Stricken ist ein Handwerk wie jedes andere. Und auch wenn du dir 100%ig sicher bist, die Stricknadeln niemals so geschickt wirbeln lassen zu können wie Deine Mutter oder Großmutter, kannst Du ganz sicher sein, dass auch diese einmal klein angefangen haben. Doch während die beiden Generationen vor uns das Handarbeiten noch in der Schule erlernten, müssen wir uns heute alles mühsam selbst beibringen. Um Dir die Sache ein wenig zu erleichtern, haben wir eine Checkliste zusammengestellt, in der alles aufgelistet ist, was Du an Grundausstattung benötigst, wenn Du mit dem Stricken beginnen möchtest.
Die Basics: Stricknadeln, Wolle und realistische Ziele
Das Schöne am Stricken ist, dass Du außer Deinen Stricknadeln und einem passenden Wollknäuel nichts anderes benötigst und eigentlich sofort loslegen kannst. Strickmuster zur Inspiration findest Du in zahlreichen Strickforen im Internet. Die meisten Strick-Neulinge beginnen allerdings mit etwas ganz Einfachem wie einem Schal oder einem Kissenbezug, da bei solchen Projekten noch nicht die Notwendigkeit besteht, zwischendurch die Maschenanzahl zu verändern. Idealerweise steigerst Du den Schwierigkeitsgrad von Projekt zu Projekt. Wenn Du Dir nämlich direkt zu Beginn schon hohe Ziele steckst, passiert es leicht, dass Du durch einen Misserfolg demotiviert wirst und die Nadeln an den Nagel hängst – und das wäre schade!
Stricken gehört zwar zu den Hobbys, die relativ wenig Raum einnehmen, da Du überall, wo Du Dich niederlässt, theoretisch auch Stricken kannst, doch Du solltest trotzdem einen festen Platz für Dein Strickzeug haben. Sehr gut geeignet für die Aufbewahrung von Wolle, Stricknadeln und Garn ist beispielsweise ein flacher Weidenkorb, den Du beim Stricken neben Dir abstellen kannst.
Stricknadeln: Welche Möglichkeiten habe ich?
Stricknadeln aller Art bestehen normalerweise aus Metall (Messing oder Aluminium) und haben einen perlgrauen oder silberfarbigen Überzug. Seit ein paar Jahren gibt es auch Modelle aus Materialien wie Kunststoff, Holz, Bambus und Milchprotein mit teilweise buntem Überzug. Stricknadeln aus Holz und Bambus unterscheiden sich von der Metall-Variante vor allem in der Handhabung, da die relativ raue Oberfläche beim Stricken etwas "bremst". Diese Eigenschaft macht die Nadeln vor allem für Strickanfänger ungeeignet. Milchprotein- und Kunststoffnadeln sind extrem flexibel und haben eine sehr glatte Oberfläche. Sie eignen sich vor allem für erfahrenere Strickfans. Für Anfänger lohnt es sich, bei Altbewährtem und damit bei den Stricknadeln aus Metall zu bleiben, da diese in der Handhabung am einfachsten sind.
Für welche Art von Stricknadel Du Dich entscheidest hängt ganz davon ab, was Du stricken möchtest. Grundsätzlich schadet es allerdings nicht, für alle Eventualitäten gewappnet zu sein – immerhin wirst Du ja nicht immer nur Schals und Kissenbezüge stricken. Aus diesem Grund solltest Du Dich und Deinen Strickkorb neben der Rundstricknadel, die sich für Anfänger am besten eignet, auch mit einem sog. „Nadelspiel“ ausstatten.
Das Nadelspiel
Beim Nadelspiel handelt es sich um fünf Einzelnadeln, die zwischen 15 und 20 cm lang sind und jeweils zwei Spitzen haben: Auf die ersten vier Nadeln werden die Maschen auf- und mit der fünften wieder abgenommen. Beim klassischen Nadelspiel sind alle Spitzen identisch geformt. Es gibt jedoch auch Nadelspiele, bei denen die Nadeln zwei unterschiedliche Spitzen haben. Bei diesen Nadeln dienen die Seiten mit der normalen Spitze zum einfachen Stricken und die andere, welche lang und spitz zuläuft, dem Lace-Stricken (z.B. Lochmuster).
Das Nadelspiel eignet sich am besten für runde Strickprojekte:
Die Rundstricknadel
Rundstricknadeln sind das perfekte Werkzeug für Anfänger, da sie zum einen nur die Arbeit mit zwei (und nicht mit fünf) Nadeln erfordern und zum anderen sehr viel Platz für das jeweilige Strickstück bieten. Auf diese Weise musst Du keine Angst haben, dass Dein Schal dir auf der einen Seite herunterrutscht, während Du an der anderen Seite strickst. Die Nadeln bestehen aus zwei identischen Nadelspitzen zwischen 10 und 20 cm Länge, die durch einen flexiblen dünnen Kunststoffschlauch miteinander verbunden sind. Beim Kauf Deiner Rundstricknadeln solltest Du darauf achten, dass der Übergang zwischen Nadelspitzen und Schlauch absolut glatt ist – anderenfalls kann sich an dieser Stelle später die Wolle verhaken. Rundstricknadeln eignen sich für alle Arten von Strickprojekten. Du musst nur darauf achten, dass die Gesamtlänge Deiner Strickstücke jene der Nadeln nicht übersteigt.
