Die Nächte werden kürzer, die Blätter schaukeln bunt zu Boden und der kalte Wind trägt bereits einen Hauch von Kaminfeuer in sich: Der Herbst ist nahe! In September und Oktober sind die Tage zwar meistens noch schön warm, doch die Abende werden bereits kühl bis frostig. Höchste Zeit also, zu den Stricknadeln zu greifen und sich mit Schals, Mützen und warmen Pullovern gegen die kalte Jahreszeit zu wappnen. Die richtigen Wollarten für dieses Projekt haben wir hier für Dich zusammengestellt.
Der Klassiker: Schurwolle
Schurwolle stammt vom Schaf und wird ausschließlich von lebendigen Tieren durch die Schur gewonnen. In der anschließenden Weiterverarbeitung dürfen nur solche Filz- bzw. Spinnprozesse eingesetzt werden, die die Faser nicht schädigen und ihre natürliche Struktur erhalten. Schurwolle wird von unterschiedlichen Schafarten gewonnen. Die wichtigsten Arten für die Wollproduktion sind neben dem Merinoschaf und seinen Unterarten das Jakobsschaf, die Heidschnucke und das Coburger Fuchsschaf.
Die Qualität der Schurwolle wird eingeteilt in:
- grob,
- mittelgrob
- und fein
Die beste und feinste Qualität stammt vom Merinoschaf, das eine Spitzen-Produktion von bis zu 10 Kg pro Schaf/ Jahr erreicht. Merinowolle ist sehr weich und leicht, weshalb sie sich besonders gut für Strickstücke eignet, die direkt auf der Haut getragen werden (siehe Anleitung: Kapuzenschal Marit)
Der Grund, weshalb wärmende Kleidungsstücke schon seit Jahrhunderten vor allem aus Schafswolle hergestellt werden, liegt auf der Hand: Schurwolle wärmt sehr gut, ist schmutzabweisend und dabei sogar relativ kostengünstig. Da die Wolle von Natur aus atmungsaktiv und weitestgehend geruchsresistent ist, genügt es, die Strickstücke über Nacht auszulüften. Die Schurwolle, die Du in Garn-Form kaufen kannst, ist in der Regel bereits verarbeitet und zu einem gewissen Anteil mit synthetischen Fasern vermischt. Dank dieser Behandlung sind die Garne langlebig und widerstandsfähiger als reine Schurwolle.
Die Wunderfaser: Alpakawolle
In Deutschland noch nicht sehr verbreitet, obwohl schon vor ca. 3000 vor Christi durch die Inka entdeckt, ist die Wolle der Alpakas, bei denen es sich um eine südamerikanische Kamelart handelt. Alpakawolle ist bis zu fünfmal wärmer als Schurwolle vom Schaf, gehört allerdings zu den teureren Garnen, da die Tiere nur einmal im Jahr geschoren werden. Die Luxus-Variante der Alpakawolle stammt von den Jungtieren, die nur alle zwei Jahre geschoren werden, und deren Wolle noch feiner und kuscheliger ist als die der erwachsenen Tiere. Nach der Schur wird die feine Wolle ausgekämmt und per Handarbeit am Spinnrad gesponnen. Alpakagarn ist nicht nur deutlich wärmer als Schafswolle, sondern auch extrem langlebig, widerstandsfähig und sogar antibakteriell.
Es eignet sich hervorragend für Winterbekleidung, da die Faser des Alpakahaares innen hohl ist, was sie nicht nur extrem leicht macht, sondern auch vor massiven Temperaturschwankungen schützt: Die Luft, die im Inneren der Faser gespeichert ist, wirkt isolierend und bewahrt bei niedrigen Außentemperaturen die Körperwärme. Genau wie Schafswolle ist Alpakagarn sowohl geruchs- als auch schmutzabweisend. Gegenüber der Schurwolle hat es jedoch den großen Vorteil, dass es auf der Haut kein "kratziges" Gefühl auslöst, da die Schuppenschicht des Alpakahaares extrem dicht und enganliegend ist. Alpakawolle kannst Du also bedenkenlos auch an sensibleren Hautstellen wie beispielsweise am Hals oder an den Handgelenken tragen.
"It´s so fluffy!" dank Angorawolle
Die weichste und wärmste Naturfaser überhaupt ist das Fell des Angorakaninchens, aus dem die begehrte Angorawolle hergestellt wird. Ihre vielen positiven Eigenschaften rechtfertigen den vergleichsweise hohen Anschaffungspreis: Angorawolle ist extrem weich, flauschig und (genau wie Alpakawolle) thermoisolierend, da die Faser innen hohl ist und daher Luft und Körperwärme speichert. Angorawolle ist vor allem dann die richtige Wahl, wenn es Dich in der kalten Jahreszeit zum Wintersport zieht: Das Haar des Angorakaninchens eignet sich aufgrund seiner atmungsaktiven und schweißabsorbierenden Eigenschaften nämlich ideal für Thermounterwäsche, Nieren- Fuß- und Rückenwärmer, die Dich auch einen langen Tag auf der Piste ohne Zähneklappern überstehen lassen (sieh Anleitung: Noppen-Poncho aus Angorawolle). Ein Nachteil der Angorawolle besteht darin, dass es sich um ein relativ empfindliches Material handelt.
Wenn Du Dich für Angorawolle entscheidest, solltest Du dringend darauf achten, dass es sich nicht um ein Produkt aus China handelt, da die dortigen Hersteller den Kaninchen das dichte Fell bei lebendigen Leibe auszupfen – eine Prozedur, die die meisten Tier nicht überleben. Eine sanftere Methode wird in Frankreich und der Schweiz angewandt, wo die Haare der Tiere ausgekämmt werden. Der einzige Nachteil: Die europäische Wolle ist nicht ganz so weiß und flauschig wie die Chinesische.
Für mehr Informationen: Unser Infotext über Wollarten im Vergleich.
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