Als der Amerikaner Isaac Singer Mitte des 19. Jahrhunderts die „I. M. Singer & Co.“ (heute: „The Singer Company“) gründet und die industriell hergestellte Nähmaschine auf den Markt bringt, löst er damit die Handnähnadel als wichtigstes Handwerkszeug überhaupt ab: Die Singer-Nähmaschine, die sich noch heute in vielen Haushalten als antiquarisches Schmuckstück findet, leistet die Arbeit von vier bis sechs Näherinnen und verleiht damit auch dem Beruf des Schneiders für immer ein anderes Gesicht. Was aber unterscheidet die Nähmaschinennadel, die damals ihren Siegeszug antritt, eigentlich von der guten alten Handnähnadel?
Die Handnähnadel: das „Do it yourself“ der Steinzeit
Solange Menschen Kleidung tragen, haben sie sie auch „genäht“. Entsprechend gibt es das Nahtwerkzeug für die Hand bereits seit der Altsteinzeit, wo spitze Gegenstände ohne Öhr dazu verwendet wurden, Materialien zusammenzuheften. Während damals vorrangig Gräten zum „Nähen“ verwendet wurden, handelte es sich später bereits um Gerätschaften, die der heutigen Handnähnadel sehr ähnlich sind: Lange spitze Gegenstände aus Knochen, Mammutelfenbein oder Holz mit einem Öhr, durch das der Faden geführt wurde. Die erste Handnähnadel aus Eisen entsteht im 14. Jahrhundert und dominiert das Handwerk rund 500 Jahre lang. Heute wird die Handnähnadel nur noch selten zum Nähen von Kleidungsstücken, sehr häufig jedoch zum Ausbessern von Nähten, zum Stopfen von Löchern oder zum Sticken verwendet. Entsprechend gibt es die Nähnadel für die Hand in verschiedenen Längen, Stärken und verschiedene Modelle für verschiedene Stoffe. Grundsätzlich gilt: Je feiner Dein Stoff ist, desto feiner solltest Du auch die Nadel wählen. Die geübte Näherin benötigt neben der Handnähnadel nur einen Fingerhut bzw. Nähringe und ein Nadelkissen bzw. ein Nähkästchen.
Die Maschinennadel: das industrielle Meisterstück des 19. Jahrhunderts
Die ersten Experimente zur mechanischen Herstellung einer Naht finden bereits Mitte des 18. Jahrhunderts statt, sind damals jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Erst im Jahre 1846 baut der Amerikaner Elias Howe die erste funktionierende Maschine, die die Nähbewegungen nachahmt und rund 300 Stiche pro Minute erreicht (geübte Handnäherinnen schafften ca. 50 Stiche in der Minute). Obgleich Isaac Singer ihm fünf Jahre später das Patent streitig machte (diesen Prozess jedoch verliert), gilt Howe heute offiziell als der Erfinder der ersten Doppelsteppstich-Nähmaschine. Durch Singer und seinen Partner Edward Clark wird die fußbetriebene Nähmaschine industriell hergestellt und findet reißenden Absatz. Die Entwicklung zur heutigen Haushaltsnähmaschine nimmt noch einmal rund 100 Jahre in Anspruch, bis Mitte der 1980er Jahre die erste vollständig elektronisch gesteuerte Nähmaschine (hergestellt von der Firma "Bernina") auf den Markt kommt. Heute gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Modellen und Systemen und eine große Auswahl an entsprechenden Maschinennadeln, die je nach gewünschter Aktion und verwendeten Materialien gewählt werden können.
Vorteile | Nachteile | |
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Handnähnadel |
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Maschinennadel |
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