkeit deiner Häkelarbeit.
Effektgarne
Effektgarne gibt es in den verschiedensten Ausführungen. Du kannst dich für ein weiches Wollgarn mit einem tollen Farbverlauf entscheiden. Dann bekommst du das farbige Muster gleich mitgeliefert. Oder du wählst ein Glitzergarn, das durch die eingezogenen Metallfäden besonders edel und elegant wirkt. Du kannst dich für eine langhaarige Flauschwolle begeistern oder für ein Garn mit großen Noppen.
Sockenwolle
Als Sockenwolle werden oft Mischgarne bezeichnet, die durch ihren Synthetikanteil besonders strapazierfähig sind. Das heißt, deine fertige Handarbeit behält lange ihre Form und ist pflegeleicht. Durch ihren Anteil an tierischer Wolle sind die Sockengarne herrlich warm und saugen die Feuchtigkeit auf.
Filzwolle
Filzwolle nennt sich nur eine reine, unbehandelte Schurwolle, die sich nach dem Stricken oder Häkeln in der Waschmaschine gut Filzen lässt. Durch den Prozess des Filzens wird dein Handarbeitsstück besonders weich und flauschig. Es ist extrem strapazierfähig und wasserabweisend.
Textilgarn
Beim Textilgarn werden Textilabfälle recycelt und zu einem dicken, langen Band verarbeitet. Du kannst damit häkeln oder stricken. Es eignet sich gut für Teppiche, Körbe, Sitzkissen, Taschen oder andere große Accessoires. Entweder kaufst du dir das Textilgarn oder du stellst es selber her aus alten T-Shirts und ausgedienter Bettwäsche.
Pflegehinweise zu Handarbeiten aus Wolle und Garn
Damit du, nach der mühevollen Auswahl von Wolle und Garn, an deinem ersten selbst gehäkelten oder gestrickten Handarbeitsprojekt lange Freude hast, solltest du unbedingt die Pflegehinweise auf dem Garnknäuel beachten. Je größer der Anteil an tierischen Fasern in deiner Handarbeit ist, umso sorgfältiger musst du es pflegen. Reine Wolle oder Seide solltest du nur mit der Hand waschen. Drück dabei dein Strick-/Häkelgewebe nicht und verzichte aufs Auswringen. Zum Trocknen legst du deine Handarbeit ausgebreitet auf den Wäscheständer. Pralle Sonne verträgt sie aber nicht.