Wolle und die warme Jahreszeit – zwei Dinge, die auf den ersten Blick eigentlich nicht zusammenpassen. Das mag daran liegen, dass die meisten Menschen bei dem Wort "Wolle" an den dicken Strickschal aus Kindertagen und die bunt geringelten Wintersocken denken, die sie auch heute noch so gerne tragen. Profis aber wissen: Stricken kann man zu jeder Jahreszeit – und in Frühling und Sommer bieten sich sogar besonders raffinierte und verspielte Kreationen an. Die passenden Garne haben wir hier für Dich zusammengestellt.
Leinen – Idealer Alleskönner für die Übergangszeit
Das aus den Fasern des Langfaserflaches gewonnene Leinen ist ideal für die Jahreszeit, die zwischen Winter und Sommer liegt: Da Leinen temperaturausgleichende Wirkung hat, kannst Du es sowohl für Sommerkleider und Röcke (Bsp.: Minikleid Wellenmuster) verwenden, als auch für etwas wärmende Bekleidung für die häufig noch recht kühlen Abende. Da die Flachsfaser von Natur aus reißfest und unelastisch ist, sind Leinenstoffe strapazierfähig, langlebig und formbeständig. Allerdings neigen sie zum Knittern, weshalb Du daran denken solltest, Deine Leinenstücke vor dem Tragen zu bügeln. Während Leinenblazer oder -jacken am Abend wärmen, haben sie an warmen Frühlingstagen einen kühlenden Effekt, da die Stoffe bis zu 35 % der Luftfeuchtigkeit aufnehmen, diese jedoch sofort mit der Umgebungsluft austauschen. Reinigen solltest Du Leinenkleidung aufgrund der geringen Scheuerfestigkeit grundsätzlich im Schonwaschgang und in einem Wäschebeutel.
Alpakawolle – Kühlend am Tag, wärmend am Abend
Das sogenannte "Vlies der Götter" stammt von einer südamerikanischen Kamelart und findet bereits seit gut 5000 Jahren Verwendung in der Wollproduktion. Es ist extrem widerstandsfähig und dadurch sehr langlebig, antibakteriell und thermoisolierend. Letztere Eigenschaft macht die Alpakawolle so wertvoll als Garn für die Übergangszeit: Da die Faser des Alpakahaares innen hohl ist, speichert sie Luft, die bei niedrigen Außentemperaturen isolierend wirkt und die Körperwärme bewahrt. Bei höheren Außentemperaturen jedoch, wie sie im Frühling durchaus schon auftreten können, leiten die Fasern die Wärme ab und sorgen damit für einen Ausgleich der Temperatur auf der Haut.
Darüber hinaus eignet sich Alpakawolle auch für die wärmeren Tage, da sie atmungsaktiv ist und bis zu 25 % Feuchtigkeit aufnehmen und regulierend nach außen abgeben kann, ohne unangenehme Gerüche anzunehmen. Im Gegensatz zu Schafswolle können Erzeugnisse aus Alpakagarn direkt auf der Haut getragen werden, ohne den sogenannten "Prickle-Effekt" auszulösen. Das liegt zum einen an der dichteren und dadurch glatteren Schuppenschicht des Alpakahaares, zum anderen an dem deutlich geringeren Anteil an Lanolin (Wollfett). Im Gegensatz etwa zu Mohair oder Kaschmir fusselt und filzt Alpakawolle kaum.
Baumwolle – Leichte Tops und Accessoires
Die aus der tropischen Baumwollpflanze gewonnene Wolle ist extrem strapazierfähig, reißfest und vergleichsweise kostengünstig. Für den Sommer eignet sie sich vor allem deshalb, da sie durch Stricken, Häkeln oder Nähen (Baumwollstoffe) zu sehr feinen und leichten Kleidungsstücken verarbeitet werden kann, die dennoch bei hohen Temperaturen waschbar sind. Darüber hinaus wirkt Baumwolle regulierend auf den Feuchtigkeitshaushalt, da sie saugfähig und atmungsaktiv ist. Im Gegensatz zu Kleidungsstücken aus Kunstfasern, nimmt Baumwolle weniger schnell schlechte Gerüche an und lässt sich (im Bedarfsfall) auch besser von ihnen befreien. Besonders edle Tops, Kleider oder Stolen für die warme Jahreszeit kannst Du mit mercerisierter Baumwolle fertigen: Veredelte Baumwolle ist formstabil und hat einen seidigen Glanz, der auch nach vielen Waschgängen nicht nachlässt.
Seide – atmungsaktiver Glanz für Sommernächte
Der Klassiker unter den Sommertextilien ist die Seide, welche sich seit rund 4000 Jahren höchster Beliebtheit erfreut. Die hochwertige Faser, die aus den Kokons des Maulbeerspinners (im Volksmund „Seidenraupe“ genannt) gewonnen wird, besticht durch eine elegante, farblich changierende Optik und eine gute Formbeständigkeit trotz geringer Dichte. Die stärkste bekannte Naturfaser ist atmungsaktiv und hat im Winter einen wärmenden, im Sommer jedoch einen kühlenden Effekt, was sie ideal für die wärmste Zeit des Jahres macht. Seide eignet sich besonders gut für die Herstellung luxuriöser und edler Kleidungsstücke wie etwa Nachtwäsche, Abendroben und exklusiver Schlafzimmer-Ausstattung. Leider ist Seide in der Pflege sehr aufwändig, da das Material nicht für die Waschmaschine geeignet ist und sich auch per Handwäsche nur mäßig reinigen lässt. Aus diesem Grund bleibt in der Regel nur die chemische Reinigung.
Mehr erfahren: Wollarten im Vergleich
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