Ein Tipp: Wenn Du gut mit den Nadeln zurechtkommst, kannst Du auch darüber nachdenken, Dir ein Rundstricknadel-Set anzuschaffen. In diesem Set sind Nadeln und Verbindungsschläuche unterschiedlicher Länge und Dicke enthalten, die Du je nach Bedarf zusammenstecken kannst.
Garne: Welche Möglichkeiten habe ich?
Wolle ist nicht gleich Wolle. Daher ist das Erste, was Du Dir bei Deinem Besuch im Wollladen um die Ecke bewusst machen solltest, die Tatsache, dass nicht alles, was Knäuelform hat, sich auch zum Stricken eignet. Hierfür benötigst Du (ausdrücklich als solches gekennzeichnetes) Strickgarn bzw. Handstrickgarn oder Strickwolle (die Bezeichnungen variieren je nach Hersteller). Diese Wolle ist speziell für die Verarbeitung per Hand hergestellt und besitzt im Gegensatz zu Garnen, die für die maschinelle Verarbeitung vorgesehen sind, eine sehr niedrige Zwirn- und Spinndrehung. Bei der Herstellung von Strickwolle wird den reinen Naturfasern in der Regel ein Anteil synthetischer Fasern beigemischt, was das Endprodukt langlebiger, elastischer und besser waschbar macht. Es gibt zwar auch Strickgarn, das aus reiner Schurwolle besteht, doch dieses ist deutlich schwerer zu verarbeiten. Für den Beginn solltest Du also die gemischten Fasern vorziehen.
Basisgarne
Sie haben eine glatte Oberfläche und bestehen entweder aus reiner Wolle (eher selten), Baumwolle oder Mischungen von Wolle und synthetischen Fasern. Zu den Basisgarnen zählt zum Beispiel die „Sockenwolle“, die ein spezifisches Mischungsverhältnis von 75% Wolle und 25% synthetischen Fasern wie Polyamid oder Polycolon aufweist. Für Anfänger sind Basisgarne vollkommen ausreichend.
Effektgarne
Sie haben eine unruhige Oberflächenstruktur mit deutlicher Prägung, die man nicht nur sieht, sondern auch fühlt. Sie entstehen durch spezielle Fertigungsweisen, bei denen die Fasern beispielsweise ungleich gesponnen oder auch zwei (oder mehr) Garne unterschiedlicher Stärke ineinander gesponnen werden. Es gibt auch Effektgarne, denen Fremdfasern (z.B. Metallelemente) beigemischt werden. Grundsätzlich ist der Anteil an synthetischen Fasern bei Effektgarnen deutlich höher als bei Basisgarnen.
Basiswolle: Welche Möglichkeiten habe ich?
Sowohl Basis- als auch Effektgarne werden mit einer Basiswolle hergestellt, welcher die anderen Fasern beigemischt werden. Je nachdem, für welche Wollart Du Dich hier entscheidest, wird Dein Strickprojekt später auch die entsprechenden Eigenschaften aufweisen. Idealerweise machst Du Dir also erst einmal Gedanken darüber, was Dein späterer Schal, die Socken oder der bunte Pullover alles können sollen – und entscheidest Dich dann für ein Garn aus der Basiswolle, die diese Eigenschaften verspricht. Im Folgenden findest Du eine kurze Auflistung der unterschiedlichen Wollarten und ihrer Vor- und Nachteile.
Schafswolle (auch Schurwolle genannt)
- Vorteile: Extrem warm und strapazierfähig, außerdem geruchsresistent
- Nachteile: Wird als kratzig empfunden und darf nur per Handwäsche gereinigt werden
- Geeignet für: Winterbekleidung wie Handschuhe, Pullover, Schals und Mützen.
Lammwolle (Schaf)
- Vorteile: Sehr warm, weich und flauschig
- Nachteile: Reinigung nur per Handwäsche möglich, Verarbeitung aufwändig
- Geeignet für: Warme Bekleidung und Babykleidung.
Merinowolle (Merinoschaf)
- Vorteile: Extrem warm und weich, kann direkt auf der Haut getragen werden.
- Nachteile: Steht bei diversen Tierschutz-Organisationen in der Kritik
- Geeignet für: Warme Bekleidung und Babykleidung.
Baumwolle (Baumwollpflanze)
- Vorteile: extrem langlebig, formstabil, seidiger Glanz
- Nachteile: Relativ hoher Anschaffungspreis
- Geeignet für: Accessoires, leichte Jacken, Tops und (Tisch)decken.
Angorawolle (Angorakaninchen)
- Vorteile: Warm und flauschig
- Nachteile: Schwierige Verarbeitung, steht bei Tierschutz-Organisationen in Kritik
- Geeignet für: Kleidungsstücke, die nicht stark beansprucht werden (z.B. Mützen und Stirnbänder); keine Babykleidung (!)
Mohair (Angora-Ziege)
- Vorteile: Leichteste Naturfaser überhaupt, hoher Tragekomfort, sehr warm.
- Nachteile: Aufwändig in der Verarbeitung, Neigung zum Fusseln.
- Geeignet für: Wärmende Kleidungsstücke und Unterwäsche; nicht für Babykleidung geeignet
Alpakawolle (Alpaka-Kamel)
- Vorteile: Extrem warm, gut isolierend, widerstandsfähig und formstabil.
- Nachteile: Recht kostspielig, da Alpakas nur alle zwei Jahre geschoren werden dürfen.
- Geeignet für: Warme Winterbekleidung.